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Tritt der Stadtwanderer in Rom, vielleicht nach dem Besuch der eindrucksvollen Ruinen der Caracalla-Thermen, hinaus auf die Via di Porta San Sebastiano, so wird wohl nur der sachkundige wissen, dass er sich auf einer der berühmtesten und ältesten befestigten Straßen Europas befindet - der Via Appia. Ihre Entstehung geht in altrömische Zeit zurück, wie alle wichtigen Fernstraßen, z.B. die Via Flaminia oder Via Claudia im Norden, begann sie am Forum Romanum, dem politischen Zentrum Roms, zu Füßen des Kapitolsberges. Sie ist nach dem Censor Appius Claudius Caecus benannt, der sie noch vor 312 v. Chr. als wichtige Magistrale in Richtung Süden bis Capua führen ließ. Bereits um 190 v. Chr. verband sie Rom mit Brindisi an der Adria, dem wohl bedeutensten Kriegshafen der Römer, hier steht auch der abschließende Meilenstein. Auf Grund ihrer einstigen Konzeption im Bereich der Stadt Rom erlangte die Via Appia besondere Bedeutung, in einem Teilstück gab sie die Via Triumphalis ab. Nach altem Brauch, später Order, war es den siegreichen Feldherren nur erlaubt über diese Straße, von Süden her, nach Rom einzuziehen um den Triumph empfangen zu können. Diese Erhebung veranlasste die reichsten und angesehensten Adelsfamilien Roms ihre Grabmale an der Via Appia zu errichten. Das Gesetz schrieb vor die Toten außerhalb der Stadtmauer zu bestatten, wobei es sich hier um die abgegangene Servianische Mauer handelt, die etwa das heutige Stadtzentrum umschloss, erbaut von König Servius Tullius nach dem Einfall der Gallier 397 v. Chr. Daraus erklärt sich die Tatsache Grabmale noch vor der weiter außerhalb gelegenen, heute noch vorhandenen Aurelianischen Stadtmauer anzutreffen, von Kaiser L. Domitius Aurelian 271 n. Chr. begonnen, wie etwa wenige Schritte vor der Porta San Sebastiano, auch Porta Appia genannt - Die Grüfte der Scipionen |
In diesem Bereich zur Porta Latina hin erstreckten sich die Gärten der Scipionen mit dem östlich an der alten Via Appia gelegenen, halben Fußballfeld großen Areal der Grabhäuser. Hierbei handelt es sich heute um einen zur Straße hin mauerbegrenzten Hügel auf dem, über eine Treppe, eine kleine Parkanlage zu erreichen ist. Der Stadtwanderer steht auf den unterirdisch angelegten, nur zum Teil ausgegrabenen Grabstätten mit Sarkophagen der Scipionen. Weiter durch die Porta S. Sebastiano kehrt er der gewaltigen Aurelianischen Stadtmauer den Rücken und setzt seinen Weg ab hier auf der Via Appia Antica genannten Straße fort, hinaus in die Campagna. Seine Wanderung gleicht nun einer Zeitreise, denn je weiter er der alten Staße folgt, desto jüngeren Datums reihen sich die einzelnen Grabstätten zu beiden Seiten in gebührenden Abständen aneinander. Die eindrucksvollsten Monumente sind etwa der weithin sichtbare Rundbau des Grabmales der Cäcilia Metella, Kilometer 3, sowie der Casale Rotondo bei Kilometer 7,9 |
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In den Jahren nach der Niederlage von Cannae änderten die Römer zunächst ihre Strategie der Kriegsführung, betrieben eine passive Politik, indem sie ihre Stützpunkte und Bundesgenossen des Mittelmeerraumes verstärkten bzw. unterstützten. Damit verlegte man die Nachschubwege Karthagos, obwohl sich dort längst die Machtverhältnisse verändert hatten und die neue Elite begegnete eher mit Gleichgültigkeit dem fernen, Jahrzehnte lang abtrünnigen Feldherrn. Vergeblich wartete Hannibal auf Verstärkung aus der Heimat und suchte nun neue Bundesgenossen zu gewinnen. Im Winter 212 nahm er Tarent, Metapont, Herakleia und Thurioi in Besitz. Indessen gewannen die Römer 214 Casilinum zurück, sowie 213 Arpi in Apulien und schlossen 212 das puniertreue Capua ein. Als Hannibal 211 zum Entsatz heranrückte, vermochte er den Belagerungsring nicht zu sprengen und wähnte, in seinem Zug bis auf Sichtweite Roms, die Römer zum Abzug zu verleiten. Hannibal ante portas ! - H. vor den Toren ! - war Schreckensruf jener Tage, doch das erhoffte Resultat neue Waffengefährten zu finden sowie das Ablassen der Römer von Capua stellte sich nicht ein. Sicher schien dem Mann des Feldes die Unternehmung das stark befestigte Bollwerk Rom anzugreifen als zu gewagt, er zog wieder nach Süden ab. Währenddessen fiel Capua und die Römer hielten grausames Strafgericht, fast alle führenden Personen der Stadt wurden hingerichtet, die Bevölkerung in die Slaverei verkauft. Im Jahre 209 ging der 80 jährige Q. Fabius Maximus gegen Tarent vor, das durch Verrat in seine Hand fiel. Obwohl die Lage Hannibals sehr schwierig geworden war, erwies er sich in offener Feldschlacht noch immer überlegen. So besiegte er 210 C. Fulvius Centumalus bei Herdonia in Apulien und 208 Claudius Marcellus in Lukanien, doch die entscheidende Wende des 2. Punischen Krieges bahnte sich auf den Schauplätzen außerhalb Italiens an. |
Bereits seit 218 setzten sich die Römer unter P. C. Scipio, d. Ältere, dem gleichnamigen Vater und dessen Bruder Cnaeus Scipio in Spanien fest. Von Tarraco aus (Tarragona, nordöstl. Spanien) zogen sie nach Süden, errangen 217 einen Seesieg an der Mündung des Ebro unter Beteiligung der Massalioten und brachten Sagunt in römische Hand. Diese Erfolge riefen den Befehlshaber der Karthager in Spanien Hasdrubal auf den Plan, neben Hanno, und Mago der Bruder des Hannibal. Er schlug 211 vollständig, die voneinander getrennt ziehenden Heere der Scipionen, wobei beide im Kampf fielen. Die Römer wussten um die Bedeutung Spaniens als wichtiges Aufmarschgebiet der Karthager und setzten alles daran dieses Land unter ihre Herrschaft zu bringen. Die ruhmreiche Zeit des Publius Cornelius Scipio, d. Jüngere, begann. |
Nach dem Tod seines Vaters erhielt der erst 26 jährige C. Scipio den Oberbefehl in Spanien, von Ostia aus, dem Kriegshafen Roms, setzte er 210 mit einer schlagkräftigen Armee an die Küste Kataloniens über und schon 209 gelang ihm die Einnahme des wichtigsten Waffenplatzes der Karthager Carthago Nova, Neu-Kathago (Cartagena) Auf seinem weiteren Vormarsch nach Westen traf er 208 bei Baecula siegend auf Kontigente des Hasdrubal, doch konnte er dessen Abzug in Richtung Norden und weiter über die Alpen zum Entsatz seines im tiefen Süden verharrenden Bruders Hannibal nicht verhindern. Bei Ilipa 206 schlug er den Feldherrn Mago, worauf die Karthager Gades (Gebiet um Gibraltar) räumten. Scipio kehrte zu Schiff nach Rom zurück, Mago wich auf die Balearen aus und begann 205 an der Ligurischen Küste in Norditalien einen Kleinkrieg mit unbedeutenden Ausgang. Hasdrubal erschien 207 in Oberitalien, wohl auf dem selben Weg wie vorher sein Bruder, wo er ebenso regen Zulauf von keltischen Stämmen erhielt. Ohne Rücksicht auf Hannibal zu nehmen zogen die beiden Konsuln dieses Jahres M. Livius Salinator und C. Claudius Nero, vorerst getrennt, von Süden gegen ihn heran, wobei des letzteren Verhalten, einem Schachzug gleich, von entscheidender Bedeutung war - In richtiger Einschätzung der Lage stieß er mit 10 000 Legionären, einem Teil seiner Truppen im tiefen Süden Italiens gegen Hannibal, nach unglaublichen Eilmärschen noch rechtzeitig zu seinem Kollegen, der bereits am rechten Ufer des Flusses Mataurus (Metauro) bei Sena Gallica (nördl. Adriaküste) sein Lager aufschlug, gegenüber Hasdrubal. Als die Standartenfanfare zweimal erscholl, wusste der Punier bestürzt um die Bedeutung - es befanden sich zwei Feldherren im Lager der Römer, gegen die er zu Felde ziehen musste. Den 30 000 auf punischer, standen um die 37 000 Kämpfer der konsularischen Seite gegenüber, mit leichter Übermacht der Reiterei zu Gunsten der Römer. Die Frontlinie der Formationen beider Heere lag etwa rechtwinklig zum Fluss und die Schlacht begann, ganz nach dem Vorbilde Hannibals, denn die Römer hatten dazu gelernt. Der den linken Flügel einnehmende Cl. Nero ließ die dort stehende schwere Reiterei die südliche Flanke des Feindes umgehen und im Rücken der Fußtruppen angreifen, währenddessen L. Salinators Reiter gegen die rechte Flanke und die Fußtruppen auf das Zentrum vorgingen. Die punische Reitermacht, zur Teilung gezwungen und damit geschwächt, wurde besiegt. Diese unerwartete Eröffnung sowie die Undiszipliniertheit der großen gallischen Auxilienkontigente Hasdrubals, man sprach am Vorabend arg dem Weine zu, trug nicht unwesentlich zur vernichtenden Niederlage und dessen Tod bei. Nach der Überlieferung ist sein abgeschlagenes Haupt an das Lager Hannibals überstellt worden. Der Kampf um Italien war entschieden, Hannibal beschränkte sich noch weitere vier Jahre auf die Behauptung des süditalienischen Bruttium |
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Nachdem C. Scipio im Jahr 205 zum Konsul gewählt und mit Sizilien betraut wurde, setzte er 204 von Lilybäum aus nach Afrika über und landete mit einem starken, nun auf den Gegner eingestellten Heer, bei Utica in der Nähe Karthagos (Nordtunesien) Er verstand es einstige Bundesgenossen der Punier auf seine Seite zu ziehen, wie den numidischen Fürsten Masinissa, der mit seiner vorzüglichen Reiterei in römische Dienste trat. Auf den sogenannten Großen Feldern, schlug er ein vereintes Heer der Karthager mit dem Fürsten Syphax, ein Rivale des Masinissas und nahm den angebotenen Waffenstillstand 203 an, mit den Forderungen Mago und Hannibal aus Spanien und Italien abzuberufen. Hannibal ließ vor seiner Abfahrt in Croton, Bruttium alle Italiker seines Heeres niedermetzeln, die nicht mit ihm ziehen wollten und setzte 203 nach Leptis an der Kleinen Syrte über (Nordosttunesien) Seine Ankunft, ungeschlagen, nach 36 Jahren in der Fremde schien der karthagischen Sache eine günstige Wende zu geben. Zahlreiches Kriegsvolk stieß zu ihm, doch schnell erkannte er die Untüchtigkeit des zusammengerafften Haufens und letztlich bot er mit seinem in die Jahre gekommen und dezimierten Heer billigen Frieden an. Doch die in einem Treffen beider Feldherren von Scipio geforderte, vollständige, bedingungslose Kapitulation Karthagos wollte der eingeschworene Römerfeind nicht bewilligen. In der weiten Ebene von Zama Regia bezogen die Heere am 19. Oktober des Jahres 202 Stellung (nördl. Hinterland Tunesiens) Neben der doppelten Übermacht der Legionen stand mit Beitritt des Masinissa eine dreifach überlegene Reiterei im Felde. Hannibal bot die höchste Kraft seines Genies und seiner Geistegegenwart auf, doch an diesem Tag war den Römern nichts entgegen zu setzen. Nach der vernichtenden Niederlage setzte er sich an den Hof des König Antiochus III. von Syrien ab, einer der größten Römerfeinde jener Zeit. Karthago verlor seine Eigenständigkeit, beugte sich dem Diktat Roms - das Ende des 2. Punischen Krieges |
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das Treffen des Cornelius Scipio und Hannibal vor der Schlacht bei Zama Regia |
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Quellangaben: Verf. frei nach Lit.: 1. Horst Dieter-Rigobert Günther, Römische Geschichte bis 476, 2. Aufl., Berlin 1981, S. 73, 77-84, 88, 93, 2. Hans-Joachim Fischer, Rom, Dumont Kunst-Reisefüher, 1996, 3. Lexica allgemein |
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