standort

Nesse-Apfelstädt, OT Apfelstädt, Lkr. Gotha, A: südl. vom Ort an Straße nach Sülzenbrücken, kurz vor Autobahnbrücke östl. auf der Böschung

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Obertägige Maße: Höhe 1,15 m, Br. 0,60, T. 0,30, das zur Malteserform neigende Steinkreuz aus Kalkstein wurde am 23. Mai 1898 auf Veranlassung eines Herrn Seitz errichtet, dessen Sohn hier am 28. Juni 1897 mit dem Fahrrad tödlich verunglückte; das Denkmal ist am unteren Schaft 1970 durch Anfahren abgebrochen, wurde aber von D. Pasche, Apfelstädt am Standort wieder aufgestellt

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirk Erfurt, Weimar 1984, S. 36-37 m. Abb. 57, daraus: 2. W. Linz, Beiträge zur Orts-Chronik von Apfelstädt, Neudietendorf 1902, S. 9-10

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detail hinweistafel v. ort

Apfelstädt B: am westl. Dorfausgang, ‘Schwedenkreuz’    

Obertägige Maße: Höhe 1,05 m, Br. 1,10, T.0,20, das Steinkreuz aus Sandstein mit markant langen Kreuzarmen und Schaftverbreiterung dürfte unwesentlich versetzt worden sein; die Standortangabe in Lit. F. Störzner lautet: ‘etwa 600 m westsüdwestlich des Ortes, am östlichen Rand des Feldweges, der etwa 200 m westlich des Ortsrandes in südliche Richtung von der Landstraße Apfelstädt-Wandersleben abzweigt, von dieser Abzweigung etwa 100 m entfernt’

nachweisliche Flurnamen lauten: ‘Am Creutze’ (1657, Pfarrarchiv Apfelstädt, Flurb.) ‘Beim Creutzchen’ (1696, Gerbing, 1910) nach den Überlieferungen soll hier auf der mittelalterlichen Handelsstraße von Erfurt, die im weiteren Verlauf die Burg Gleichen passiert und gegen den Thüringer Wald zieht, ein Fuhrmann tödlich verunglückt sein; nach anderer liegt hier ein dänischer Obrist begraben, der im Dreißigj. Kriege bei einem Schusswechsel mit zwei Apfelstädtern getötet wurde; die dadurch mutlos gewordenen Söldner sollen abgezogen sein, wobei der Ort verschont blieb (Quelle: Rausch, 1931a)

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, s.o., S. 36 m. Abb. 56, daraus: 2. W. Linz, 1902, S. 14-15, 3. L. Gerbing, Die Flurnamen des Herzogtums Gotha, Jena 1910, S. 41, 4. H. J. Rausch, Die alten Steinkreuze im Stadt- und Landkreis Gotha, Hildburghausen 1931a, S. 8-9, 5. H. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960a, S. 31 Nr. 23, 6. Hinweistafel vor Ort (Thür. Landesamt für archäologische Denkmalpflege, Weimar)

standort

Drei Gleichen, OT Mühlberg, Lkr. Gotha, südöstl. Ortsausgang nach Röhrensee, nordseitig an der Ernst-Thälmann-Straße (Nachbildung)

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detail inschrift

Obertägige Maße: Höhe 0,90 m, Br. 0,71, T. 0,19, nach Frank Störzner befand sich an dieser Stelle ein etwa 400 Jahre altes Steinkreuz unbekannten Ursprungs, das 1842 für nachstehendes Geschehnis zweitverwendet wurde und nach 1971 spurlos verschwand; die Inschrift wurde um 1920-30 eingearbeitet, vorher nur darauf geschrieben: ‘Eine / Mutter und deren Tochter wurden / hier am 8. Juni 1842 vom Blitz / erschlagen’, Rückseite: ‘Diese Stätte ist heilig’ 

Original: Höhe 0,52, Br. 0,52, T. 0,19, Sandstein, griechische Kreuzform, gleichmäßige Balken, grob zugehauener Fuß (Quelle: Lit. F. Störzner, 1984, daraus: Jacobi-Müller-v. Zieten, 1970)

auf Initiative des Kunst- und Kulturvereins Mühlberg e.V. wurde durch den Steinmetz- und Bildhauermeister Frank Ehmig eine originalgetreue Nachbildung geschaffen, die am Sonntag, den 8. 9. 2013 feierlich der Öffentlichkeit übergeben wurde (Quelle: F. Störzner, in: Thüringer Allgemeine v. 4. 9. 2013, Steinkreuz am Mühlberger Ortsrand erinnert an Blitzschlag)

Das Steinkreuz von Mühlberg
Mühlberg ist reich an Sehenswürdigkeiten, einer wechselvollen Geschichte und historischer Tradition, worauf die Einwohner stolz sein dürfen. Trotzdem konnte es geschehen, dass vor fast vier Jahrzehnten ein historisches Kleinod am Ortsrand spurlos verschwand. Vielleicht gelingt es aber doch noch, das Schicksal des steinernen Kreuzes aufzuklären, das zumindest bis Oktober 1972 vorhanden war. Das Steinkreuz - ein Denkmal an einen eigenartigen Unglücksfall. Am Abend des 8. Juni 1842 dürfte es in den Mühlberger Häusern nur ein Gesprächsthema gegeben haben: der nur wenige Stunden zurückliegende Tod einer jungen Frau und deren Tochter. Am Nachmittag hatte sich Friederike Thiel aus Mühlberg mit ihrer Tochter Albertine und einer weiteren, namentlich nicht bekannten Frau auf den Weg in Richtung Röhrensee gemacht. Noch ganz dicht in Ortsnähe geschah das Unglück, von dem später die vierzeilige Inschrift des Steinkreuzes kündete: „Eine Mutter und deren Tochter wurden hier am 8. Juni 1842 vom Blitz erschlagen.“ Karl Heepe, der 1916 als Erster in der heimatkundlichen Literatur über das Denkmal berichtete und es auch außerhalb des engeren Gebietes bekannt machte, konnte seinerzeit in Mühlberg noch eine interessante Geschichte zu dem Vorfall erfragen: „Noch leben in Mühlberg Personen, welche diese Mutter und deren Tochter, beides Mühlbergerinnen, gekannt haben. Das Außergewöhnliche beruht in folgendem: Mutter und Tochter gingen hintereinander her, und zwischen beiden ging eine dritte Frau. Alle drei Personen wurden vom Schlage getroffen. Aber während sich diese dritte Frau wieder erholte, blieben Mutter und Tochter tot. Ist dies schon seltsam, so wird die Angelegenheit durch das weitere noch seltsamer. Eine Schwester der erschlagenen Tochter verheiratete sich später nach Dietendorf. Auch diese Frau wurde 1891 oder 1892 bei einem Gewitter in ihrer Wohnung durch einen Blitzschlag getötet ....“ Das Mühlberger Kirchenbuch bestätigt den Tod der Friederike Thiel im Alter von 32 Jahren, 1 Monat und 4 Tagen sowie ihrer Tochter Albertine im Alter von 10 Jahren, 7 Monaten und 27 Tagen; sie seien „nachmittags 3 Uhr durch den Blitz erschlagen.“ Mit dem Steinkreuz wollten Familie und Freunde das Andenken an dieVerunglückten festhalten.
Das Schicksal des Mühlberger Steinkreuzes
Die Steinkreuze des Drei-Gleichen-Gebietes, in ihrer Aufstellung bis um 1400 zurück reichend, waren im September das Ziel einer Wanderung der evangelischen Kirchgemeinden. Dabei kam das Gespräch mit Herrn Wolfgang Schröter aus Mühlberg zwangsläufig auch auf das vermisste Steinkreuz seines Heimatortes. Es stand ursprünglich am nördlichen Rand der Straße nach Röhrensee, in Höhe der Scheunen, etwa 100 m von den letzten Häusern entfernt. Der pensionierte Erfurter Stadtbaurat Heinz Köber, der 1960 eine erste Bestandsübersicht der Steinkreuze Thüringens publizierte, fotografierte es 1957 noch am Standort stehend, „an Ortstafel“. Als Maße gibt er eine Höhe von 50 cm, Breite von 60 cm und Stärke von 20 cm an. Dem Jenaer Steinkreuzfreund Ernst Fischer verdanken wir ein gutes Foto vom Mai 1964. Seine Standortbeschreibung orientiert sich an markanten Merkmalen der Umgebung: „100 m östlich“ des Wegweisers bei Scheune mit Schützenvogel“. Als der Eisenacher Steinkreuzforscher Erwin Riske aus Eisenach das Kreuz vier Jahre später, 1968, aufsuchte, fand er es „abgebrochen“ und umliegend vor, aber noch immer an Ort und Stelle. Das war 1971 nicht mehr der Fall, denn als Hintergrund ist auf seinem Dia die Wand eines Hauses erkennbar. So lag es noch im Oktober 1972, als ein heimatinteressierter Schüler aus Erfurt nach dem Steinkreuz suchte und es an der vorderen Scheunenecke liegend fand. Das dabei entstandene Foto, aufgenommen mit der Rollfilm-Ercona seiner Eltern, gilt bis heute als letztes Bild des Mühlberger Steinkreuzes. Bei der Erarbeitung des gesamtthüringischen Inventarwerkes der Steinkreuze, deren erster Band 1984 erschien, suchte derselbe Forscher vergebens nach dem Kreuz; auch Umfragen im Ort blieben im Sommer 1982 ohne Erfolg. Der damalige Bürgermeister Fröhlich versagte seine Hilfe nicht und befragte Einwohner. „Leider konnte keiner der Angesprochenen, wozu auch Ortschronist, Kulturbund-Mitglieder und der Naturschutzbeauftragte gehörten, den Verbleib anzeigen. Es wird vermutet, dass Unbefugte das umgefallene Kreuz entfernt haben, da keine Spuren mehr zu finden sind“, fasste er am 16.12.1982 das Resultat zusammen. So bleibt das Schicksal des Steinkreuzes, das 1957 zum geschützten Bodendenkmal erklärt worden ist, bis heute rätselhaft.
 Ausblick
Vielleicht ist es doch noch möglich, das Steinkreuz vier Jahrzehnte nach seinem Verschwinden wieder aufzufinden. Entweder ist es - versteckt, sichergestellt oder im Erdreich versunken doch noch vorhanden, oder aber wäre die Anfertigung einer Nachbildung eine überdenkenswerte Idee. Dem Ort würde damit ein weiterer historischer Akzent hinzugefügt bzw. wiedergegeben, eine weitere Sehenswürdigkeit auf den Karten und Wegweisern vermerkt sein.
(Text: Frank Störzner, Kleinmölsen, in: Amtsblatt der Gemeinde Drei Gleichen, ‘Drei-Gleichen-Bote’, 16. Jg., 23. Oktober 2009, S. 9-10)

Pfarrarchiv Mühlberg, Sterberegister Mühlberg 1828-1853: ‘J. Chr. Luise Friedericke Thiel, geb. Steuber, Gattin des Schneiders Christian Heinrich Thiel im Alter von 32 Jahren, 1 Monat und 4 Tagen am 8. Juni 1842 nachmittags um 3 durch den Blitz erschlagen, dasselbe für W. F. Albertine, Tochter des Ehepaares Thiel, im Alter von 10 Jahren, 7 Monaten und 27 Tagen’ (Quelle: Lit. F. Störzner, 1984)

hinweistafel in situ
foto 1968 e. riske

Foto Erwin Riske, Eisenach, April 1968, abgebrochen am alten Standort

foto 1964 e. fischer

Foto Ernst Fischer, Jena, 1964

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirk Erfurt, Weimar 1984, S. 54, Nr. 93 m. Abb. 111 (1957), daraus: 2. Karl Heepe, Steinkreuze in Thüringen, Erfurt 1915/16, TM 23, 10. Jan., S. 143, 3. K. Kohlstock, Bildstöcke, Heiligenbildnischen, Steinkreuze ..., RuF 2, Gotha 1925a 21 u. 1925b, Pflüger, Monatsschrift für die Heimat 2, S. 503-507, 4. W. Schönheit, Die Steinkreuze in Thüringen, H 2, Jena 1926, S. 55, 5. Heinz Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960a, S. 36, Nr. 501, 6. Walter Saal, Das Alter der mitteldeutschen Steinkreuze (Mord- u. Sühnekreuze), Bezirke Halle/Magdeburg, 1965, S. 18, 7. B. Jacobi-D.W. Müller-J. v. Zieten, Die Steinkreuze und Bildstöcke des Kreises Gotha, Gotha 1970, S. 77-91

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Muehlberg-Steinkreuz, 2. ...gotha.thueringer-allgemeine.de-F. Störzner, Presseartikel v. 4. 9. 2013, 3. ...gemeinde-drei-gleichen.de-Amtsblatt der Gemeinde Drei Gleichen, Drei-Gleichen-Bote, Das Steinkreuz von Mühlberg v. Frank Störzner                  

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