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Der Fall Franz Masuch - Mord an Stadtförster Erich Bohl, Wartenburg 

am 4. November 1924 wurde der Stadtförster von Wartenburg, Försterei Rothwalde, Ostpreußen, auf grausame Weise ermordet; im August jenen Jahres hatte er diese Stelle von seinem Vorgänger übernommen, der 36 Jahre lang dieses Amt im Einklang mit der wenig zugänglichen Bevölkerung führte; Bohl, der konsequent gegen Wilderei und Holzdiebstahl auftrat hatte gleich zu Beginn einen schweren Stand und machte sich damit Feinde; an jenem November tag verliess er gegen 6.00 früh die Försterei um Fuchseisen zu überprüfen und wollte gegen 8.00 zum Frühstück zurück sein; als er auch am Nachmittag ausblieb, verständigte seine Frau den Bürgermeister, sowie weitere Forstbeamte im Dorf, doch auch eine schnell eingeleitete Suche blieb zunächst erfolglos; gegen 9.00 am nächsten Morgen fand man die halb sitzend, an einem Ast aufgehängte Leiche B., dem vermutlich vorher mit einer Axt ins Gesicht geschlagen wurde; am Tatort wurde eine Tabakspfeife gefunden, deren Mundstück zur Abdichtung mit einem Garnfaden umwickelt war, ein Detail das später mit zur Aufklärung des Verbrechens beitrug; weiterhin wurde in der Nähe des Tatortes Holzdiebstahl festgestellt, eine Fichte, sowie zwei grüne Erlen lagen gefällt, einige Moorstubben (Wurzelstöcke) waren ausgegraben; aus Erlen fertigte man sog. Klotzen (Holzpantoffeln); man folgerte mindestens zwei Täter, da B. sehr groß und kräftig war, die ihm diesbezüglich ebenbürtig waren, wobei auch das Seil in über 2 m Höhe am Ast verknotet war, damit ein Hinweis auf eine große Person; auch wurde vermutet, das die Holzdiebe, um das Holz wegzuschaffen, ganz in der Nähe wohnen müssten; nach schnellen Ermittlungen stellte man zwei Arbeiter fest, die Holzpantoffeln fertigten, recht groß waren und einiges auf dem Kerbholz hatten; Franz Masuch, 1,86 m und sein Sohn Viktor, 1,96 m, der bei ihm wohnte; F. M. saß mehrmals in Zuchthaus und Gefängnis, u.a. weil er einem Nachbar im Streite mit der Axt ins Gesicht schlug; eine Hausdurchsuchung erbrachte die Garnrolle, von der ein Stück an der Tabakspfeife gefunden wurde, und auch das nicht gefundene Zielfernrohr B.’s konnte alsbald vegraben in der Nähe des Hausgrundstückes entdeckt werden; durch diese Beweislast, nach stundenlangen leugnen der Tat, gestanden beide schließlich das grausame Verbrechen verübt zu haben; am 26. August 1925 wurde F. Masuch im Landgerichtsgefängnis Allenstein mit dem Handbeil hingerichtet, da er sich als Haupttäter bekannte; sein Sohn wurde zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt; der Gerichtsarzt stellte fest, das Förster Bohl noch lebend, wenn auch bewusstlos, aufgehängt worden ist

Quellangaben: Lit.: 1. frei nach Lit. Otto Busdorf, Wilddieberei und Förstermorde, 1993, Verl. Neumann / Neudamm, mit Genehmigung des Verl.

standort

Fulda, OT Kämmerzell, Lkr. Fulda, ca. 1,8 km nordöstl. des Ortes an einem nicht mehr begangenen Waldweg in der Waldflur Hummelskuppe (erreichbar über Wanderparkplatz am Sendeturm, Michelsrombacher Straße, L 3378, ca. 700 m mittleren Weg nach Westen und 200 m abzweigenden Weg nach Osten folgen, 20 m südl. des Waldweges, ‘Romanus-Stein’ (überarbeitet)

Der Fall Ernst Ebender - Mord an Königlichen Förster Gustav Adolf Romanus, Niesig

romanus-stein kaemmerzell
ernst ebender
detail inschriftstafel

besonders in der Zeit vor dem 1. Weltkriege litt die Bevölkerung großer deutscher Gebiete unter den Drangsalen umherziehender, bewaffneter Zigeunerclans;        die Anführer dieser äußerst ungern gesehenen, in den Wäldern nahe der Städte und Dörfer lagernden Großfamilien, schlossen sich bandentümlich zusammen, um ihr räuberisches Unwesen zu treiben, wobei nicht selten Menschen schwer verwundet oder gar zu Tode kamen; am 15. Februar 1912 wurde Förster Romanus aus Niesig (nördl. Ortsteil Fulda) in seinem Revier von Zigeunern erschossen; seit jenem Jahresbeginn trieb sich die durch ihre Gewalttaten berüchtigte, polizeibekannte Zigeunerfamilie Ebender in den Wäldern um Fulda herum; der alte Ebender wurde 1907 von seinen Söhnen Wilhelm und Ernst in Fritzlar erschlagen; bei einem Gefängnisausbruch 1909 brachte Ernst einem Wächter eine schwere Schussverletzung bei; im gleichen Jahr wurde ein weiterer Bruder Friedrich hingerichtet, da er in Flieden einen Polizisten ermordete; ein anderer Bruder Heinrich wurde von einem Gutsbesitzer in Braunshausen, Hessen, in Notwehr erschossen, als jener einen Polizisten erwürgen wollte; ein Bruder Wilhelm wurde von der Staatsanwaltschaft Kassel seit 1909 wegen Fahnenflucht gesucht; die Gruppe setzte sich aus drei Brüdern, der 60 jährigen Mutter, drei Weibern und einer Schar Kinder zusammen, sowie einem weißen Hund, der oft auf Steckbriefen Erwähnung fand; in den Tagen vor dem Förstermord beging die Bande einige Einbrüche in der Umgebung von Lauterbach, wo auch ein Gastwirt beschossen wurde; am 15. 2. erschien der gesamte Clan im Dorfe Kämmerzell und drangsalierte die Einwohner in provokatorischerweise; als ein Polizist mit einigen Bauern anrückte eskalierte die Situation in einem Feuergefecht, in dessen Verlauf sich die Gruppe in den nahen Wald absetzte; hier trafen sie auf den durch die Schüsse herbeigeilten Förster Romanus, der sich mit einigen Waldarbeitern gerade in der Nähe aufhielt, diese aber außer Sichtkontakt hinter sich ließ; plötzlich hörten die Waldarbeiter Romanus Hilferufe sowie zwei Schüsse fallen, eilten hinzu und fanden den Förster auf dem Gesicht tot am Boden liegend, in Brust und Rücken geschossen; der Polizist und weitere bewaffnete Bauern nahmen sogleich die Verfolgung auf und konnten zwei der Frauen, darunter die Mutter, sowie einige Kinder festnehmen; E. Ebender und dem Rest gelang die Flucht in das Gebiet der Rhön, wo aus mehreren Ortschaften gewaltsame Zusammenstöße mit der Bevölkerung vermeldet wurden; die Bande wurde steckbrieflich mit einer Belohnung von 3000 Mark gesucht; überall wurden die Forst- und Polizeikräfte verstärkt und Nachtwachen aufgestellt; im Mai wurde die Bande im Gebiet von Kempten, Bayern durch zahlreiche Einbrüche und Raub erneut aktiv, wobei sie aufgrund des mitgeführten weißen Hundes identifiziert werden konnte; weinig später bei Arnstadt, Thüringen und im Juli sogar zwischen Gifhorn und Celle, in der Lüneburger Heide; stets betrieben sie auch Wilderei in den durchzogenen Wäldern; durch diese Untaten der Ebender verschärfte sich allgemein landesweit das Verhältnis der Bevölkerung zu den Zigeunern; sie wurden verfolgt, verjagt, obwohl es meist auch friedliebende Menschen waren, die sogar einfache, für die Bevölkerung zuträgliche Berufe ausübten; von daher ist es leicht verständlich, dass in ihren eigenen Reihen Missgunst gegen die E. aufkam, sowie das Verlangen endlich den Unruhestiftern das Handwerk zu legen; schliesslich trug auch die hohe Belohnung dazu bei, dass am 27. Juli 1912 ein Polizeibeamter von Zigeunern den Hinweis auf den Aufenthalt E. Ebender erhielt - nämlich im Dorfkruge zu Ahlshausen bei Kreiensen (Einbeck, NI); schnell traten dort einige Beamte in Zivil ein und konnten E. überwältigen und festnehmen; im Verhör gestand er viele Verbrechen, doch nicht den Mord an Romanus, wofür sein jüngerer Bruder Hermann verantwortlich sei; E. erhielt vom Schwurgericht am 17. 2. 1914 für die gestandenen Verbrechen 13 Jahre Zuchthaus, in Voraussicht der beiden verbleibenden Brüder noch habhaft zu werden; trotz des beginnenden 1. Weltkrieges wurden die Nachforschungen nicht eingestellt; Januar 1916 erhielt die Polizei in Maastricht, Holland von Zigeunern den Hinweis, dass sich die E. Brüder mit zwei Frauen und anderen Zigeunern in mehreren Wohnungen am Rande der Stadt aufhielten; Hermann wurde festgenommen und ausgeliefert, Wilhelm gelang zunächst die Flucht, wurde aber ebenfalls von Zigeunern nahe einer holländischen Stadt verraten und festgenommen; nun konnte gegen die drei beteiligten Brüder des Mordes an Förster Romanus verhandelt werden, wobei die Mutter Ebender bereitwilligst gegen ihre Söhne aussagte, die sich jedoch die Tat gegenseitig anlasteten; der genaue Hergang des Geschehens konnte nicht geklärt werden; das Schwurgericht entschied auf gemeinschaftlich begangenen Mord und verurteilte alle drei zum Tode; am 27. November 1917 wurden die E. Brüder im Hof des Landgerichtsgefängnisses Hanau mit dem Handbeil hingerichtet; an der Örtlichkeit der Mordstelle bei Kämmerzell wurde alsbald der Romanusstein zur Erinnerung an einen pflichtbewußten deutschen Forstbeamten errichtet, der hier um zu helfen sein Leben verlor (Verf. nach Lit. O. Busdorf)                                      

das Denkmal wurde am 16. März 1913 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht, finanziert mittels gesammeltem Geld durch die Förster der umliegenden Reviere; im Herbst 1991 löste sich die originale Inschriftstafel aus ihrer 80 jährigen hölzernen Befestigung, fiel herab und zerbrach, worauf sich schnell Sponsoren für die neue, derzeitige Kunststeinplatte fanden, die im Juni 1994 angebracht wurde; dabei wurde der Text verändert - ‘von Zigeunern’ wurde durch ‘von Wilderern’ ersetzt, aus Rücksicht eventuell noch lebender Nachkommen (Quelle: Joachim Zint, 850 Jahre Dietershan, Ortschronik zum Jubiläumsjahr 2015)     

Quellangaben: Lit.: 1. frei nach Lit. Otto Busdorf, Wilddieberei und Förstermorde, 1993, Verl. Neumann-Neudamm, mit Genehmigung des Verl., 2. J. Zint, s.o.

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