schuetzenkreuz gruibingen
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standort

Gruibingen, Lkr. Göppingen, ostseitig alte Buchsteige, ca. 800 m südl. des Ortes am Rand einer Wacholderheide, 10 m vom Wanderweg Gruibingen-Wiesensteig (rote Raute) bei Ruhebank, ‘Schützenstein’                                              

das unter der Bezeichnung Schützenstein bekannte, arg ausgewitterte Steinkreuz aus Kalktuffstein ist nur noch in seinem Oberteil original (Schaft ersetzt) einfache Steinmetzarbeit, im Verhältnis zum langen Kopf recht schmale kurze Kreuzarme, könnte ein Hinweis auf ein hohes Alter sein (Verf.) das Denkmal wurde nach einem Hinweis von Herrn Limmer, Gosbach, im Jahre 1974 etwa auf halber Höhe der alten Buchsteige unmittelbar am rechten Wegrande aus dem Boden ragend entdeckt; auf Veranlassung des damaligen Bürgermeister Herrn Kuhn erfolgte die entsprechende Reparatur, sowie die Aufstellung am heutigen Platze, der später durch die Albvereinsortsgruppe Gruibingen eine Aufwertung erfuhr, indem eine Ruhebank dazugestellt wurde; in der Lit. K. Kirschmer ist für Gruibingen ein ausgegangenes Steinkreuz vermerkt, ohne präzise Standortangabe; die Frage, ob es sich dabei um dieses Kreuz handelt, kann momentan nicht beantwortet werden (Verf.) nach der Sage sollen sich zwei Feldschützen, der Gruibinger u. der Mühlhauser, im Streite um die Flurgrenzen gegenseitig umgebracht haben (aus spätmittelalterlichem Militär gingen die sog. Feldschützen hervor, Artilleristen, die dann später als Feldhüter fungierten, Anbau vor Dieben bzw. vor Plünderung zu schützen) 

Quellangaben: Bildquelle: G. Schmidt, Göppingen, Lit.: 1. Eugen Wiedenmann, Sühnekreuze im Kreis Göppingen, Göppingen 1978, S. 32-33 mit Hinweis auf K. Kirschmer, 2. K. Kirschmer, Geschichtliche Heimatkunde des Filsgaus, 1926, 82-84, 3. Bernhard Losch, Sühne und Gedenken Steinkreuze in Baden-Württemberg (Standortangabe: Wiesensteig) Stuttgart 1981, S. 29, 4. Hinweistafel vor Ort: Sühnekreuz aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, AV Gr., Internet: ...wikipedia.org

lit. e. wiedenmann
steinkreuz gingen fils
detail hinweistafel
lit. e. wiedenmann

Gingen an der Fils, Lkr. Göppingen, Eingangsbereich Rathaus Gingen, Bahnhofstr. 25, Steinkreuzfragment

das einstige Steinkreuz aus ortsfremden Sandstein ist kaum noch in seiner Form zu erkennen; Anwohner berichten: vor Ausbau der B 10 lag das sehr alte, am Stamm abgebrochene Kreuz neben der Straße; der Fundort befindet sich am Beginn des ‘Schraiweg’, um 1980 zwischenzeitlich hinter dem Rathaus abgelegt (Quelle: Lit. E. Wiedenmann) in Lit. B. Losch werden folgende Angaben gemacht: im Jahre 1977 am Schraiweg südl. der B 10 zwischen Giengen a.d. Fils u. Süßen entdeckt (Geislingen a.d. Steige-West) diente lange Zeit als Ackerbegrenzungsstein; das Gewann des Fundortes wird im Frühmeßbüchlein von 1602 ‘beim creutz an der schreyen’ genannt (schreyen = schreien) zwei Fuhrleute, die einander nicht weichen wollten gerieten in Streit, wobei einer erschlagen wurde; das ausgearbeitete Relief im Kreuzungsfeld wird als Totenkopf gedeutet

das Denkmal wird in der Lit. E. Wiedenmann in folgendem Zusammenhang interpretiert (Textkopie):

Im spanischen Erbfolgekrieg bezog das kaiserliche Heer 1703 zwischen Süßen und Gingen ein großes Heerlager. Im Heerhaufen, man spricht von 10 000 Mann, kamen öfters Händel und Streitereien vor. Zwischen zwei Offizieren kam es zu einem Duell, in dem der Rittmeister von Meerheim den Tod fand. Er wurde in Gingen beerdigt, wo in der Kirche noch heute sein Epitaph zu sehen ist. Das Duell fand beim Heerlager an einem Feldweg statt, der sich von der B 10 gegen Süden zum Turmhang hinzieht und der im Volksmund den Namen “Schraiweg” heute noch führt. Dort fanden sich auch Abgrenzungssteine, die die Bauern an ihre Äcker gelegt hatten, damit die Nachbarn den Weg nicht über fremden Grund abkürzen konnten. Auf einem dieser Steine war sogar eine Figur eingemeißelt, die man als Totenkopf deutete. Die Bluttat, der Name “Schrai” = Schreien und der “Totenkopfstein” - alles scheint sich zu einer zusammengehörigen Geschichte zu fügen. Auf freundlichen Hinweis und mit Unterstützung durch Herrn Brandauer, Gingen konnte Licht in die Angelegenheit gebracht werden. 1. Schon in den ältesten Belegen um 1750 findet sich der Name des Gewannes “an der schrayen”. Die Wortwurzel ist ahd. und mhd. “Schrayen = Spritzen, Triefen”. Vor der Flurbereinigung war der Weg tatsächlich immer naß und das Gelände feucht. Die weibliche Form “ an der schrayen” bedeutet demnach der “Nasse Grenzweg” und ist viel älter als die darauf durch Umdeutung bezogene Bluttat. 2. Das vorgefundene, als Abgrenzungsstein verwendete Stück Stein stellt sich als Sühnekreuzrest heraus. Am stark beschädigten Kreuzrest lassen sich die Kreuzwinkel noch erkennen, wenn auch der ganze Schaft und die Kreuzarme fehlen. Das tief plastisch eingegrabene Zeichen ist zweifellos ein Sühnekreuzsymbol , dessen Deutung aber noch nicht möglich ist - vielleicht ein Bauernzeichen. Die auf dem Kopfende eingemeißelte, ebene Vertiefung kann wohl schon am noch stehenden Kreuz später angebracht worden sein - wenn nicht als Platz für Jahrtagskerzen, so doch als Ablageplatz für einen für Feldarbeit mitgebrachten Krug und Vesper. Daß die Vertiefung nachträglich angebracht wurde, könnte aus der asymmetrischen Anlage abgeleitet werden. Die fortschreitende Verstümmelung ergibt sich aus der Benützung - wie oft mag das Stück durch Fuhrwerke angefahren worden sein. Die Sühnekreuzannahme wird bestärkt: a) Durch die heute noch bestehende mündliche Überlieferung in den Bauernkreisen, daß dort einmal zwei Fuhrleute einander nicht ausweichen wollten (nasser Weg !) - im Streit sei einer erschlagen worden. Urkunden fehlen leider. b) Im Frühmeßbüchlein von 1602 wird das Gewann genannt “Beim creutz an der Schrayen”. Die Kreuzstelle liegt mitten im einstigen Heerlager. Es ist wohl anzunehmen, daß die tapferen Krieger wenig Verständnis mitbrachten und ihren Mut auch an diesem Stück ausgelassen haben. Der Kreuzrest Gingen war seither nicht bekannt. Er soll eine würdige und sichere Aufstellung in den Anlagen beim neuen Rathaus  finden.

diesen freilich sehr interessanten Ausführungen sollte doch hinsichtlich der muldenartigen Vertiefung zugereicht werden, dass es sich dabei evtl. auch um ein mittelalterliches Brauchtum handelt, nämlich das Abreiben von Steinmehl von heiligem Gestein, das als vermeintliches Heilmittel in die Speisen von Mensch und Vieh beigegeben wurde; wenn auch hier außergewöhnlich groß, was jedoch das Ergebnis über einen längeren Zeitraum hin sein kann, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass diese Vertiefung zum oben angegebenen Zwecke für Kerzen oder Krüge angelegt wurde, s. Einf. (Verf.)

Quellangaben: Bildquelle: G. Schmidt, Göppingen (original) Lit.: 1. Eugen Wiedenmann, Sühnekreuze im Kreis Göppingen, Göppingen 1978, S. 44-45, 2. B. Losch, Sühne und Gedenken Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S. 28-29

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