steinkreuz zscheiplitz andere seite
standort

Freyburg/Unstrut, OT Zscheiplitz, Burgenlandkreis, A: nördl. vom Ort an einem Feldweg, der von der Straße Zscheiplitz-Müncheroda in Richtung B 180 zieht, am westl. Hang einer Geländemulde, ‘Himmel’

Obertägige Maße: Höhe 1,50 m, B. 0,50, T. 0,22, das im Volksmund ‘Himmel’ genannte, zur Tatzenkreuzform neigende, etwas unsymmetrisch gearbeitete Steinkreuz aus Muschelkalk mit gedrungenem Kreuzstand ist heute samt seiner Basis fast vollständig zu sehen; es befand sich früher ca. 180 m weiter östl. mitten im Acker und erlitt mehrmals durch Feldwirtschaft Durchbrüche; auf der Vorderseite die kaum noch erkennbaren Reste der eingerillten Darstellung einer *Saufeder; auf der Rückseite soll sich nach dem Chronisten Brotuff (um 1560), der das Kreuz als erster beschrieb, folgende lat. Inschrift befunden haben: ‘Anno Domini 1065 / Hic comes cecidit Palatinius Fridericus / hunc prostravit comes Ludowicus’

kopie lit. w. saal  1989
detail hinweistafel

Sage: Adelheit, die Geliebte des Landgrafen Ludwig der Springer, Ehefrau des Pfalzgrafen Friedrich von der Weißenburg zu Zscheiplitz, plante mit ersterem die Tötung ihres Gatten; Ludwig jagte lautstark im Reußen genannten Wald des Pfalzgrafen und als jener anrückte tötete ihn der Nebenbuhler mit einer Saufeder; eine Magd die von dem geplanten Meuchelmord wusste, wollte zur Warnung hinzueilen, doch brach sie vor Erschöpfung unterwegs tot zusammen; an dieser Stelle setzte man den ‘Magdstein’, im Volksmund auch ‘Hölle’ genannt, s.u.; nach verstrichener Jahresfrist heirateten beide; die Jahreszahl und drei Worte hat Brotuff vermutlich schon damals nicht mehr einwandfrei lesen können; tatsächlich geschah der Mord an Friedrich am 5. Februar 1085; die Volkserzählung stützt sich auch darauf, dass Adelheit 1089 die Weißenburg in ein Benediktinerinnen Kloster umwandelte, in das sie aus Reue selbst eintrat und dort auch am 11. Oktober 1110 gestorben sein soll; allerdings beansprucht auch das Kloster Oldisleben Adelheids Sterbeort zu sein; Friedrich wurde im Hauskloster der Pfalzgrafen zu Sachsen in Goseck beigesetzt

geschichtlich belegt ist der Mord durch drei Ministerialen des Landgrafen: Dietrich und Ulrich von Dedenleibe (Teutleben) und Reinhard von Rinestedt (Runstädt); die Mönche des Hausklosters Goseck setzten am Platze ein großes eichenes Kreuz, wie der Abt Nanther in der Gosecker Chronik berichtet, was im Laufe der Zeit ständig ersetzt werden musste; hinsichtlich der dargestellten Saufeder, die als Jagdwaffe Anfang 14. Jh. in Gebrauch kam, dürfte um diese Zeit, wohl auf Veranlassung der wettinischen Schutzherren, das heutige Steinkreuz gesetzt worden sein; um das Jahr 1540 lag das Kreuz nach Brotuff umgeworfen auf dem Acker; 1697 soll nur noch ein länglicher Stein aus dem Ackerboden geragt haben; 1937 stellten Zscheiplitzer Heimatfreunde fest, dass das im benachbarten Müncheroda befindliche Steinkreuz umgedreht genau auf den verbliebenen Stumpf passte und auch die Saufederdarstellung vervollständigte; nach langen Verhandlungen erfolgte die Rückgabe gegen eine Nachbildung, die heute in Müncheroda steht;             *Saufeder: kurzer Spieß mit breiter Klinge zum Erlegen von gestellten Wildschweinen

Quellangaben: Lit.: 1. Walter Saal, Steinkreuze und Kreuzsteine im Bezirk Halle, Halle 1989, S. 28-29 m. Abb. 99 (1950) u. 100 (1984) daraus: 2. H. Größler, Sagen der Grafschaft Mansfeld, Eisleben 1880, 3. Neumann, Alte Steinkreuze in der Gegend der mittleren Saale, Weißenfels 1907, 4. H. Bergner, Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen, Halle 1909, 5. H. Sieling, Steinkreuze und Wappensteine bei Naumburg a.d. Saale, Naumburg 1916, 6. B. Liebers, Unsere Steinkreuze, 1937, 7. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960, 8. W. Saal, Steinkreuzsagen aus Sachsen-Anhalt, Merseburg 1992, S. 34-36 m. Abb.

kopie lit. w. saal 1989
detail hinweistafel
standort

Zscheiplitz, B: unweit A unterhalb auf der anderen Seite der Geländemulde, ‘Magdstein’ ‘Hölle’

nach W. Saal handelt es sich um einen mit ‘Hölle’ benannten Kalksteinblock (0,75 m, 0,49) der jedoch im Zuge der Großraumbewirtschaftung beseitigt wurde; Bearbeitungsspuren trug er nicht, er diente nur als Fixpunkt der Sage von der treuen Magd und vom Tode des Pfalzgrafen Friedrich III., worauf diese Stelle später auch ‘die treue Magd’ genannt wurde; ursprünglich soll hier ein Stein oder sogar ein Steinkreuz mit dem Rautenkranzwappen der Herzöge von Sachsen gestanden haben, der (das) vor etwa 300 Jahren von den Bauern umgeworfen und sogar als Baustein verwandt wurde; da aber die Örtlichkeit immer wieder mit dem Mord in Zusammenhang gebracht wurde, setzte man den heutigen Kalksteinblock zwischen Kreuz und der Weißenburg an die Stelle, wo die Magd aus Erschöpfung tot zusammenbrach; da das Steinkreuz auf der Höhe steht, der Steinblock aber in einem dunklen Einschnitt, hießen seither beide Steine Himmel u. Hölle 

Quellangaben: Lit.: wie A

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