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Meißen, Lkr. Meißen, A: nördl. Altstadtbereich, vor Haus *Freiheit Nr. 2 an der Schloßbrücke, ehemaliges Burglehen (Ludwig-Richter-Haus), Steinkreuz

Obertägige Maße: Höhe 1,35 m, Br. 0,45, T. 0,16, das Steinkreuz mit ersetztem oberen Schaftteil ist vermutlich ein ehemaliges Giebelkreuz des nahen romanischen Domes; es bezeichnet eine für Meißen historisch bedeutsame Stätte an der Gericht über Leben und Tod gehalten wurde; im 16. Jh. wurde das Torhaus des Vorderen Burgtores an der Schloßbrücke mit dem benachbarten Burglehen baulich vereinigt, etwa zum heutigen Gebäude Freiheit Nr. 2, das mit seinen vom Hohlweg an gerechneten sechs Stockwerken eines der größten Anwesen Meißens ist; seine Geschichte reicht weit zurück; nach der Überlieferung soll sich im 13. und 14. und frühen 15. Jh. neben dem Vorderen Burgtor, also auf einem Bergsporn neben der Schloßbrücke, die burggräfliche Vogtei befunden haben; das erklärt auch die burggräflichen, später markgräfl. Gerichtsverhandlungen auf der Schloßbrücke, die sog. ‘Brückengerichte’; die Stätte, wo die Vögte von Meißen im Auftrage des Burggrafen ihre Urteile sprachen, hat sich vermutlich in Form des Steinkreuzes mit den beiderseitigen Steinbänken bis auf den heutigen Tag erhalten; nicht ohne Berechnung wird man ein ehemaliges Giebelkreuz des romanischen Domes zur Kennzeichnung des Ortes aufgestellt haben (die Tatsache der schweren Beschädigung der Domwestfront samt den Türmen durch Blitzeinschläge im Jahre 1547 dürfte diesbezüglich von großer Bedeutung sein, Verf.) das Denkmal wird auch ‘Missionskreuz’ genannt - am Platze, nahe des Zieles ihrer Pilgerreise, dem Meißner Dom, hielten früher die Wallfahrer zur Vorbesinnung inne (Quelle: Hans-Jürgen Pohl, Tourist-Stadtführer Meißen, 1987)

Textauszug: Angrenzend an die Burggrafenburg, umschlossen von zwei weiteren Reichsgewalten (Markgraf und Bischof) an der höchsten Stelle des Bergplateaus, befand sich der Rote Turm (im Stadtwappen von Meißen als Symbol für Hohe Gerichtsbarkeit angenommen). Hier hatte auch die, aus der sächsischen Geschichte bekannte, Verurteilung des Bürgermeisters von Zwickau, Peter Mergenthal, und dreier seiner Ratsherren stattgefunden, welche unterhalb der heutigen Domplatzterrasse am 10.07.1407 an der Mauer des Rondells mit gewissen Zwischenfällen durch noch auszubildende Scharfrichter enthauptet wurden. Das steinerne Kreuz an dieser Stelle soll angeblich als Sühnekreuz an diese umstrittene Hinrichtung erinnern, weil sie zum Unmute des Burggrafen auf dessen Territorium stattfand. (Quelle: ...hotel-burgkeller- meissen.de-historie)

*Freiheit: der Name ‘Freiheit‘ geht auf einen Umstand zurück, dass die hier befindlichen Wohnstätten des meißnischen Landadels und reicher Domherren nicht den städtischen Behörden unterstellt und darum frei von allen städtischen Abgaben und Pflichten waren; nach der Reformation in Meißen um 1539 wurden viele Gebäude von der Landesschule übernommen; erst 1847 sind die Freiheit und ihre Umgebung verwaltungsrechtlich dem Rat der Stadt zugeschlagen worden; zum Gebiet der Freiheit gehörten auch Häuser an der Leinewebergasse, am Hohlweg und unter dem Schloßberg (Quelle: H.-J. Pohl, s.o.)

Ang. Lit. G. Müller-H. Quietzsch, 1977: Schaftzwischenstück von 1926 bei Restaurierung 1964 ersetzt, nach Zerbrechen des Kreuzes beim Brückenbau. Geschützt seit 20. 12. 1972, Sagen: a) Stelle, wo die Prozession aus dem Dom sich mit der aus der Afra-Kirche traf oder wo sie Halt machten und wo dem Volk der Segen gespendet wurde. b) Grenzkreuz zwischen den Zugehörigkeitsbereichen des Schloßberges, also zwischen Markgraf, Burggraf und Bischof. c) 1401 soll hier der Markgraf vier Ratsherren von Zwickau mit dem Schwert haben hinrichten lassen (Curiosa Saxonia 1738). d) Die Stelle, bis zu welcher ein Burgraf oder Markgraf in einer Fehde mit seinem Pferd gesprungen sein soll (wenig wahrscheinlich - Klengel)

Quellangaben: Lit.: 1. Gerhardt Müller-Harald Quietzsch, Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, Berlin 1977,S. 250-252, Nr. 162 Meissen, Kr. Meissen, Mbl. 4846 (48), N 14,9 / O 8,1 m. Abb. 191 (Kopie), daraus: 2. G. A. Kuhfahl, Die alten Steinkreuze in Sachsen, Dresden 1928, S. 219, Nr. 159, S. 86/172 m. Farbaufnahme Abb. 5a (Kopie) u. Nachtrag zum Heimatschutzbuch 1928 (1936) S. 39, Nr. 171, 3. Curiosa Saxonia 1738 (Beschr. des Schlosses und der Capelle zu Meissen, Sächs. Curiositäten-Cabinett, Dresden 1738, S. 173-174, 184-190, 240-245, 4. M. Herschel, Beitrag zur Steinkreuzkunde, in: Mitth. des Vereins für Sächs. Volkskunde, 1906, Bd. 4, H. 1, S. 5-11 m. Abb., 5. K. Helbig, Die Steinkreuze im Königreich Sachsen als Grenzzeichen, in: Mitth. des Vereins für Sächs. Volkskunde, 4. Bd. H. 4, S. 120-131, 6. BKD, 1917, Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Bd. 1-15, bearb. v. R. Steche, Bd. 16-41  v. C. Gurlitt, Dresden 1882-1923, Bd. 39, S. 464 m. Abb. 692, 7. A. Klengel, Kreuze am Wege, in: Die Meißner Heimat (Beil. zur Meißn. Neueste, 1921, Nr. 9 u. Kreuze am Wege, in: Die Heimat, (Beil. zum Meißner Tageblatt, 1922, Nr. 8, S. 21-22, 8. K. Birckner, Sühnekreuze in Meißen und Umgebung, in: Die Heimat, 1926, Nr. 5, S. 1 u. Die alten Steinkreuze in Sachsen, in: Meißn. Tageblatt, 1928, Nr. 30, 4. Bl., 9. M. Thielemann, Meißen Stadt und Land, Wanderbuch, Leipzig 1954, Nr. 1, S. 68, 10. M. Großmann, Kreuze am Wege, in: Meißn. Heimat, 1958, August, S. 12-14, 11. Meissen, Wegweiser Geschichte Meissen 1961, S. 50, 12. P. Liebe-H. Klemm, Meißen, Der Dom und seine Geschichte, Meißen 1969, Abb. 59
 
Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Bodfendenkmale in Meissen: besonderer Stein, Meißen, Steinkreuz, Spätmittelalter, nördliche Altstadt, südlich vor der Burgbrücke, Freiheit 2, Schutz seit 20. Dezember 1972

 

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Meißen B: Altstadt, im Arkadenhof des Stadtmuseum Meißen (ehem. Franziskaner-Kloster) ‘Heinrichsplatz 3’, Steinkreuz

Maße: Höhe 1,65 m, Br. 1, 02, T. 0,51, das Steinkreuz aus Sandstein lat. Form besitzt nach außen verbreiterte Enden; das Denkmal stand früher am Gasthaus Schweizerhaus beim Eingang des Rauhentales vom Triebischtal (südwestl. der Altstadt, ‘Rauhentalstraße’) und wurde um 1900 an den derzeitigen Standort verbracht; geschützt seit 20. 12. 1972; keine Sagen; altbekannt seit um 1900 (Verf. frei nach Lit. G. Müller-H. Quietzsch, 1977)

Quellangaben: Lit.: 1. Gerhardt Müller-Harald Quietzsch, Steinkreuze und Kreuzsteine in Sachsen, Inventar Bezirk Dresden, Berlin 1977, S. 252-254, Nr. 163 Meissen, Mbl. 4846 (48), N 15,8 / O 7,2 m. Abb. 192 (Kopie), daraus: 2. G. A. Kuhfahl, s.o., S. 219, Nr. 160, S. 57/84 m. Abb. 37 (Kopie) u. Nachtrag S. 40, Nr. 172, 3. BKD, 1917, Bd. 39, S. 198 m. Abb. 318, 4. A. Klengel, 1921 u. 1922, 4. K. Birckner, 1926 u. 1928, 5. M. Grossmann, 1958

Internet: 1. ...wikipedia-org-wiki-L. d. B. in Meissen: besonderer Stein, Meißen, Steinkreuz, Spätmittelalter, im Ort, im Hof des Franziskanerklosters, Schutz seit 20. Dezember 1972

 

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Meißen C: auf dem Burgberg,  nördl. des Einganges zum Domhof, an der Mauer des Gasthofs ‘Burgkeller’, Steinkreuz

Maße: (aktuell unbekannt), Steinkreuz gotischer Stilform mit ausgearbeiteten Dreipässen, Kopf, Arme; Schaft verbreitert mit zwei got. Nasen; geschützt seit 20. 12. 1972 (Verf.)

Mit den beiden Kreuzen am Eingang zur Burg von Meißen befaßt sich ein Aufsatz 'Beschreibung des Schlosses und der Kapelle zu Meißen' vom Juni 1738 (Curiosa Saxonia, 1. Hälfte in dem Auffsatz LVII / LXI ex M. Sto): 'Nicht weit von dem äußerlichen Thore, stehet auf der Brücken zur linken Hand ein eingemauert Creutz: zur Anzeigung des Orts Burgräflicher Jurisdiction, 51 Schuh davon ist in der Mauer derer Burggrafen zu Meißen Wappen zu sehen, von antiquischer Arbei. Es wird sonsten als eine Päbstl. Legende erzehlet, es solte an diesem Ort Marggraff Heinrich Bischoff Bennonem, der sich wieder die Marggrafen aufgelegte, Ao 1105 eine Maulschelle gegeben haben, worauff der Bischoff bald verstorben, in folgenden Jahre aber den Marggraffen, als er auf die Jagd reiten wollen, in lebendiger Gestalt allhier erschienen seyn, worüber sich des Marggraffens Pferd gescheut, und so weit zurück gesprungen, als das Creutz und Wappen von einander stehen, wonach der Marggraff auch in wenig Tagen mit Tode abgegangen. Zwischen den mittelsten und innersten Tore stehet zur rechten Hand an der Mauer ein grosses Creutz, welches auch Burggräffl. Gewalt anzeigt. Auf diesem Platze soll Ao 1401 Marggraf Wilhelm Cocles vier Ratsherrn von Zwickau mit dem Schwerte haben hinrichten lassen.'
Hinter diese Deutung der beiden Steinkreuze möchte ich dem unbekannten Verfasser 'M Sto' jener Schloßbeschreibung von 1738 ein doppeltes Fragezeichen setzen ! Die Steine tragen eine grundverschiedene Gestalt und stammen ihrem Äußeren nach ganz zweifellos auch aus ganz verschiedenen Jahrhunderten, denn das alte Bückenkreuz, das leider zerbrochen und 1926 durch ein neues Oberteil ergänzt worden ist, war roh und kunstlos gearbeitet wie die Mehrzahl der alten Steinkreuze, während der große Block im Burghof als einziger des sächsischen Bestandes eine ausgeprägte gotische Stilform mit sachkundiger Ausführung des Fußteiles aufweist. Die zwei Mäler stehen ferner an ein und demselben Weg dicht hintereinander und mit je zwanzig Schritt Abstand vor und hinter dem Burgtor. Da das markgräfliche Wappen, das in der Beschreibung auch erwähnt wird, außerdem noch mitten zwischen beiden Standorten angebracht ist und den fürstzlichen Gerichtsbann weit anschaulicher kennzeichnet, als jene inschriftsloesen Wegkreuze, so beruht deren Benennung als Jurisdiktionsgrenzzeichen sicherlich auf einem ähnlichen dilettantischen Geschichtsirrtum, wie er solchen Grenztheorien auch anderwärts fast ausnahmslos zugrundeliegt.(Textkopie Lit. G. A. Kuhfahl, 1928, S. 172)
 
Quellangaben: Lit.: 1. G. Müller-H. Quietzsch, 1977, S. 250, Nr. 161 Meissen, Mbl. 4846 (48), N 14,65 / O 8,05 m. Abb. 190 (Kopie), daraus: 2. G. A. Kuhfahl, 1928, Nr. 158, 3. Curiosa Saxonia, 1738, S. 184-185, 4. G. Ch. Kreysig, Beyträge zur Historie derer chur- und fürstlichen sächsischen Lande, Altenburg 1755, S. 499, 5. Th. Schäfer, Dresdens Umgebung 72 Ausflüge, Wanderbuch, Dresden 1880, S. 86-87, 6. J. Th. Pinther, Alterthümer und Merkwürdigkeiten der Stadt Meißen, Meißen 1882, S. 85, weitere s. o.

Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-L. d. B. in Meißen: besonderer Stein, Meißen, Steinkreuz, Spätmittelalter, nördliche Altstadt, auf dem Burgberg, nördlich des Burgtors vor der östlichen Mauer, Schutz seit 20. Dezember 1972

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