h. bormuth 1975

Hirschhorn (Neckar), Lkr. Bergstraße, A: östl. des Ortes und der Neckarschleife, südöstl. des Ortsteiles Ersheim, am östl. Arm der Neckarschleife zwischen der 'Eberbacher Straße' / L 3105 und dem Neckar (Ackergelände noch vor der weiten Linkskurve der Straße), Steinkreuz

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), aufwendig gestaltetes Steinkreuz aus Sandstein got. Epoche, Kopf durch Abbruch verlorengegangen; Standortangabe Lit. H. Riebeling, 1977 -  damalige B 37/45, heute L 3105 (Verf.)

Ang. H. Riebeling, 1977: 'Maße: Höhe 1,80 m, Br. 1,0, T. 0,20, Material: Sandstein, Standort: Wenig abseits der Bundesstraße 37 (45) nach Eberbach an einem Feldweg am Neckar. Dieses Kreuz ist eines der interessantesten der Bestandsaufnahme. Der Standort bezeichnet die Stelle, an der sich der schon vor dem Dreißigjährigen Krieg wüst gewordene Hof Weidenau befand, zu dem das Kreuz offenbar keine Verbindung hat. Trotz erheblicher Beschädigung - der Kopf ist abgebrochen - ist es gut als nasenbesetztes gotisches Kreuz mit achtkantigem Balkenquerschnitt zu erkennen. Das Kreuz ist auf einen rechteckigen Pfeiler gesetzt, der sich im Boden zu einem Fundament verbreitert. Auf der Flußseite ist ein spitz auslaufender Wappenschild mit zwei Schwanenflügeln angebracht, darüber ein Topfhelm mit zwei Flügeln als Helmzier. Das Wappen ist schräg gestellt. Der spitz auslaufende Schild ist in Hirschhorn eine Zwischenstufe zwischen dem Dreiecksschild und dem halbrunden Schild. Der Topfhelm findet sich als heraldische Darstellung auf Grabmälern noch im ganzen 14. Jahrhundert, so in Ersheim im Wappen Eberhards I. (+1361). Es sprechen gewichtige Gründe dafür, das Kreuz zwischen 1360 und 1380 zu datieren. Diese Zeit war für Hirschhorn sehr unruhig. Eberhard II. war als Raubritter in Haft und Reichsacht, und seine tapfere Gemahlin Margarete mußte manches wiedergutmachen, was ihr Ehemann verbrochen hatte. Ein Beispiel für eine solche Wiedergutmachung könnte dieses Steinkreuz sein. Nachforschungen über das Wappen ergaben folgende Anhaltspunkte: Karl Langbein glaubt in dem Wappen das der Herren von Hallwyl aus Baden zu sehen. Dagegen wendet sich C. Christ, der darauf hinweist, daß die Hallwyl eine Schweizer Familie aus Baden bei Basel sind. W. Möller hat das Wappen mit der 1687 ausgestorbenen Familie 'Nothaft von Hohenberg' (Hochberg, Oberamt Waiblingen bei Ludwigsburg) in Verbindung gebracht. Sage: An dieser Stelle wurde jemand von seinem Bruder ermordet. Von Reue gepackt, ließ der Täter das Kreuz errichten. Eine typische Steinkreuz-Wandersage. Diese Sage wird später ausgeschmückt und schließlich zur Novelle und zum Roman, die in die Literatur Eingang fanden (A. Schmitthenner: Das deutsche Herz). Kern der späteren Sage: Hier habe ein Ritter von Hirschhorn einen Gefährten erschlagen und zur Sühne das Kreuz errichtet. Sogar den Namen des Erschlagenen erfährt man: einen Ritter von Vellberg.’  (Textkopie H. Riebeling, 1977) 

Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S.201-202, Nr. 6519.7, TK 6519 R 93520 H 78860, daraus:     2. Bernbeck, H., Mitteilungen aus der Geschichte von Hirschhorn, in: Die Starkenburg, 1925, H. 2,7,9 u. 1926, H. 4, S. 6, 3. Bormuth, Heinz, Die alten Steinkreuze im Lkr. Bergstraße, Kr. Bergstr. 1974, H. 7, S. 41-91, daraus: Foto Nr. 13 (Kopie),  4. Christ, Carl, Denkmäler aus der Gegend von Heidelberg und vom Odenwald, in: Kurpfälzer Jahrbuch 1925, S. 116-125, 5. Diehl, Dr. D. Wilhelm, Geschichte und Sage von Schloß und Stadt Hirschhorn, Hirschhorn 1900, 6. Frölich, Karl, Das Rätsel der Steinkreuze, in: Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft, Bd. 19, 1950, S. 59, 7. Grimm, A. L., Vorzeit und Gegenwart an der Bergstraße, dem Neckar und dem Odenwald, Darmstadt 1822, 8. Möller, Walter, Hirschhorn am Neckar, in: Frisch Auf (Odenwaldklub Mannheim) 1931 u. 1939, 9. Mösinger, Friedrich: Steinkreuze zwischen Rhein, Main und Neckar, in: Archiv für Hess. Geschichte und Altertumskunde, NF-XIX (1935), S. 49-98, 10. Mößinger, Friedrich, Zwei eigenartige rheinhessische Steinkreuze, in: Volk und Scholle 1949, S. 76

Internet: 1. ...suehnekreuz.de-Ang. Standort

Hirschhorn (Neckar) B: nordwestl. des Ortes, ca. 250 m Luftlinie westl. der 'Langenthaler Straße' im Ulfenbachtal, an einer Felswand im Bereich eines Felsüberhanges, der sog. 'Waldbrudershütte' (günstig erreichbar: ca. 400 m nach dem Ende des Odenwald-Camping Geländes, Langenthaler Str., Weg nach links über den Bach und Ausschilderung 'Waldbrudershütte' folgen), Felsrelief, Benennung: 'Hirschhorner Felsbild'

Die Waldbrudershütte ist ein markanter Felsüberhang am Rande des Ulfenbachtals bei Hirschhorn im südlichen Hessen. Vermutlich diente der abgelegene Ort einst als Unterkunft eines Eremiten. In der Felswand befindet sich ein historisches Felsbild. Das etwa 77 cm hohe Felsbild zeigt als Reliefbild eine menschliche Figur, die ihre Hände über den Kopf erhebt und auf deren rechten Schulter ein Vogel sitzt. Die Figur ist in ein langes Gewand gekleidet, unter dessen Saum noch zwei spitze Schuhe angedeutet sind. Der Fels zeigt außerdem eine sehr alte Einlassung, die wohl einst Teil einer Türkonstruktion war. Daher wird vermutet, dass die 60 Meter über dem Talgrund gelegene Felswand einst Behausung eines Eremiten war. In der Figur im Fels erkennen Forscher den im Alten Testament von Raben gespeisten Propheten Elija, der vom in Hirschhorn ansässigen Karmelitenorden verehrt wurde. Die Figur wird von ihrer Gestaltung auf das 13. oder 14. Jahrhundert datiert. Ein im nahen Drachenbrünnle vermauerter Dreipass unbekannter Herkunft aus der Zeit der Gotik stützt die These, dass bereits im Mittelalter jemand in der Waldbrudershütte gelebt haben und sein Trinkwasser aus dem Drachenbrünnle bezogen haben könnte. Den Bezug zu einem aus dem Kloster stammenden Eremiten schafft die im Volksmund überlieferte Bezeichnung Waldbrudershütte, da mit Bruder wohl ein Mönch („Klosterbruder“) gemeint ist. Die Figur im Fels ist heute nur noch teilweise zu erkennen, da der Fels in den 1960er Jahren zwei Mal durch Vandalismus beschädigt wurde. Abgüsse der Figur sind im Langbein Museum in Hirschhorn sowie im Volkskundemuseum in Heppenheim zu sehen. Ein Abbild der Figur befindet sich nur im Langbein Museum in Hirschhorn.
Literatur:
Holger Göldner: Das Felsbild an der Waldbrudershütte in Archäologische Denkmäler in Hessen, 1983,
Erika Luise Reichmann-Alles: Das Felsbild an der Waldbrudershütte bei Hirschhorn in Unser Land, 1999
(Textkopie Quelle: ...wikipedia.org-wiki-Waldbrudershütte)

Internet: 1. ...deutsche-digitale-bibliothek.de-Hirschhorn-Felsbild, mit foto, 2. ...kuladig.de-Kultur.Landschaft.Digital-Felsbild an der Waldbrudershütte, m. Ang. Standort u. Foto, 3. ...wikipedia.org-wiki-Waldbrudershütte

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