die dreissig pfarrherren

Nürnberg, OT Neunhof, Grünanlage Ostseite ‘Obere Dorfstraße’, südl. Ortsausgang nach Kraftshof

die im Volksmund ‘Die dreißig Pfarrherren’ genannte Denkmalguppe, bestehend aus einem gotischen Bildstock (Marter) und vier mächtigen Steinkreuzen, gilt als eines der bedeutensten Ansammlungen von Flurdenkmälern dieser Art in Franken (vgl. Erlangen-Bruck); noch um 1930 stand die Gruppe solitär, weithin sichtbar am Platze, bevor sich der Ort durch Neubebauung vergrößerte

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die Neunhofer Marter wird von Fachleuten als ältestes Flurdenkmal in der Gegend rund um Nürnberg gesehen, wobei mit großer Wahrscheinlichkeit ein urkundlicher Beleg existiert; aus einem Wöhrder Gerichtsbuch des ‘Amtes der Vesten’ aus den Jahren 1433 bis 1436 geht ein alter Sühnevertrag (‘anno 1435’) hervor, dem ein Totschlag im ‘Knoblauchsland’ vorausgegangen war - der Totschläger Heinz Ringmann aus Neunhof, das Opfer Hans Morder, ein Bauer aus Kraftshof: (Auszug) ‘...für die puß des totslags richten und bezalen sullen zum ertsten 50 selmeß dy sullen sy lassen lesen mit Seboldt Morders wissen und ein halb zenntner wachs und ein stainene Marter im maße die marter so sein als die auff dem Tyrgarten und die pesserung der marter sol sten als dy vier erkennen und ein Romfart dy vollbracht sol werden zu Rom und nicht neher und zwo Achfert und 10 ft. darinne begern sy gnad wenn er aber in die Achfert in den ersten Fußptritt kumt oder in die Romfart und dorinne abging von tods wegen so sollten dy purgen ledig sein. Das sollt geschehen in dreyen jaren...’ Obwohl im Vertrag der Platz für die Martersäule nicht ausdrücklich genannt wurde, darf doch auf Grund der Lokalisierung der Beteiligten angenommen werden, dass es die Neunhofer Marter ist, die – anstatt eines sonst üblichen Steinkreuzes – um 1435 als Sühnemal gesetzt wurde

die Neundorfer Marter besitzt wie viele andere got. Martersäulen keinen Sockel, die vier Burgsandsteinblöcke tragen, oben konisch eingezogen, eine Ädikula mit restauriertem Satteldächlein; das südl. arg abgewitterte Relief des Tabernakels zeigt Maria und Johannes unter dem Kreuz, nördl. die Gregoriusmesse mit dem Schweisstuch der Veronika; die Ostseite ohne Darstellung, westl. in einer gotischen Spitzbogenblende die nur noch schwer erkennbaren Umrisse des heiligen Leonhard, der Nothelfers für Pferde

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(v.l.) A: Obertägige Maße: Höhe 1,32 m, Br. 1, 25, T. 0,29, armunterseitig gerundete Winkelstützen, Rückseite Beschädigung eines Armes, B: 1,15 m, 1,0, 0,34, beidseitig lochartige Vertiefungen, die als Abriebsmale deutbar sind, Armoberseiten durch Abwetzen mittelalterlicher Hieb- oder Stichwaffen abgeschrägt, s. Einf. (verf.) C: 1,35 m, 1,12, 0,34, reparierte Bruchstelle eines Armes, Rückseite fragmenthafte Reste eingetiefter Darstellungen, D: 1,05 m, 0,92, 0,28, wie Obj. B  

die Denkmalgruppe hat keinen gemeinsamen geschichtlichen Ursprung, sie besteht erst zum Teil seit dem Jahre 1896, die beiden nördl. Kreuze wurden später dazu gesetzt; die vier Steinkreuze lat. Grundform stammen jedoch aus der näheren Umgebung; das linke Kreuz befand sich ca. 500 m weiter östl. am Feldweg, der noch heute bei der Gruppe die Straße kreuzt; Kreuz B stand ca. 50 m südl. vom Neunhofer Schloss inmitten der Feldflur und die verbleibenden befanden sich vermutlich an der Straße nach Kraftshof (Verf.) als 1906 die Gruppe restauriert wurde, fand man in geringer Tiefe das Skelett eines großen Mannes, dessen Arm wie zum Schutz über den Kopf gelegt war, sowie ein großes Messer; nach der Sage sollen am Platze während des Bauernkrieges dreißig kath. Pfarrherren von den aufständigen Bauern hingerichtet worden sein; nach anderer bezeichnen die Denkmale ein Soldatengrab des Dreißigj. Krieges; früher übernahm der Kraftshofer Pfarrer bei der Gruppe den von auswärts kommenden Leichenzug und führte ihn unter Glockengeläut zum Friedhof (Gde.-Grenze verläuft direkt an der Gruppe vorbei) 1958 erfolgte durch den Heimat- und Volkstrachtenverein Neunhof, neben erneuter Restauration, die Gestaltung der heutigen Grünanlage mit Bänken (Verf. frei n. NZ-Pressebericht, s.u.)

Quellangaben: Lit.: Internet: 1. ...nordbayern.de-Nuernberger Zeitung-Pressebericht: Steinerne Buße für Totschlag im Knoblauchsland - 24.01.2012 von Hermann Rusam, 2. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmäler in Nürnberg, OT Neunhof: Obere Dorfstraße, Marter und Steinkreuze, sog. Dreißig Pfarrherrn, reich ornamentierte Sandsteinsäule, 15. Jh. und vier Steinkreuze, Sandstein, 15. Jh., Nr. D-5-64-000-1412 

Neunhof, E: (momentan kein Foto verfügbar) westl. Ortsrand, Kreuzäcker Straße, Steinkreuz aus Sandstein lat. Form mit Kruzifixdarstellung

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