standort reckenbuehler strasse

Kammerforst, Unstrut-Hainich-Kreis, A: ca. 2,6 km südwestl. des Ortes auf der Höhe des Hainich, nordseitig an der Reckenbühler Straße, ggü. Abzweig zum ehem. Forsthaus Reckenbühl auf der Grabenböschung (heute Gaststätte/Pension ‘Zum alten Berg Hainich’ Am Reckenbühl 1) ‘Schüze-Kreuz’

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Obertägige Maße: Höhe 0,48 m, Br. 0,40, T. 0,13, das kleine, gedrungen wirkende Steinkreuz aus Kalkstein weist neben arger Auswitterung randumlaufende Abarbeitung auf und zeigt beidseitig eingerillte Inschriftsfragmente, die mit schwarzer Farbe nachgezeichnet waren:

Vorderseite: ‘1640 / CVRT SChÜZE / ERSChOSSEN’ Rückseite: ‘JVST MIChel / SCHÜZE ...’

die Rückseite könnte den Stifter, evtl. ein Familenmitglied, ausweisen; nach der Volksüberlieferung soll hier ein Postbote oder Zolleinnehmer erschlagen worden sein, wobei die Kammerforster Kirchenbücher erst um 1666 einsetzen und darüber keine Auskunft geben; das Denkmal wurde erstmals 1934 durch den Eisenacher Schulrat Robert Block in der Zeitschrift des Thür.-Waldvereins publiziert und aus 1937 existiert eine erste Fotografie von Erich Sippel, Kammerforst; der frühere alte ‘Steinweg’ von Kammerforst hinauf zum Reckenbühl und weiter nach Mihla wurde ab 1934 im Zuge von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen begradigt und chausseeartig ausgebaut, wobei die alten Hohlwegpassagen im Wald hinter dem Kreuz noch erkennbar sind; dabei wurde das ca. 100 m nach Süden versetzt, vorher soll es direkt nordwestl. am Waldwege Kammerforst-Reckenbühl gestanden haben (Lit. F. Störzner, 1984) 

Kammerforst, sowie auch andere Hainichorte, hatten im Dreißigj. Kriege viel zu leiden, so überfielen am 14. September 1632 mehrere gewalttätige Söldner das einsame Forsthaus auf dem Reckenbühl um Pferde zu stehlen, doch setzten sich die beherzten Bewohner heftig zur Wehr; im Feuergefecht wurde ein Angreifer getötet, die anderen Räuber in die Flucht geschlagen, einer wurde von Mihlaer Bauern im Tal gefangen, auf einen Bäckerkarren geladen und in die ‘Schwarze Herberge’ gebracht; Kirchenbucheintrag durch den Mihlaer Pfarrer: ‘nannte sich Heinrich Stauer aus Heinsam im Braunschweiger Land ...war verbunden worden und in folgender Nacht gestorben, ward mit christlichen Ceremonien begraben, weil er unserer Confessio, und ohne Unterlaß in seinen schmerzen Gott und den Namen Jesum angerufen’

Quellangaben: Lit.: 1. Harald Rockstuhl-Frank Störzner, Hainich Geschichtsbuch, 1. Auflage, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 1998, S. 54-55 m. Abb., 2. F. Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirk Erfurt, Weimar 1984, S. 74, Nr. 146 m. Abb. 150, daraus: 3. R. Block, Steinkreuze um Eisenach, Eisenach 1934, S. 60-62, 4. E. Sippel, Alte Steinkreuze der Heimat, Mühlhausen 1937, 5. H. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Erfurt 1960a, S. 43, Nr. 153 6. E. Riske, Steinkreuze und artverwandte Flurdenkmale im Kreis Eisenach, Eisenach 1981, S. 50

Kammerforst, B: ca. 80 m vor (unterhalb) von Objekt A, ca. 12 m nördl.. der Reckenbühler Straße in der Waldrandzone, Maße: Höhe 0,60 m, Br. 0,32, T. 0,08, beschädigte Kalksteinplatte mit linear eingetieften gleicharmigen Kreuz, wobei derzeit kein diesbezüglicher Hintergrund ermittelt werden konnte (Verf.)

Kammerforst, C: Ortskern, im Vorgarten des Pfarrhauses bei der Kirche, Grabkreuz 18. Jh., Maße: Höhe 0,36 m, Br. 0,41, T. 0,12, das kleine sandsteinerne schaftlose Grab-Steinkreuz wurde um 1994 bei Renovierungsarbeiten im Kammerforster Pfarrhaus aufgefunden und im Vorgarten links des Weges aufgestellt; beidseitig eingeritzte Inschriftsfragmente lassen nur noch: ‘... Ist IM Hern / Seelig Gestorben / ... Anno 1782 ...’ erkennen (Quelle: erstmals publiziert in Lit. H. Rockstuhl-F. Störzner s.o. S. 60 m. Abb.)

standort fortsort huehnerloch

Kammerforst, D: ca. 5 km südwestl. des Ortes am Weg, der von der ehem. ‘Antoniusherberge’, Wüstung am Rennstieg, hinab nach Mihla führt, Forstort Hühnerloch, ‘Ritter-Kreuz’

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Maße ab Sockel: Höhe 1,03 m, Br. 0,27, T. 0,18, das aus einem Stück gearbeitete Gedenkkreuz aus Kalkstein, ein etwa gleicharmiges Balkenkreuz mit armunterseitig zurückgesetzten Winkelstützen, zeigt beidseitig eingetiefte, mit schwarzer Farbe nachgezeichnete Inschrift in Versalien:

Vorderseite: ‘LUDWIG / RITTER / ERSCHLA / GEN DEN / 14. NOVBR. / 1862 / V.S.’ Rückseite: ‘DURCH / EINEN / BAUM / + / C.S. (?) / L.M.ey’ (evtl. die Kürzel der Stifter)

nach Angaben von Heinz-Werner Schreiber, Kammerforst, handelte es sich um den Waldarbeiter Johann Ludwig Andreas Richter, der am 3. August 1809 in Kammerforst geboren und am 4. Januar 1835 die 25 jährige Catharina Sophia Muder heiratete; der zu Tode gekommene stand als bewährter Forstaufseher im Dienste des Barons Ulrich Friedrich von Seebach (1837-1889), der auch den Gedenkstein stiftete, als Ritter durch einen umstürzenden Baum erschlagen wurde; das Denkmal stand ursprünglich unmittelbar an der Unglücksstelle, die sich ca. 100 m weiter nördl. am Steilhang befand; bei Wegeausbau 1934 setzte man den Stein etwa 20 m nördl. des Weges

Quellangaben: Lit.: 1. H. Rockstuhl-F. Störzner s.o. S. 58 m. Abb., 2. F. Störzner, 1984, S. 32-33, Nr. 47 m. Abb. 50 (unter Mihla geführt) daraus: 3. E. Sippel, 1937 m. Abb., 4. H. Köber, 1960a, S. 43, Nr. 517, 5. E. Riske, 1981, S. 14/50/85, Nr. 17 m. Abb. S. 50

standort kugelgrund

Kammerforst, E: ca. 2,5 km südwestl. des Ortes, ca. 50 m nördl. der aus dem Ort führenden Eichsfelder Straße (ausgeschildert) ‘Magdkreuz / Magdalenes Kreuz’

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Obertägige Maße: Höhe 1,10 m, Br. 0,80, T. 0,16, das mächtige breitflächige Steinkreuz lat. Form aus Kalkstein zeigt auf der Westseite im Kreuzungsfeld, r. Foto, den eingerillten kaum mehr erkennbaren Schriftzug ‘Magd-Kreuz’, wohl eine Zutat neuerer Zeit; um das Denkmal ranken sich zwei Legenden bzw. Überlieferungen, wobei erstere in Fachkreisen unter Vorbehalt vermittelt wird - ein gewisser Schulmeister und Kantor Carl Rümpler aus Alterstedt stammend und 1826 nach Kammerforst versetzt, erregte 1842 Aufsehen durch seine phantasievoll ausgeschmückten Novellen ‘Magdalenens Kreuz oder des Dörfleins Bechstedt Untergang’ und ‘Das Kreutz im Hainichwalde oder der schreckliche Verrath’; der Autor berichtet von einem wilden Förster Kurt Pfeffer, der zusammen mit seiner Mutter Magdalena im einsamen Forsthause auf dem Reckenbühl hauste; beide sollen arglose über den Hainich ziehende Wanderer und Händler meuchlings überfallen, ausgeraubt und ermordet haben; an der Stelle ihres Grabes sei das Steinkreuz errichtet worden; der Kammerf. Ortschronist Heinz-Werner Schreiber reicht eine bisher kaum bekannte Überlieferung, nach der eine Dienstmagd von ihrem Gutsherrn geschwängert wurde und sich wegen der öffentlichen Schande im Walde das Leben nahm; der Gutsherr ließ aus Reue an der Stelle das Steinkreuz setzen; auf dem Scheitel des Kreuzes ist derzeit ein  Schild mit Kreuzdarstellung verankert      

Quellangaben: Lit.: 1. H. Rockstuhl-F. Störzner s.o. S. 56-57 m. Abb., 2. F. Störzner, 1984, S. 74, Nr. 147 m. Abb. 151, daraus: 3. C. Rümpler, 1842/1848, 4. O. Busch, Nordwestthüringer Sagen, Mühlhausen 1925, S. 61-62, 5. E. Sippel, 1937 m. Abb., 6. H. Köber, 1960a, S. 43, Nr. 516

rettelbusch denkmal kammerforst
standort kirchhof ortskirche andere seite

Kammerforst, F: Ortskern, südl. im Kirchhof der Ortskirche, ‘Rettelbusch-Denkmal’ - ein Menhir ?

Maße ab Sockelplatte: Höhe 1,93 m, Br. 0,60, T. 0,30, der stelenartige Kalksteinblock zum Gedenken an den aus Kammerforst stammenden Prof. Adolf Rettelbusch (Hotel-Gasthof Rettelbusch), der als ‘Brockenmaler’ bekannt geworden ist, zeigt die aufgearbeitete Inschrift: ‘Ihrem / treuesten Sohne / Prof. Adolf / Rettelbusch / *15. 12. 1858 / zu Cammerforst / + 8. 1. 1934 / zu Magdeburg / die Heimat’ 

das Denkmal wird von renommierten Historikern als Menhir vorchristlicher Zeit eingeschätzt, damit als bedeutendes Kulturdenkmal heidnischer Epoche; der Stein stammt ursprünglich aus dem Kittelmannsfeld, das durch umfangreiche steinzeitliche Ausgrabungen bekannt geworden ist, später an einer Brücke im Ort 

Quellangaben: Lit.: 1. H. Rockstuhl-F. Störzner s.o. S. 61 m. Abb.

verschollene bzw. versetzte Objekte: 1. Steinkreuz, nach C. Rümpler Novelle von 1842, s.o., befand sich ein weiteres Steinkreuz, das ‘die Ruhestätte des gottlosen Kurt Pfeffer’ bezeichnen soll, bis um 1875 in der Flur ‘Beim Kreuz’ zwischen Kammerforst und dem Bechstedter Berg, nahe südl. des Wegeknicks; 2. Steinkreuz-Fragment aus Flarchheim stammend, gefunden 1928 in der nördl. des Ortes gelegenen Wüstung Tünchhausen; seit 1966 im Lapidarium der Kornmarktkirche in Mühlhausen, s. Mühlhausen C (Quelle: H. Rockstuhl-F. Störzner, S. 60)

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