kopie aus: rhoenlinie.de
kopie lit. g. schaetzlein 1985

Mellrichstadt, Lkr. Rhön-Grabfeld, A: im Heimatmuseum Mellrichstadt (Salzhaus), ‘Fronhof 9’, Abt. Steinmetzwerkstatt, Steinkreuz vom Hainberg

Maße: Höhe 0,90 m, Br. 0,62, T. 0,17, das Denkmal wird in der Lit. G. Schätzlein, 1985, mit ‘Oberer Kreuzschlepper’ benannt (s.u. verschollene Objekte); das Steinkreuz aus Sandstein mit gerundeten Enden, sowie eingerundeten Balkenwinkel zeigt auf der Vorderseite im Relief (Verf.) ein ‘Breitbeil (Metzgerbeil mit besonders breiter Schneide), darunter im Schaft, ebenfalls eingeritzt, ein Hackstock’ (Beschreibung Lit. G. Schätzlein); diese Deutung von G. Schätzlein sollte überdacht werden - Darstellungen von Beilen, wenn auch in unterschiedlichen Formen, oft auf derartigen Flurdenkmälern vorkommend, drücken zweifelsfrei die Involvenz des mittelalterlichen *Blut- oder Hochgerichtes aus, und nur in seltenster Ausnahme handelt es sich hierbei um eine etwaige Tatwaffe; für diese Auslegung spricht auch die Tatsache, dass es sehr viele Kreuze mit Beil- oder Schwertdarstellungen gibt - sollten denn nur immer diese zwei Waffen die Tatwaffen gewesen sein, hinsichtlich der Fülle von mittelalterlichen Waffen ? (Verf.)

*das Beil, wie auch das Schwert (Zeichen für die Todesstrafe), ist ein Symbol des mittelalterlichen Hoch- bzw. Blutgerichts - altes deutsches Recht, Gericht über Leben und Tod, stand ursprünglich dem König zu, wurde später bis auf den Kleinadel übertragen; todeswürdige Vergehen wie Mord, Notzucht, Raub, Verrat, Inzest, Falschmünzerei, Ehebruch, Meineid, Hexerei usw. wurden hier verhandelt und endeten nicht selten mit dem Todesurteil; Sühnemale mit derartiger Symbolik bezeichneten vermutlich ursprünglich jene Gerichts- bzw. Richtstätten oder wurden an der Stelle eines todeswürdigen Vergehens zur Sühne gesetzt, das vor obiger Institution verhandelt wurde (Verf.)                              

von daher zeigt die Vorderseite ein aufrecht dargestelltes Richtbeil und darunter den dazu gehörenden Richtblock, rückseitig eine etwa 10-12 zeilige heute kaum mehr lesbare Inschrift, die 1932 noch ...WEHRLOS ERSCHLAGEN WORDEN ... erkennen ließ

das Denkmal stand ursprünglich südwestl. der Stadt auf dem Hainberg, am Wege dorthin, dann längere Zeit verschwunden und 1932, nach einer Veröffentlichung in den Mellrichstädter Heimatblättern, durch den damaligen Bürgermeister Oskar Will wiedergefunden, worauf es in dessen Garten ‘Friedensstr. 29’ am Mahlbach Aufstellung fand, seit 1985 im Heimatmuseum (Verf.)

Quellangaben: Lit.: Gerhard Schätzlein, Steinkreuze und Kreuzsteine im Landkreis Rhön-Grabfeld, Mellrichstadt 1985, S. 112-113, Katalog-Nr. 5527.14 m. Abb. (Kopie), daraus: 2. Oskar Will, in: Heimatblätter Mellrichstadt 1932, S. 68, 3. Max Schweser, Mellrichstadt Sagenkranz, Mellrichst. 1967, S. 23, 4. G. Schätzlein, in: Rhönwacht 1974, 3 u. 4; Jürgen Reinhardt, Steinkreuze und Kreuzsteine der Rhön, Fulda 1999, S. 136, Nr. 5527.9; ...rhoenline.de-Heimatm. M.: Foto-Kopie

kreuzstein mellrichstadt badpforte mellrichstadt kopie lit. g. schaetzlein 1985 schwedenkreuzlein

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Mellrichstadt B: Außenmauer der ehem. nordwestl. Stadtbefestigung, vierter Stein rechts neben der sog. ‘Badpforte’, ‘Schwedenkreuzlein’

Maße: Höhe 0,10 m, Br. 0,06, die einzige Überlieferung über das einfache, linear eingehauene Kreuz, reicht Max Schweser (1962) in seinem Büchlein ‘Mellrichst. Sagenkranz’ (frei übernommen): im 30-jährigen Krieg verwaltete ein junger schwedischer Fähnrich das Amt Mellrichstadt, während sein Vorgesetzter, ein Obrist, in der damaligen Festung Königshofen saß; der junge fröhliche Mann hatte alsbald ein Liebesverhältnis mit der hübschen Tochter eines Ratsherrn, der am unteren Zwinger als Glockengießer wohnte; als der Obrist davon erfuhr erboste er sich heftig, weil es seiner Meinung nach nicht sein konnte, dass seine Untergebenen mit der einheimischen Bevölkerung in engeren Kontakt kämen; so geschah es, dass er zusammen mit dem Fähnrich einen Kontrollgang zur Besichtigung der Wehranlagen unternahm und jenem dabei diesbezüglich lauthals rügte, worauf der Fähnrich völlig die Beherrschung verlor - er zog seinen Degen und stieß den Obristen damit tödlich verletzend bei der Badpforte zu Boden; er soll angeblich im Chor der Stadtpfarrkirche bestattet worden sein; das Kreuz bezeichnet die Stelle der Untat; durch die sog. Badpforte gelangte man früher in das Badehaus außerhalb der Stadtmauer (Badestübchen) unmittelbar an der Streu, die in Kriegszeiten mit Palisaden verschlossen wurde (Verf.)

Quellangaben: Lit: 1. G. Schätzlein, 1985 s.o., S. 114-115, Katalog-Nr. 5527.15 m. Abb. (Kopie), daraus: 2. M. Schweser, 1967 s.o. S. 18

steinkreuz mellrichstadt
standort blick nach norden detail standort

Mellrichstadt C: Südostwinkel Kreuzung ‘Gartenstraße / Bahnhofsweg’, auf dem Grundstück der Gärtnerei Lohse in umzäunten Schutzbereich, vermauert im Zugangsbereich der sog. Brunnenstube,  (Ang. Lit. G. Schätzlein, 1985)

Maße: Höhe 1,10 m, Br, 0,90, T. 0,18, das Steinkreuz lat. Form aus Sandstein zeigt auf der Vorderseite linear eingetieft eine Pflugreute mit gebogenem Griff, auf dem Blatt stehend (Länge 0,65, Gerät des Bauers zum Reinigen des Pfluges), im Grunde ein Symbol für den Bauernstand bzw. Landmann (Verf.)

nach dem ehem. Bürgermeister Oskar Will, in: Mellrichstädter Heimatblätter 1932, wurde das Kreuz ‘noch in jüngster Zeit bei Verlegung des Bahnweges ausgegraben’, wobei man auch an der Fundstelle mittelalterliche Kachelscherben fand; interessanterweise entwickelte sich auch hier ‘äußerst schnell’ hinsichtlich der Pflugreute die oft zu hörende Wandersage des pflügenden Bauern, der damit im Streite seinen Sohn erschlug; geht man von einem Auffindungszeitraum zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg aus, so dürfte doch zweifelsfrei feststehen, das jegliches Wissen über einen Setzungsgrund nicht mehr vorhanden sein kann - und immer wieder dargestellte Pflugreuten als Totschlagswaffen zu deuten, bleibt ein Attribut des Volksmundes; vielmehr handelt es sich um ein Symbol für den Bauernstand bzw. Landmann und drückt eine damit verbundene Involvenz aus (Verf.)

der heutige Bahnhofsweg (Altstadt-Bahnhof) war im Mittelalter die östliche fuhrwerksgängige Passage in die Stadt, durch die sog. Malpforte (1366 erstmals erwähnt); im Grunde bildet die Kreuzung mit der heutigen Gartenstraße, einem östl. außerhalb der Stadt vorbeiführenden Weg, den typischen Standort eines Sühnemals - Wegkreuzung am Ortsrand (Verf.)

kopie lit. g. schaetzlein 1985 gartenstr.
kopie lit. j. reinhardt 1999

Quellangaben: Lit.: 1. G. Schätzlein 1985 s.o. S. 118-119, Katalog-Nr. 5527.17 m. Abb. (Kopie), daraus: 2. Oskar Will, in: Mellrichstädter Heimatblätter 1932, S. 69, 3. M. Schweser, 1967 s.o. S. 19, 4. G. Schätzlein, in Rhönwacht 1974, 3 u. 4; 5. J. Reinhardt, 1999 s.o. S. 137, Nr. 5527.10 m. Abb. (Kopie)

wappenstein malpforte
hinweistafel in situ
dreipassrelief malpforte

Mellrichstadt D u. E: östl. Stadtmauer, kleine Grünanlage innenseitig der Malpforte

Dreipassrelief und Wappenstein

Quellangaben: Hinweistafel vor Ort

standort hendunger strasse

Mellrichstadt F: südöstl. des Ortes auf der Höhe, im Bereich der Einmündung ‘Hendunger Straße’ in ‘St 2275’, bei der Einfahrt zum Aussiedlerhof Stäblein neben einem Hochkreuz in einer Gebüschgruppe (Ang. Lit. G. Schätzlein, 1985), ‘Schlüsselkreuz’

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Obertägige Maße: Höhe 1,10 m, Br. 1,30, T. 0,35, exakt gearbeitetes, parallelkantiges Steinkreuz lat. Form aus Sandstein mit Kantenfasung (got. Stilelement); am Kopf und den Armenden der Vorderseite *Dreipass-förmige Reliefausarbeitungen, die den Eindruck eines mit derartigen Enden verzierten Kreuzes über die gesamte Fläche entstehen lassen (besonders am Kopf erkennbar, *Dreipass - symbolisch für Dreifaltigkeit - Vater, Sohn u. Heiliger Geist); auf dem Scheitel lineare Eintiefungen, die von M. Schweser als Steinmetzzeichen und in der Sage nach Ch. L. Wucke als Schlüsselbund gedeutetet werden; auf dem Scheitel und am Schaft je zwei markante lochartige Eintiefungen, die als Abriebsmale deutbar sind (Verf.)

Angaben Lit. M. Schweser (Textkopie): ‘Nach einer Aufzeichnung im Pfarrarchiv stand das Kreuz früher ein gutes Stück von der Straße entfernt, wahrscheinlich am Bahraer Pfad, an der Stelle, an der im Jahr 1626 der Dechant des Landkapitels Mellrichstadt, Andreas Forner, Doktor der Theologie und Pfarrer von Merkershausen, von einem gottlosen Räuber erstochen wurde’

Ang. Lit. Ch. L. Wucke, 1891 (frei übernommen): Von dem alten Kreuzstein mit dem Schlüsselbunde (6-8 Schlüssel) bei Mellrichstadt: vor einigen hundert Jahren lebten in Mellrichstadt zwei Pfarrersköchinnen in innigster Freundschaft, das dem Teufel im Laufe der Zeit missfiel und ihnen die Eifersucht auf den Hals schickte; eines Tages gingen beide, den Schlüsselbund am Gürtel tragend, voller Gift und Galle gegen Hendungen zu; kaum hatten sie die Stadt hinter sich gelassen begannen sie sich bereits zu beschimpfen und bald schlugen sie mit ihren Schlüsseln derart auf einander ein, dass sie tot zu Boden fielen; an dieser Stelle, wo sie auch begraben wurden, errichtete man zur Erinnerung das Kreuz (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. G. Schätzlein, 1985 s.o. S. 120-121, Katalog-Nr. 5527.18 m. Abb. (Kopie), daraus: 2. O. Will, in: Mellrichst. Heimatblätter 1932, S. 64, 3. M. Schweser, 1967 s.o. S. 21, 4. Ch. L. Wucke, Sagen der mittleren Werra, der angrenzenden Abhänge des Thür. Waldes, der Vorder- u. der Hohen Rhön, sowie aus dem Gebiet der fränkischen Saale, Eisenach 1891, 3. Aufl. S. 779; 5. J. Reinhardt, 1999 s.o. S. 138, Nr. 5527.11

kreuzigungsrelief noerdl. stadtwall
hinweistafel in situ
standort hoffmannshain

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Mellrichstadt G: nördl. Wallanlagen, Innenseite äußere Stadtmauer, ‘Hofmannshain’

Kreuzigungsrelief aus Sandstein

verschollene Objekte:

Mellrichstadt: 1. ein Steinkreuz, ‘Unterer Kreuzschlepper’, stand südwestl. der Stadt am Hainberg, am Fußweg zum Hainhof, unweit des Wasserhochbehälters; 1932 war nur noch das Oberteil sichtbar, das auf dem rechten Kreuzarm eine sog. Blätzschüssel zeigte (hölzernes Kuchenbrett), Ang. O. Will 1932: auf dem Hainberg am Fußweg zum Hainhof stehen zwei Feldkreuze, die bei älteren Leuten unter dem Namen ‘Kreuzschlepper’ bekannt sind, sowie auch die anliegenden Äcker von ihren Besitzern als ‘am Kreuzschlepper’ gelegen bezeichnet wurden; nach der Sage gerieten zwei Weibsleute beim Kirchweihkuchenbacken im Backhaus (Mellrichstadt) wegen Liebeshändel derart in Streit, dass sie sich bis auf den Hainberg verfolgten, wo dann eine mit iher Blätzschüssel die andere erschlug; das Kreuz soll früher auch an anderer Stelle gestanden haben (Verf. frei nach Lit. G. Schätzlein, 1985)

2. ein Steinkreuz an der Stockheimer Straße rechts am Feldrain des ‘Redeacker’ in der Nähe der Kreuzkapelle, vor 1932 unterhalb der Arme abgeschlagen und dann verschwunden

3. ein Steinkreuz, ‘Springerkreuz’, Flurname: ‘beim Springerkreuz’ stand an der Eußenheimer Straße in Höhe des Galgenturmes (Hinweis auf ein Steinkreuz abgeleitet vom Flurnamen)

kopie lit. g. schaetzlein, 1985 versch.

4. das Steinkreuz von den ‘Langen Wiesen’ in Mellrichstadt (Ang. Lit. G. Schätzlein, 1985 - nach örtlicher Auskunft an Verf. ist diese Flurbezeichnung unbekannt), das Steinkreuz wurde am ursprüngl. Platz bei Mäharbeiten abgebrochen, worauf es von O. Will, 1932, zusammen mit Steinkreuz A in seinem Grundstück Friedenstr. 29 am Mahlbach aufgestellt wurde; nach Auskunft des Heimatmuseums Mellrichstadt an Verf. befindet sich derzeit nur Steinkreuz A im Museum, verbunden mit dem gesicherten Hinweis, dass sich auf dem Grundstücksgelände Friedensstr. 29 kein weiteres Steinkreuz befindet (Verf.)

das Kreuz zeigte beidseitig Inschrift in Versalien in großer Buchstabengröße, Vorderseite:                                                                                                                                                                       ‘DER ERSAME / MICHAEL HE...’, Rückseite: ‘...ERSCHOSSEN / A D ...’ 

Quellangaben: Lit.: 1. G. Schätzlein, 1985 s.o. S. 116-129, 1. Nr. 5527.19 / 2. Nr. 5527.20 / 3. Nr. 5527.21, 4. Nr. 5527.16, daraus: 2. O. Will, 1932, S. 68, 3. M. Schweser, 1967 s.o. S. 22 /24 / 32

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