steinkreuz koenigslutter standort andere seite

Königslutter am Elm, Lkr. Helmstedt, A: Südseite Turmwand ev. Stadtkirche

Obertägige Maße: Höhe 0,83 m, Br. 0,73, T. 0,24, parallelkantiges lat. Steinkreuz aus Elmkalkstein; rückseitig etwa im Kreuzungsfeld lochartige Vertiefung, die als Abriebsmal deutbar ist, s. Einf. (Verf.) das Denkmal wurde im Sommer des Jahres 1971 im westl. Stadtgebiet bei Regulierungsarbeiten des Bachbettes der Heidteichsriede entdeckt, als es bei der Begradigung der steilen Uferböschung herausgebaggert wurde; das Steinkreuz wurde buchstäblich in letzter Sekunde gerettet; der Abraum-Lkw fuhr bereits an, da eilte der Malermeister Georg Blohm heran, ein interessierter, heimatverbundener Mann, der hier seinen angrenzenden Pachtacker bewirtschaftete und das Kreuz auf der Ladefläche sah; gegen ein Trinkgeld von 3 Mark konnte er beim Fahrer das Abladen des Steinkreuzes auf seinem Grunde bewirken, worauf er den für die Stadt sehr verdienten Heimatkundler Heinz Bruno Krieger verständigte; wenig später fand das alte Steinkreuz seine Aufstellung am heutigen Standort vor der Stadtkirche; die Heidteichsriede, die ganz in der Nähe von der B1 überquert wird, bildet im Bereich des Fundortes die westl. Begrenzung des ehem. *Siechenhofes aus dem 13. Jh., der nach einer Urkunde von 1476 durch die Stiftung einer ‘Klus, bei dem Seekenhuse vor Lutter’ geweiht von Johannes v. Bersabe, Vikar des Bischofs von Halberstadt, erweitert wurde; im Jahre 1490 lässt sich ein Um- bzw. Neubau der alten Kapelle nachweisen, an die noch heute ein Stein mit dieser Jahreszahl erinnert; im März 1891 erfolgte der Abriss der Kluskapelle, wobei man im Mauerwerk einen vollständig eingemauerten Totenschädel fand; dieser Umstand dürfte auf eventuelle Grabstellen hinweisen, die sich einst auf dem Gelände des Siechenhofes befunden haben, somit ist der Verdacht auf ein ursprüngliches Grabkreuz gegeben bzw. ein Setzungsgrund, der im Zusammenhang mit der Klus steht; *Siechenhof: ursprünglich ein Gebäude, Siechenhaus, auch Kottenhaus, Gutleutehaus und Leprosorium, lat: leprose = Aussatz, Lepra, genannt; diese Vorläufer der heutigen Krankenhäuser lagen meist außerhalb der Ortschaften um die Einwohner vor den Dahinsiechenden, oft mit ansteckenden Krankheiten behafteten Leuten zu schützen; meist entstanden daraus mauerumgrenzte kleine Ansiedlungen mit einer kleinen Kapelle (Klus, norddeutsch Klause)

Quellangaben: Lit.: 1. Werner Müller-E. H. Baumann, Kreuzsteine und Steinkreuze in Niedersachsen, Bremen und Hamburg, Hameln 1988, S. 124 m. Abb. Nr. 3730.1, daraus: 2. Fr. Brandes, Steinkreuze und ältere Steindenkmale des Kreises Helmstedt, Braunschweig Priv. Manuskript 1964b, S. 10, 3. H.-B. Krieger, Was ein altes Steinkreuz erzählt, in: Der Sonntag-Evgl. Volksblatt für Stadt u. Land Braunschweig, 108 Jg., Nr. 29, 21. 7. 1974 u. Das Steinkreuz von Königslutter, in: Braunschweigische Heimat, 61. Jg., Heft 1, 1975, Internet: 1. ...elmsagen.de

standort

Königslutter am Elm, B: OT Bornum, im Löhnebruch, ca. 400 m nördl. der Bahnlinie Braunschweig-Königsl. u. 450 m westl. der Straße Bornum-Scheppau am östlichsten Waldrand, ‘Schäferstein’

kreuzstein bornum elm andere seite

Obertägige Maße: Höhe 0,95 m, Br. 0,55, T. 0,18, der etwa rechteckige Kreuzstein aus Elmkalkstein wird im Volksmund ‘Schäferstein’ genannt; er weist einen restaurierten Komplettdurchbruch auf, rückseitig mit Eisenklammern gesichert, sowie einen ebenfalls ausgebesserten Abschlag unter der Bruchstelle am rechten Rand; die Vorderseite zeigt eine eingerillte Inschrift in Versalien mit einem nach oben offenen lat. Balkenkreuz im unteren Bereich zwischen den vermutlichen Initialen der Stifter:

‘AO 1680 D 18 MAY IS / DURCH VERHANGNIS / GOTTES DES KVH / HIRTES KNECHT / AVF BORN BEI DEM / VIEH IM MITTAGE / VOM DONNER WET / ER GE RVHRET / VND STVNDE 10 / GETÖTTET SEINES / ALTERS 27 JAHR / N DBES / EM / MERS / GWS / K H’

nach der Sage suchte ein Schäfer mit samt seiner Herde unter einer Eiche Schutz vor einem Gewitter, doch ein Blitz schlug in den Eichenbaum, durchfuhr den Schäfer, der auf der Stelle tot war; am Platze setzte man den Gedenkstein  

Quellangaben: Lit.: W. Müller-E. H. Baumann s.o. S. 124 m. Abb. Nr. 3730.2, daraus: 2. Brandes, 1964b, S. 21, 2. Krieger, 1967, S. 187, Internet: 1. ...elmsagen.de

verschollene Objekte: 1. Bornum, ein verschwundenes Steinkreuz soll am östl. Ortsrand, am nördl. Rand der ehem. Heerstraße, heute B1, gestanden haben; in einer Beschreibung des Herzogtums Braunschweig wird das Kreuz von Knoll und Bode noch 1891 erwähnt; am Standort fand man 1867 sehr alte Menschenschädel, ein Fund, der mit der Setzung des Steinkreuzes in Zusammenhang stehen dürfte oder auch ein Hinweis auf eine alte Gerichtsstätte ist; nach überlieferten Erzählungen alter Bornumer fürchtete man sich am Kreuz vorüber zu gehen, es war dort nicht geheuer und viele Spukgeschichten gingen einher;      2. Königslutter, noch 1896 standen im Stadtgebiet drei weitere Steinkreuze, die wohl im Zuge des Straßenausbaues verschwanden; ein Steinkreuz an der Helmstedter Straße, zwei Steinkreuze an der ehem. Süpplinger Straße, die ein Teilstück der Helmst. Str. war, heute B1; 3. OT Groß Steinum, nahe des Thielen Hause im Ort stand einst ein Steinkreuz, das schon gegen Ende des 18. Jh. als verschollen galt, es soll noch versunken im Boden stecken; 4. OT Lelm, ein Lelmer Pfarrer berichtete um 1790 von mehreren kreuzähnlichen Steinen, welche sich unweit des Dorfes befanden, die wenig unter der Erde in andere Steine eingepasst waren von trog- oder beckenartiger Form; ein Bauer habe einen solchen ausgehauenen Stein auf seinem Hof als Viehtrog verwandt (als untertägige Basis zur Stabilisierung von Steinkreuzen oder ähnlichen Kleindenkmalen; des öfteren, auch in anderen Regionen verwandt, speziell ‘Dogge’ genannt,Verf.)   Quelle: Lit.: 1. M.-B. s.o. S. 124-126  

c.2010

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