vasmerskreuz bremen
standort
detail inschrift

Bremen, A: östl. Stadtgebiet, Beim Steinernen Kreuz (Str.) ‘Vasmerkreuz’ (Nachbildung, Original im Focke-Museum)

Maße: Höhe ges. 3,50 m, Kr. 2,13, 0,85, 0,21, das aus einem Stück gearbeitete Steinkreuz lat. Form aus Sandstein steht auf einem sechseckigen gemauerten Fundament, das oben mit der originalen Sockelplatte abschließt; sie zeigt folgende zweizeilig umlaufende got. Minuskelinschrift: ‘In deme iare unsers heren m cccc an deme xxx iare des dinxedaghes vor iohanis baptiste ward her johan vasmer borghermester hir ghedodet. biddet got vor de sele.’ das Denkmal steht an der ehem. Richtstätte nahe des Paulskloster (1523 abgerissen), vor dem Ostertore, wo am 20. 6. 1430 der Bürgermeister Johan Vasmer nach einem zweifelhaften Prozessverlauf hingerichtet wurde; 1435 erreichte sein Sohn beim Kaiser dessen Rehabilitation und die Stadt Bremen musste sich verpflichten ein Sühnekreuz aufzustellen, mit der Inschrift: ‘Hier liegt der unschuldige Vasmer’

Sühnekreuz für den hingerichteten Bürgermeister Johann Vasmer: 1426 erzwangen Bremens Bürger den Rücktritt des Rats, um dessen Zusammensetzung selbst zu bestimmen. Ein neuer Rat wurde gewählt und 1428 ein neues Ratswahlrecht verkündet, das die Beteiligung von Bürgervertretern vorsah. Wegen dieser Umwälzung war Bremen inzwischen aus der Hanse ausgestoßen worden. Außerdem wurde es in die Reichsacht erklärt. 1430 entwich Bürgermeister Johann Vasmer aus der Stadt, um sich den Gegnern des neuen Rats anzuschließen wurde jedoch ergriffen und vor dem Ostertor enthauptet. Schließlich lenkte der neue Rat ein: Die Eintracht von 1433 ersetzte die Verfassung von 1428 und bedeutete im wesentlichen die Rückkehr zu den alten Verhältnissen. Bremen wurde wieder in die Hanse aufgenommen. Erst 1436 erreicht sie die Lösung aus der Reichsacht nach erheblichen Sühneleistungen. Zu ihnen gehörte die Errichtung des Kreuzes an dem Platz, wo Vasmer hatte sterben müssen. Auf beiden Seiten sieht man den Gekreuzigten und die Symbole der Evangelisten, unten mit Wappen des betenden Johnann Vasmer. Die niederdeutsche Umschrift der Sockelplatte fordert Vorübergehende auf, für dessen Seelenheil zu beten. (Quelle: Focke Museum Bremen, Schwachhauser Heerstr. 240)

Quellangaben: Lit.: 1. Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 25-26 m. Abb. Nr. 2919. 1, daraus: 2. W. v. Bippen, Aus Bremens Vorzeit, Aufsätze zur Geschichte der Stadt Bremen, Bremen 1885, S. 48, 3. A. Küthmann, Eine neue Beurteilung des Vasmerschen Prozesses (1430) in: Bremisches Jahrbuch, Bd. 18, S. 116, 4. R. Pohl-Weber, Kunst und Museen in Bremen und Bremerhaven, 4. Jg., Heft3/4, S. 3-4, Bremen 1977, 5. Focke-Museum, Schwachhauser Heerstr. 240, Hinweistafel

spuckstein bremen
margarete gottfried gesche

Bremen, B: Domhof, ca. 25 m vor Nordseite St. Petri Dom, oberer Teil Marktplatz, im Pflaster eingelassen, ‘Spuckstein’

Maße: 0,4 m-0,4, der einfache Basaltstein bezeichnet den Platz der letzten öffentlichen Hinrichtung der Stadt Bremen am 21. April 1831, wo der Giftmörderin Gesche Margarete Gottfried, geb. Timm, vor 30 000 Zuschauern, das Haupt abgeschlagen wurde; der 46 jährigen Bremerin wurden mindestens 14 Giftmorde nachgewiesen; unter den Toten waren u.a. ihre Eltern, ihr Bruder, ein Verlobter, zwei Ehemänner und sogar drei eigene Kinder; bald darauf setzte man zur Erinnerung an das makabre Ereignis den Kreuzstein und in unmittelbarer Nähe einen zweiten, inzwischen jedoch verschwundenen Stein, der nach Urkundenangaben den Mittelpunkt des abgeriegelten Verkehrs bezeichnete (vermutl. den Platz des Richtertisches oder Schafottes) mancher Bremer verübte seither beim Vorübergehen die Spucksitte zum Zeichen der Abscheu; dies bewegte 1932 einen Mann, wohl aus Abneigung gegen den aufkommenden Nationalsozialismus, die Kreuzenden durch Winkelschläge in ein Hakenkreuz zu verwandeln; kurze Zeit später wurde der Stein ins Focke Museum verbracht, doch bereits 1935, auf Initiative des Rechtshistorikers Prof. Dr. Freiherr Eberhard von Künßberg, nach Abschleifen der alten Oberfläche mit neuem gleicharmigen Kreuz versehen, an den alten Platz zurückversetzt  

Quellangaben: Lit.: 1. Müller-Baumann s.o. S. 24-25 m. Abb. Nr. 2918.1, daraus: 2. W. Funk, Alte deutsche Rechtsmale, Sinnbilder und Zeugen deutscher Geschichte, Bremen/Berlin 1939, S. 105, 3. E. Grohne, Der Gesche-Gottfried-Stein auf dem Domfriedhof in Bremen in rechtsgesch. u. volkskundl. Sicht, in: Heimat u. Volkstum, Nieders. Jahrbuch, Bremen 1956, S. 44, 4. J. Freudenreich, Freie Bahn durch Arsen, in: Monatsmagazin der Wienerwald Gruppe, München 1981, S. 51, 5. Focke Museum, Bremen

kreuzstein bremen kreuzstein bremen
st. martini-kirche bremen

Bremen, C u. D: Altstadt, St. Martini Kirche, außen vermauert

standort st. martini kirche standort st. martini kirche

nach Auskunft der Kirchgemeinde St. Martini ist über beide Objekte auch in spezieller Lit. nur wenig bekannt; dabei handelt es sich um Replikate, wobei die Originale im Innenraum der Kirche (Nord- u. Südwand) zu besichtigen sind; s. Beschreibungen von Rudolf Stein:

Kreuzigungsgruppe an der Nordseite des Turmes (zur Martinistr. hin):
Das gotische Sandsteinrelief stammt aus der Zeit um 1440 (es wird vermutet, dass es schon am Ende des 13. Jahrhunderts geschaffen sein könnte). Das Relief stellt Sonne und Mond in der Trauer über den gekreuzigten Jesus Christus dar. Die ebenfalls trauernden Maria und Johannes stehen neben dem Kreuz. ‘Die naiv anmutende Darstellung des Gekreuzigten, Maria und Johannes vermitteln dennoch den Eindruck ergreifender Größe. Das Relief ist durch ein Hauszeichen (Signatur des Künstlers, der nicht bekannt ist) in einer Schildbegrenzung als Epitaph gekennzeichnet’ Die flächige, volkstümliche Darstellung lehnt sich an die frühen Holzschnitte an. Bei dem sich jetzt an der Turmseite befindlichen Relief handelt es sich um ein Replik, das Original wurde vor ca. 25 Jahren abgenommen und an der Nordwand im Kirchenraum angebracht, um den Sandstein vor weiteren Verwitterungen zu schützen. Aus welchen Gründen das Relief früher am Turm angebracht wurde ist nicht bekannt.

Beurteilung des Verf.: Sonne und Mond, als trauernde Elemente dieser Kreuzigungsgruppe, ist in Frage zu stellen, vielmehr ist nach christlicher Weltanschauung von der symbolischen Darstellung der irdischen Welt als Ganzes auszugehen, deren höchster Richter, König und Herrscher Jesus Christus ist (Verf.)       

Kastenrelief an der Westseite am Strebepfeiler, rechts neben dem Eingang zum Gemeindehaus: ‘Die Nische des Reliefs wird von einem Korbbogen abgeschlossen und ist 1474 datiert (anno dm. mcccc lxxiiii). Ganz anders ist in ihm die gedrängte Fülle der drei Gestalten angeordnet wie es dem spätgotischen Empfinden entsprach, das auch im Faltenwurf der Gewänder von Maria und Johannes zum Ausdruck kommt’  

Quellangaben: Lit.: 1. Kirchgemeinde St. Martini, Bremen, 2. Rudolf Stein, Autor, 3. Juergen Howaldt, Foto St. Martinikirche, Bremen, in: ...wikipedia.org

verschollene Objekte: Bremen, drei Sühnesteine, vermutlich zuletzt im Lapidarium des im Jahre 1944 zerstörten Historischen Museums an der Großen Straße (Stephaniviertel), die 1908 in Rockstedt (Selsingen, Lkr. Rotenburg  /Wümme) bei Feldarbeiten gefunden wurden; später als sog. ‘Sammlung Hoins, Sittensen’ an das Museum Bremen übergeben, doch im heutigen Fockemuseum nicht mehr auffindbar; Beschreibung: ‘drei Sühnesteine, platt, von 20-25 cm Durchmesser, erster Stein das Jahr ‘1551 TVB’, auf der anderen Seite ein Pferd mit Reiter, daneben zwei Gestalten (die Mörder), zweiter Stein oben ‘TVB’, darunter eine Leiche auf einem Viereck - soll wohl Sarg darstellen - und zwei Trauernde, dritter Stein Hinrichtung des Mörders’, vermutlich handelt es sich um drei Bruchstücke einer einstigen schlanken Stele (Quelle: Lit. Ahrens, 1964, S. 180) 

Quellangaben: Lit.: 1. Müller-Baumann s.o. S. 25, Nr. 2918.3-5, daraus: 2. P. Ahrens, Sühnesteine in Rockstedt, in: Stader Jahrbuch, NF Heft 54, 1964, S. 180 

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