Frankfurter-, Bremer Weg - Via Regia

frankfurter weg levernsiek

eines der ältesten Fern-, Handels- und Heerwege des norddeutschen Raumes, der Unterweser mit dem Rhein-Main-Gebiet verband, ist der sog. Frankfurter- oder auch Bremer Weg, im Grunde ein Hellweg in Nord-Süd-Richtung, der durch mittelalterliche Privilegien auch als *Via Regia (Königsstraße) bezeichnet wird; seine Ursprünge liegen in frühgeschichtlicher Zeit, bereits im Altertum als Zinn- und Bernsteinstraße bekannt; die Altstraße zieht aus dem Bremer Raum rechts der Weser, etwa auf einer Linie Verden-Nienburg-Stolzenau-Petershagen, nach Süden, wo bei Porta Westfalica das Wesergebirge erreicht wird; östl. von Minden bei Notthorn, vermutlich der alte ‘Nothturm’ der Mindener Landwehr, kreuzte der ‘Hellweg vor dem Sandforde’ eine alte Handelsstraße in Ost-West-Richtung, die sich weiter östlich mit dem ‘Hellweg unter dem Berg’ traf und in die Region Hannover bzw. Hildesheim führte; letzterer Fernweg kam aus dem Emsland und verlief unmittelbar an der Nordseite von Wiehen- und Wesergebirge, wo er im Orte Lerbeck (Weserdurchbruch, Nordseite Jakobsberg) nach Passage der Weser über die ‘Aulhauser Furt’ (nördl. Weserdurchbruch) den Frankfurter Weg kreuzte; hier, etwa halbwegs zwischen den Orten Lerbeck und Nammen, gibt der heutige zum Kamm des Wesergebirges ziehende Waldweg ‘Levernsiek’ ein Teilstück der einstigen Altstraße ab, s.o., wo er wenig westl. des ‘Nammer Lager’ einer germanischen Wallburg, den ‘Königsweg’ genannten Kammweg kreuzt; eine direkte Passage am ostseitigen Weserdurchbruch Porta Westfalica war erst 1847 mit der Fertigstellung der Coeln-Mindener Eisenbahn möglich, da bis dahin schroffe Klippen bis hart an das Flussufer reichten; nahe der ausgegangenen Schalksburg (Hausberge) und weiter über Holzhausen im Gebiet des Großen Weserbogen nutzt der Frankfurter Weg die seit alter Zeit her bekannte, viel frequentierte Furt bei Vössen (Porta Westfalica) nur einen Steinwurf südl. der heutigen Weserquerung der Autobahn 2 (s.u. Blick vom westl. Ufer u. Weserstr., Rehme u. weiterführendes Teilst.) nach Passage der Weser zweigte ein alter Fernweg nach Westen ab, der über die nahe gelegene Rehmer Werrefurt, nahe der Mündung in die Weser, in den Osnabrücker Raum führte; der Frankfurter Weg zieht weiter nach Süden, wo er bei Vlotho (Weser, Kr. Herford) die alte Salzstraße berührte (Bad Salzuflen-Vlotho) und südl. des Ortes eine Wegführung des ‘Westfälischen Hellweges’ schnitt, einer der unter diesem Namen bekanntesten Hellwege Deutschlands, der in seiner Gesamtheit Rhein und Elbe verband und wiederum ein Teilstück eines überregionalen Fernweges zwischen Atlantikküste und Schwarzem Meer bildete (Verf.)

levernsiek weserfurt voessen frankfurter weg

hinsichtlich folgender Gegebenheiten könnte es möglicherweise nach der Überwindung des Wesergebirges eine abzweigende Nebenstrecke bzw. wichtige Wegführung direkt nach Süden gegeben haben, eventuell in späterer Zeit, mit dem Ziel, zunächst Veltheimer Fähre (Verf.); obwohl erst 1661 erstmalig urkundlich erwähnt, ist der Fährplatz Veltheim weitaus älter; z.B. wird in der Lit. von Heinrich Harland, 1888, ‘Geschichte der Herrschaft und Stadt Vlotho’ ein dortiger Fährbetrieb bereits um 1388 nachgewiesen; gegenüber südseitig der Weser, inmitten der Varenholzer Wiesenflur (Kalletal, Kr. Lippe) befindet sich eine verwachsene, Nord-Süd ausgerichtete, mehrbogige Steinbrücke mit der Jahreszahl 1752 im Schlussstein, die heute das Flüsschen ‘Herrengraben’ überspannt (s.u. Rubr. Alte Brücken-Varenholz) früher soll hier ein Nebenarm der Weser verlaufen sein, der im Zuge der Agrarerschließung verlandet bzw. trockengelegt wurde; die Varenholzer Steinbrücke und ihre Vorgänger, sowie die nahe Veltheimer Fähre sollten im Zusammenhang, als vermutliche Bindeglieder einer alten Wegführung in Erwägung gezogen werden, in Anbetracht eines nur wenige Kilometer südlich vorbeiziehenden Teilstückes des Westfälischen Hellweges (Verf.)                  

der Frankenkönig Karl der Große dürfte eine der markantesten Figuren der Geschichte gewesen sein, die den Frankfurter Weg bereiste, wenn er von der Paderborner Kaiserpfalz mit seiner Soldateska weiter nach Norden gegen die Sachsen zog (Sachsenkriege um 800) seit alter Zeit liegt die Stadt, deren Keimzelle die bereits in heidnischer Zeit verehrten Paderquellen ist, am Schnittpunkt alter Wege, bedeutender Heer- und Handelsstraßen; unmittelbar am westl. Stadtrand, wenig östl. der Autobahnanschlussstelle ‘PB-Zentr.’ wurde im Zuge der archäologischen Erfassung der dortigen ‘Wüstung Balhorn’ die Schnittstelle des Frankfurter Weges mit der hier das Gebiet durchziehenden Haupttrasse des Westfälischen Hellweges nach gewiesen (B1-64-Frankfurter Weg); die von hier fast geradlinig nach Südwesten ziehende B1, über Salzkotten, Geseke, Erwitte in den Raum Dortmund, überdeckt in der Tat diesen uralten Fernweg; diese bedeutsame Örtlichkeit erreicht unsere Altstraße über das lippische Lemgo, die Dörenschlucht bei Augustdorf und durch das Gebiet der Senne; wobei die Dörenschlucht als Nadelöhr für die bestmöglichste Passage des Teutoburger Waldes naheliegt; für diesen Wegverlauf spricht die Lage und Ausrichtung der Schnittstelle mit dem Hellweg; von daher sollte die Lesart über Berlebeck und Schlangen, wegen der steilen Auf- und Abstiege in Frage gestellt werden (Verf.); der Frankfurter Weg zieht nun südl. von Paderborn durch das Gebiet der Paderborner Hochfläche, passiert den Queder Wartturm am Haxterberg (Paderborner Landwehr) und erreicht nordwestl. Eggeringhausen den sog. ‘Stern’ einen Treffpunkt mehrerer alter Wege; hier ist er unter dem heutigen Namen ‘Gembrisweg’ bekannt; am Platze steht die sog. ‘Madonna am Stern’ eine sandsteinerne etwa lebensgroße Marienfigur

madonna am stern

vorbei an der ‘Kapelle zur Hilligen Seele’ passiert der Weg vermutlich bei Atteln das Tal der Altenau und durchzieht das östliche Sintfeld in Richtung Essentho nördl. von *Marsberg an der Diemel; das Sintfeld, östl. von Wünnenberg und südlich der A 44, dessen alte Kulturlandschaft heute durch eine große Anzahl Windkrafträder entstellt wird, bot den Schauplatz einer der größten und entscheidensten Schlachten der Sachsenkriege; im Jahre 794 siegte hier der Frankenkönig, als er seine gefürchteten Panzerreiter zum Einsatz brachte, die bereits in der Hunnenschlacht von Bedeutung waren; weiter über Korbach, wo eine bedeutende Altstraße, in alten Karten unter der Bezeichnung ‘Cöln- Casseler Landstraße’ (‘Heidenstraße’ - Köln, Olpe, Winterberg, Korbach, Kassel, Heiligenstadt, Sangerhausen, Halle, Leipzig) geschnitten wird und Marburg führt der Weg in den Raum der Mündung des Maines in den Rhein, dessen Metropole die erst im 17. Jh. aufgekommene Namensgebung ‘Frankfurter Weg’ prägte; in diesem Gebiet, etwa bei Gießen, trifft er auf eine weitere bedeutende ‘durch die langen Hessen‘ genannte Altstraße, der er bis zum Ziel schließlich folgt; sie führte im Mittelalter von Frankfurt über Eisenach nach Leipzig (Kleinlinden-Treysa-Homberg, Efze-Spangenberg-Waldkappel-Creuzburg) eine weitere Altstraße ‘durch die kurzen Hessen’ verlief ebenfalls in die alte Messestadt Leipzig, doch weiter südlich durch das Hersfelder Gebiet (Friedberg-Grünberg-Alsfeld-Hersfeld-Eisenach) an diesem Weg steht das Sühnekreuz von Maulbach, Homberg (s. Sühnekreuze-Hessen-Maulbach) das nach der Sage im Zusammenhang mit dem Tod eines Landfuhrmannes gesetzt wurde; noch heute ist dort die den Bergwald überwindende Altstraße an ihren tiefen Fahrrinnen zu erkennen; diese  Bezeichnungen rühren von der Länge der Wegstrecken her, die im Hoheitsgebiet der damaligen Landgrafschaft Hessen zurückgelegt werden mussten; eine dritte Altstraße zum gleichen Ziel, auch mit dem Status Via-Regia, zog von Frankfurt durch das Kinzigtal nach Fulda und weiter nach Eisenach; ein weiterer Sühnestein am Frankfurter Weg befindet sich im Petershagener Ortsteil Wasserstraße, Kr. Minden-Lübbecke,     (s.u. Sühnekreuze-Wasserstrasse, NRW (Verf.)              

*Marsberg: direkt im Stadtgebiet an der Diemel lag die sächsische ‘Eresburg’ die, wie auch die nahe legendere ‘Irminsul’ das Zentralheiligtum der Sachsen mit der Weltenesche, von Karl dem Großen vollständig zerstört wurde (vermutlich Obermarsberg Verf.)

*Via Regia: Königsstraße oder Königsweg genannte Reichs-, Heer- oder Altstraßen, die rechtlich dem König zugeordnet waren und unter besonderem Friedensschutz standen 

Quellangaben: Hinweistafeln vor Ort, Lit.: Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Frankfurter Weg, 2. ...schloss-hamborn-chronik.de-Die Madonna am Stein

c.2010 www.kreuzstein.eu