kopie lit. w. brockpaehler 1963 - alte flurkarte

Liebenscheid, Westerwaldkreis, im Verlauf der Landesgrenze RP-NRW

in der Lit. W. Brockpähler, 1963, werden im Verlauf der Landesgrenze RP-NRW zwischen den Ortschaften Liebenscheid und Oberdresselndorf nach einer alten Flurkarte (G. Brandt) 6 Steinkreuze und eine rechteckige Platte als Grenzmale aufgeführt, von denen noch fünf Objekte um 1963 im Gebiet festgestellt werden konnten - nach der Flurkarte Nr. 1/3/4/5/7; drei am ursprünglichen Platz am Grenzweg, zwei landeinwärts auf Liebenscheider Gebiet versetzt; alle Objekte aus regional anstehender Basaltlava, die Steinkreuze recht einfache Steinmetzarbeiten, z. T. mit erkennbaren Kreuzarmwinkelstützen; das Streinkreuz Nr. 2 wurde erfreulicherweise im Frühjahr 2014 durch den Schriftführer des Heimatvereines Oberdresselndorf, Herr Erich Otto, bei der Planung einer Treibjagd wiederentdeckt    (Verf.)

steinkreuz nr. 1 liebenscheid
aktuell nr. 1 aktuell steinkreuz nr. 2

Steinkreuz Nr. 1, Höhe 0,80 m, Br. 0,56, T. 0,15, neben Grenzstein Nr. 195 ca. 700 m nordöstl. von OT Weißenberg am Grenzverlauf, Flur Windhain

Steinkreuz Nr. 2, Maße unbekannt, östl. von Liebenscheid, bzw. nordnordöstl. von Weißenberg, ca. 1,5 km südl. der Straße Liebenscheid-Oberdresselndorf am Grenzverlauf

steinkreuz nr. 3  liebenscheid Steinkreuz nr. 4  liebenscheid steinkreuz nr. 5 liebenscheid
aktuell nr. 3

Steinkreuz Nr. 3, Höhe 0,85 m, Br. 0,78, T. 0,15, neben Grenzstein Nr. 199, ca. 600 m südl. der Straße Liebensch.-Oberdr. am Grenzverlauf, Flur Landstein

Steinkreuz Nr. 4, Höhe 0,75 m, Br. 0,52, T. 0,16, neben Grenzstein Nr. 200, nördl. von Liebenscheid, ca. 500 m nördl. der Straße Liebenscheid-Oberdresselnd. am Grenzverlauf

Steinkreuz Nr. 5, Höhe 1,12 m, Br. 0,76, T. 0,25, ca. 1, 5 km nordwestl. von Liebensch. nahe südl. des Flugplatzes Siegerland einst am Grenzverlauf, um ca. 80 m nach Süden versetzt worden, hier ist im Meßtischblatt ein + verzeichnet

Steinkreuz Nr. 6, nicht mehr vorhanden, ursprünglich nordwestl. von Liebenscheid am Rande der B 54 neben Grenzstein Nr. 208 (hier stecken zwei Steinblöcke neben dem Grenzstein in der Erde, vermutl. der Rest des Kreuzes)

Objekt Nr. 7, Maße unbek., ca. 2,3 km westl. von Liebenscheid, aufrecht stehende rechteckige Steinplatte, die vom Grenzverlauf um 750 m nach Südosten auf eine Viehweide versetzt wurde   

nach der Flurkarte werden die Steine mit ‘Malsteine’ bezeichnet, in einem Weistum von 1559 heißen sie ‘Margsteine’ (G. Brandt) die Grenzsteine wurden später dazu gesetzt; imgrunde ist von Grenzmalen der alten ‘Freiheit Liebenscheid’ zu sprechen, die gleichzeitig auf der Landesgrenze stehen, da Orts- und Landesgrenze hier zusammenfallen (Abtrennung der ‘Freiheit Liebenscheid vom Haigergau 1352); der Ort Liebenscheid wird 1323 als Eigentum der Grafen von Nassau genannt, erhält 1360 Stadtrecht und war zeitweise Residenz der kleinen Grafschaft Beilstein-Liebenscheid, im 16. Jh. zu einer Festung nach niederländischem Vorbild ausgebaut (G. Brandt)

die Kreuze sind zeichenlos bzw. dergleichen nicht mehr erkennbar, nur Objekt Nr. 4 soll auf einer Seite die Darstellung eines Ankers einer Wolfsangel zeigen (bogenförmige Linie, Wolfsangel: mittelalterliches Fanggerät, an Bäumen gehängte Eisenstange mit gegeneinander winklig gebogenen Enden) die Wolfsangel ist die siegerländische Grenzmarke (H. Böttger) und ist auch ein überregional oft verwendetes Grenz- u. Forstzeichen (Verf.)

der Volksmund spricht von den ‘steinernen Männern’ doch ist keine Sage bekannt (W. Brockpähler)

nach Beurteilung durch Verfasser ist eine ursprüngliche Anfertigung der Steinkreuze für die Verwendung als Grenzmarken nicht in Erwägung zu ziehen; hierfür sprechen die doch voneinander abweichenden Formen, da anzunehmen ist die Aufstellung erfolgte zum gleichen Zeitpunkt - man hätte Steinkreuze gleicher Form gefertigt; Grenzmale in Kreuzform, wobei der Begriff ‘Grenzkreuz’ sowieso umstritten ist, wurden, wenn schon, meist nur an den Grenzen kirchlich unterstandener Gebiete gesetzt, wie etwa Bistümer oder Immunitätsbereiche innerhalb von Städten; vielmehr dürften die Kreuze von den Altstraßen der Umgegend für diesen Zweck herbeigeholt worden sein (Verf.)

Quellangaben: Bildquelle aktuelle Fotos: Heimatverein Oberdresselndorf (...heimatverein-oberdresselndorf.de) Lit.: 1. Wilhelm Brockpähler, Steinkreuze und Kreuzsteine in Westfalen, 1963, S. 95-97 m. Abb. 132-135 (unter Oberdresselndorf aufgeführt) daraus: 2. G. Brandt, 600 Jahre Liebenscheid, 1960 (Flurkarte nach Feststellung von Brandt um 1765-1788 entstanden, Original im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abt. 171, 3. Theodor Knapp, Über Marksteine und andere Grenzbezeichnungen ..., Freiburg 1940, S. 15, 4. Hermann Böttger, Gemarkungsbeschreibung Siegerländische Dörfer ..., 1942

c.2015 www.kreuzstein.eu