kopie b. losch 1981

Buchen (Odenwald), Lkr. Neckar-Odenwald-Kreis, C: OT Götzingen, im Ort, südl. der Schule, 'Thingstraße Nr. 28', westl. des Friedhofes an der 'Lindenstraße' (Bereich ehem. Thingstätte), Steinkreuz

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), Steinkreuz lat. Form aus Sandstein mit gerundeten Enden, im Kreuzungsfeld, linear eingetieft, die kaum mehr erkennbare Darstellung eines sechsspeichigen Rades (Involvenz Fuhrmann);  *unterschiedliche Kreuzarmlängen

Ang. B. Losch, 1981: 'Standort: TK 6522 Adelsheim R 28600 H 84360, Flst. 2. In der Anlage bei der alten Dorflinde. Beschreibung: Sandstein. Linker Arm größtenteils abgeschlagen. Kopf und rechter Arm durch Beschädigung stark abgerundet. Maße: Höhe 1,60 m, Br. 0,78, T. 0,20. Form: Ausgeglichen. Tendenz zu langen breiten Balken. Schaftende läuft seitlich aus. Zeichen: Großes mehrspeichiges Rad, Ring in doppelten Konturen; kaum mehr zu erkennen. Datierung: ca. 15./16. Jh.’ (Textkopie B. Losch, 1981)

Götzinger Linden
Die Linde ist nicht nur der Wappenbaum des Buchener Stadtteiles Götzingen – das 1908 geschaffenen Wappen der bis 1975 selbständigen Gemeinde zeigt eine Linde mit Wappenschild vor silbernem Hintergrund –, sondern ist mit der Historie Götzingens untrennbar verbunden. Viele Generationen lang stand die sagenumwobene, lindenbestandene Thingstätte aus der Germanenzeit als markantes und dorfbildprägendes Mahn- und Naturdenkmal oberhalb Götzingens. So schrieb Emil Öppling 1935 in seinem „Forum Götzingen“ „… aus alemannisch-fränkischer Zeit grüßen noch heute die alten Linden ins Tal hinab und künden, dass hier in grauer Vorzeit eine Thingstätte unsere germanischen Vorfahren zu Rat, Opfer und Gericht vereinigte …“. Bei den Germanen fand unter Linden das Thing statt. Bürgerversammlungen und Gerichtsverhandlungen wurden ebenfalls bevorzugt im Schatten dieser mächtigen Freiheitsbäume abgehalten. Diesem Umstand verdankte auch Götzingen seine „tausendjährigen Linden“. Fünf Baumriesen bildeten und beschatteten an herausgehobenem Standort hoch über dem Dorf die Thing- und Kultstätte. Heute ist keine mehr davon erhalten. Die ersten beiden mussten 1893/94 beim Schulhausbau weichen – es gab damals noch keine Naturschützer und keine Bürgerinitiativen. Sicher stellt sich heute die Frage, ob es eine glückliche Entscheidung war, die Schule bei dieser Kult- und Opferstätte zu erbauen und dafür zwei der Baumriesen zu fällen. In der Grundsteinniederschrift vom 5. Juni 1895 wird dokumentiert: „… Bei der Wahl des Bauplatzes wurde vor allem ins Auge gefasst, einen passenden, gesunden und billigen Platz zu erhalten. Die Wahl fiel auf den schönen, reizend bei den tausendjährigen Linden gelegenen, freien, der Gemeinde gehörenden Platz. Wie trefflich diese Wahl war, wird die Erfahrung in späteren Jahren lehren …“. Bei der ersten Schulhauserweiterung 1913/14 konnten die restlichen drei Bäume zwar noch erhalten werden, dem Um- und Erweiterungsbau 1963/65 jedoch fielen dann zwei weitere zum Opfer. Allerdings war eine davon bereits in hoffnungslosem Zustand und nicht mehr zu retten. Seine fünfte und letzte Linde verlor Götzingen im Jahre 1985. Sie war so stark geschädigt, dass sie selbst durch Baumchirurgen nicht mehr zu retten war, ja gar eine Gefahr für spielende Kinder darstellte. Am 9. April 1985 fiel die fünfte Linde. Allerdings weiß niemand, wie alt die „tausendjährigen“ Linden tatsächlich waren – wirklich schon über 1000 Jahre oder vielleicht noch nicht ganz.

Steinkreuz
Inmitten dieser Thingstätte stand auch das älteste Zeichen christlichen Glaubens auf Götzinger Gemarkung – ein stark verwittertes Steinkreuz in lateinischer Form. Aus dem 15./16. Jahrhundert stammend, weist es seine Deutung erschwerende Beschädigungen auf. Den christlichen Hintergrund der Denkmalsetzung jedoch unterstreicht das Zeichen in der Vierung des Kreuzes. Dieses zeigt einen in Resten erkennbaren erhaben herausgearbeiteten Kreis, vermutlich mit Speichen, was auf das sechsspeichige Rad als Hoheitszeichen des Erzstiftes Mainz hindeuten dürfte. Ebenso denkbar wäre aber auch ein Wagenrad als Berufszeichen eines Wagners oder als Hinweis auf einen Unfall mit einem Wagen. Der Volksmund allerdings definiert den ursprünglichen Standort des Kreuzes als Ort, „… an dem jemand, vermutlich ein Zigeuner, wegen seiner Vergehen lebendig begraben worden sein soll“. Der früher beim Vorübergehen an diesem Platz ausgesprochene Vers „Benedickdich, duck dich ins Loch!“ könnte eine Bestätigung dieser Überlieferung sein. Jedenfalls weist dieses Mahnzeichen weit in die Dorfgeschichte zurück. Es steht nun nach mehreren Standortwechseln im Gefolge der Schulhausbauten wieder ganz in der Nähe seines ursprünglichen Standortes – jetzt allerdings zusammen mit einem gewaltigen Sandsteinfindling als Erinnerungsmal – unter den Zweigen einer jungen Linde, die 1987 anlässlich der Heimattage und der Rathauseinweihung als Erinnerung an die vergangenen Baumriesen und die ehemalige Thingstätte gepflanzt wurde. (Textkopie, Quelle: ...wikipedia.org-wiki-Götzingen-Götzinger Linden-Steinkreuz)

*unterschiedliche Kreuzarmlängen: die oft in einschlägiger Literatur zu lesende Beurteilung unterschiedliche Längen der Kreuzarme sei das Resultat von Verstümmelung, dürfte wohl die naheliegenste sein, doch hinsichtlich vieler Beispiele von Steinkreuzen mit unterschiedlich langen Kreuzarmen, die jedoch ohne erkennbare Beschädigung bzw. Nacharbeitung verkürzt enden, kann von einer so gewollten Steinmetzarbeit ausgegangen werden - in dieser Asymmetrie soll sich der figürliche Ausdruck der Negation einer Untat bzw. des Täters wiederspiegeln; genauso verhält es sich mit Steinkreuzen, die nachweislich im ‘Schrägstand’ ursprünglich aufgestellt wurden; Steinkreuze mit einem längeren Kreuzarm werden auch zuweilen in der Literatur mit einer richtungsweisenden Funktion in Verbindung gebracht, die jedoch ursprünglich gewollt nicht belegbar ist (unterschiedl. Armlängen: z.B. SN-Gopplasgrün / BY-Oberpfalz-Lohnsitz; Schrägstand: SN-Theuma / NI-Wimmer) (Verf.)

Quellangaben:  Lit.: 1. Bernhard Losch, Sühne und Gedenken - Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S. 162, Buchen III, Stadtteil Götzingen m. Abb. 259 (Kopie), S. 43

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Götzingen-Götzinger Linden, Steinkreuz (Textkopie)

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kopie b. losch 1981

Buchen (Odenwald), Lkr. Neckar-Odenwald-Kreis, D: OT Hollerbach, ostseitig an der 'Unterneudorfer Straße', nahe nördl. der Kreuzung 'Am Weinberg' - 'Obere Gärten', Steinkreuz

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), parallelkantiges Steinkreuz lat. Form aus Sandstein mit markanter lochartiger Eintiefung am unteren Schaft, die als Abriebsmal deutbar ist, s. Einf. (Verf.)

Ang. B. Losch, 1981: 'Standort: TK 6421 Buchen (Odenwald) R 20330 H 86640, Flst. 175/7. Rechts am Ortsausgang Richtung Unterneudorf in einer Baumwiese. Beschreibung: Sandstein, Bearbeitungsspuren. Links am Schaftansatz löcherige Verwitterung. Maße: Höhe 1,15 m, Br. 0,99, T. 0,20. Form: Langbalkig, regelmäßig. Balken minimal verbreitert. Datierung: ca. 17./18. Jh. Volkstümliche Überlieferung: 'Früher kamen die Schäfer der Gegend am Wendelinustag in Hollerbach zusammen.  Drei von einer solchen Versammlung heimkehrende Schäfer stritten sich und stachen aufeinander ein. Einer starb am Kreuz in Hollerbach, der zweite am Platz des Unterneudorfer Kreuzes - (heute verschwunden) -, der dritte am Rumpfener Kreuz' (Mudau VII). Eine zweite Sage berichtet, es hätten zwei Bäcker sich einander erstochen' (Textkopie B. Losch 1981)

Quellangaben: Lit.: 1. B. Losch, 1981, S. 163, Buchen VI, Stadtteil Hollerbach m. Abb. 261 (Kopie), S. 34, daraus: 2. Max Walter, Die Steinkreuze des östlichen Odenwaldes, Buchen 1920, S. 11 u. Vom Steinkreuz zum Bildstock (Bad. Steinkreuzforschung), Karlsruhe 1923, S. 29

Internet: 1. ...commons.wikimedia.org-wiki-File: Hollerbach-Steinkreuz.jpg, Foto v. 29.6.2019 (Kopie), Urheber: 'Granpar' (Eig. Werk) Liz.-Nr. CC BY-SA 3.0

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