steinkreuz bindersleben andere seite
standort

Erfurt, OT Bindersleben, A: südseitig an der Binderslebener Landstraße, ggü. Einm. ‘Am Kreuzchen’

Obertägige Maße: Höhe 1,0 m, Br. 0,85, T. 0,34, das mächtige Steinkreuz aus Sandstein lat. Form weist unterschiedlich breite Kreuzarme auf; rückseitig partieller Abschlag am rechten Kreuzarm, sowie geringfügige Beschädigungen (Verf.) das Denkmal steht im Verlauf der ehem. Gemarkungsgrenze Erfurt-Bindersleben und diente bis 1950 als Grenzmal; durch Straßenausbau 1965 wurde das bis dahin tief eingesunkene Kreuz unwesentlich nach Süden versetzt; angeblich auf dem Scheitel nur noch schwach erkennbare eingetiefte Grenzkerbe                            (Quelle: Lit. F. Störzner)

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuz in Thüringen, Katalog Bezirk Erfurt, Weimar 1984, S. 46, Nr. 73 m. Abb. 78, daraus: 2. R. Loth, Die Steinkreuze in der Umgegend von Erfurt, Erfurt 1896, S. 86, 3. R. Block, Alte Steinkreuze in Westthüringen, Eisenach 1926, S. 38,    4. H. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960a, S. 30 Nr. 10, Internet: Basisinformationen Stadtportal Erfurt

steinkreuz bindersleben andere seite
detail fluegel
kopie f. stoerzner 1984
detail fluegel

Bindersleben, B: südseitig an Binderslebener Landstraße, ca. 100 m östl. von Objekt A zwischen Fahrbahn u. S-Bahngleise

Obertägige Maße: Höhe 0,82 m, Br. 0,64, T. 0,22, das Steinkreuz aus Sandstein ist 1969 am oberen Schaft zerbrochen und nach Reparatur geringfügig durch Straßenausbau nach Süden versetzt worden (Quelle: F. Störzner) Abschlag unterseitig eines Kreuzarmes, arge Auswitterung; nach Lit. Kreuz soll es sich zusammen mit obigen Steinkreuz um Pestkreuze handeln                      

Deutungsversuch Verf.: diese in Thüringen oft anzutreffende besondere Form von Steinkreuzen got. Epoche, meist gemeinhin als Malteserkreuzform definiert, soll hier folgendem Deutungsversuch unterliegen; das Malteserkreuz, benannt nach dem Malteserorden, ist imgrunde neben seinen Spielarten ein gleicharmiges Kreuz, dessen Enden sich nach außen markant verbreitern und in zwei Spitzen auslaufen; setzt man sich mit der Form des Steinkreuzes eindringlich auseinander, so ist die Aussage Malteserform oberflächlich; in Anbetracht vieler offener Fragen in der Stein- bzw. Sühnekreuzforschung sind derartige schablonenhafte Definitionen fehl am Platze; vielmehr sollte diesbezüglich die mittelalterliche christliche Anschauung als Grundlage dienen; wenn man akzeptiert das Steinkreuze, in der Funktion als Sühnekreuze, durch ihre Form Aussagen über beteiligte Personen eines Tatherganges ausdrücken können, so ist eine figürliche Ausdrucksform christlicher Anschauung durchaus denkbar; die verblüffende Ähnlichkeit der Kreuzarme mit Engelflügel ist kaum zu übersehen - das Steinkreuz stellt die symbolische Inkarnation eines Engels dar, im Sinne dessen Funktionalität; Engel bzw. Erzengel sind nach christlicher Überzeugung Schutzpatrone, Bewahrer der Kirche und geleiten Verstorbene in das himmliche Paradies; s.o. Erzengel Michael mit Schwert und Seelenwaage im Wappen von Odenheim (Verf.)

erstmals werden im Jahre 1620 in den *Verrechtsbücher der Stadt Erfurt zwei Steinkreuze südl. der Binderslebener Straße genannt; schon vorher ist im Bereich der Kreuze der Flurname ‘bei den zwei Kreuzchen’ nachgewiesen, woraus der heutige Straßenname ‘Am Kreuzchen’ entstand; die Binderslebener Straße gab im Mittelalter ein Teilstück einer bedeutenden Via Regia in Thüringen ab, die Alte Königsstraße Paris-Kiew, heute der etwaige Verlauf der B7; von daher ist das Vorhandensein von Stein- bzw. Sühnekreuzen als typisch zu bewerten (Verf.)

*Verrechtsbücher, Verzeichnis der von den Bürgern der Stadt zu leistenden Steuern (Steuer bücher und Grundsteuerkataster, 1493-1875); die Verrechtsbücher sind zusammen mit den Bürgerbüchern (1386-1417, 1555-1666, 1670-1851), den Zinsbüchern (1362-1873) und den Geschoßbüchern (1571-1799) eine wichtige historische Quelle über das mittelalterliche Leben in der Stadt Erfurt (Quelle: Internet: Stadtportal Erfurt) 

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, s.o. S. 46 Nr. 72 m. Abb. 79; daraus: 2. R. Loth, 1896, S. 86, 3. R. Block, 1926, S. 38, 4. H. Köber, 1960a, S. 29 Nr. 9, 5. Fr. W. Kreuz, Es ist ein Kreuz mit den Kreuzen, Erfurt 1969

verschollene Objekte: 1. Bindersleben, Mordkreuz, (H. 0,65 m, Br. 0,70, T. 0,18) ca. 1,1 km westsüdwestl. des Ortes am nördl. Rand der Landstraße nach Gottstedt, am Nessegraben; 1965 durch Anfahren zerstört und abtransportiert; nach der Sage erschlugen sich im Streite zwei Bauern gegenseitig (Quelle: Lit.:1. F. Störzner s.o. S. 47 Nr. 75 m. Abb. 84 s.o., daraus: 2. R. Loth, 1905, S. 141-142 m. Zeichnung, 3. H. Köber, 1960a, S. 30 Nr. 11)

steinkreuz schmira
standort

Erfurt, OT Schmira, A: ca. 1,2 km südwestl. vom Ort an ehem. Weggabel, Gemarkungsgrenze Schmira-Hochheim, ‘Der Lukas’ (Nachbildung)

detail hinweistafel

Obertägige Maße: Höhe 1,25 m, Br. 0,73, T. 0,20, das originale ‘Der Lukas’ genannte sandsteinerne Kreuz wurde um 1972 im Zuge der Einebnung des hier abzeigenden Feldweges unverständlicherweise zerschlagen und beseitigt; es war bereits durch Abschlag eines Armes verstümmelt, das Resultat eines Aberglaubens: im 19. Jh. schlugen Schmiraer Bauern einen Arm ab um die Bruchstücke in ihre Ställen zu verbringen, damit das Vieh gesund bleibe (Lit. F. Störzner) bei Flurumzügen bis 1850 wurde am Kreuze aus dem Lukas-Evangelium gelesen, von daher rührt die Bezeichnung ‘Der Lukas’ her (Lit. Hillmann, 1927) die Nachbildung mit Hinweistafel wurde 2002 auf Initiative des Vereins Natur- und Heimatfreunde Schmira von der Teilnehmergemeinschft der Flubereinigung Schmira errichtet

Quellangaben: Lit.: 1. F. Störzner s.o. S. 49, Nr. 79 m. Abb. 82, daraus: 2. R. Loth, 1896, S. 86, 3. R. Hillmann, Feldkreuze und Flurgänge, Erfurt 1927, 4. H. J. Rausch, Steinkreuze im Kreis Gotha, Gotha 1931a, S. 17-18, 5. H. Köber, 1960a, S. 30, Nr. 16

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