michaeliskirche rohr grabsteine

Rohr, Lkr. Schmalkalden-Meiningen, Ortskern, A: in der Michaeliskirche (ehem. Kirchenburg), seitlich links des Altars an der Wand lehnend, 12 Grab - Kreuzsteine (5 im Bilde)

grabstein rohr grabstein rohr grabstein rohr grabsteine rohr
michaeliskirche rohr

die Michaeliskirche der einstigen Kirchenburg zu Rohr gilt als die älteste Kirche in Thüringen, wobei der heutige Bau etwa aus karolingischer Zeit hervorgeht; der Ort wird erstmals im Jahre 815 urkundlich in Verbindung mit einem Benediktiner Kloster erwähnt; im Wappen das Schilfrohr, das auf die Klostergeschichte verweist sowie das Benediktiner Kreuz und die Henne, das Wappentier der ehem. Grafschaft Henneberg (Quelle: ...kirche-rohr.de-Dorfgeschichte)

am 29. April 1607 kommen durch ein Hochwasser der Hasel sieben Einwohner des Ortes zu Tode (...rohr.de); rein theoretisch könnten sich unter obigen Grabsteinen Gedenkmale für etwaige Opfer diesbezüglich befinden, da meist die Inschriften, wenn vorhanden, kaum mehr lesbar sind (Verf.)

Textkopie: (Quelle: ...kirche-rohr.de-Dorfgeschichte, S. 12)

Dr. Wolf-Dietrich Heinemann, Pfarrer i. R.
Rohr in Thüringen.
Eine herausragende Dorfsiedlung in der ehemaligen Grafschaft Henneberg. (7. 2. 2012, Internetarchiv)

Spätestens von der zweiten Hälfte des 16. Jh. an wurde der Bezirk innerhalb der Wehrmauer als Friedhof des Dorfes genutzt. Darauf weist auch ein Beinhaus an der Kirche hin, das in den Kirchenrechnungen des 16. und 17. Jh. Erwähnung findet. In diesem Haus wurden ausgegrabene Schädel und Knochen bewahrt, zumal das
Friedhofsgelände durch die Wehrmauer begrenzt war und nach einer relativ kurzen Liegezeit
die Grabstellen neu belegt wurden. Die ältesten Grabsteine stammen aus der ersten Hälfte des 17. Jh. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von zwölf Grab-Kreuzsteinen, die einen einheitlichen Typ erkennen lassen. Alle Stelen sind aus Kalkstein gefertigt und haben einen runden oberen Abschluß. Die Kreuzfelder
sind von einem Blendbogen umschlossen, und alle Kreuze stehen auf dreieckigen Sockeln. Diese Grab-Kreuzsteine, zum größten Teil hinter dem Altar der Kirche sichergestellt, bilden den „zahlenmäßig größten Bestand seiner Art im deutschen Sprachraum.
Quelle: Azzola, J. und F.: Die mittelalterlichen Grab-Kreuz-Steine des 17. Jahrhunderts in der Kirchenburg Rohr bei Meiningen. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Bd, 89/ 1982/83, S. 76

Quellangaben: Lit.: 1. J. - F. Azzola, 1982 s.o. S. 76, in: Aufsatz von Dr. Wolf-Dietrich Heinemann, Pfarrer i. R., Rohr in Thüringen (...kirche-rohr.de-Dorfgeschichte)

standort voellers ruh rohr

Rohr B: ca. 2 km westnordwestl. des Ortes auf der markanten baumbestandenen Anhöhe ‘Völlers Ruh’ oder ‘Kuppenhügel’ (Feldweg 500 m folgen, der ca. 900 m westl. der Schnittstelle B 19 / L 1140 von der Straße nach Meiningen nach Norden zieht), 1 Steinkreuz u. 2 Hinweissteine

steinkreuz rohr andere seite
standort voellers ruh detail draufsicht

Obertägige Maße: Höhe 1,15 m (Länge ges. 1,48), Br. 0,85, T. 0,24, das gut erhaltene Steinkreuz lat. Form aus Kalkstein mit gerundeten Enden ist zeichenlos und weist auf dem Scheitel und Oberseite westl. Kreuzarm lochartige Vertiefungen auf, die als Abriebsmale deutbar sind (Verf.)

‘Bis 1973 stand das Denkmal etwa 500 m weiter südwestlich dicht an der Straße Rohr - Meiningen. Hier verlief die ehemalige Landesgrenze Preußen / Herzogtum Sachsen-Meiningen, die auch kirchliche Territorien trennte bzw. trennt (Sachsen / Thüringen). Heute Kreisgrenze Meiningen / Suhl’. (Lit. F. Störzner, 1988)

dieser Standort dürfte ca. 100 m südwestl. des Abzweiges des Feldweges zum heutigen Standort von der Straße Meiningen - Rohr liegen - hier verläuft die heutige Gemarkungsgrenze Meiningen - Rohr in einem nach Westen geöffneten rechten Winkel, dessen Eckpunkt genau an der Straße liegt; nach Lit. F. Störzner mit den Flurnamen ‘Steinernes Kreuz’ und ‘Am Steinkreuz’ (Verf.)

‘1959 war das Steinkreuz durch Unbekannte herausgerissen und mit schwerer Technik etwa 800 m weggeschleift worden. Die Wiederaufstellung am alten Standort geschah auf Veranlassung von H. Boxberger, Meiningen. - Im Zuge der Straßenverbreiterung machte sich eine Umsetzung erforderlich, und am 18. April 1973 wurde das Kreuz durch das Straßen- und Tiefbaukombinat Suhl am jetzigen Standort neu aufgestellt. - Ein Arm neu angefügt. Volkstümliche Überlieferung: Das Steinkreuz sei zum Andenken an einen französischen General errichtet worden. - Nach einer anderen Überlieferung soll an der Stelle ein Fuhrmann verunglückt sein (Lit. Lilie, 1915). - Ein Bauer sei hier von seinem zurückrollenden Wagen überfahren worden (Lit. Quensel, 1926). Lit. Heinemann / Keidel, 1969, sehen in dem Steinkreuz ein Grenzkreuz für die Markierung kirchlicher oder herrschaftlicher Bezirke. Die markante Grenzlage des Kreuzes ist zweifellos auffällig; eine ursächliche Bedeutung als Grenzmal ist jedoch weder belegt noch anzunehmen. Die Sage vom Rasenkreuz zwischen Rohr und Meiningen (Lit. Bechstein, 1837, S. 199-201; Sagenschatz 1965) steht nicht in Beziehung zu dem Steinkreuz ! - Im Schrifttum auch unter Meiningen geführt’ (Textquelle: Lit. F. Störzner, 1988)

kopie lit. f. stoerzner 1988 hinweisstein voellers ruh hinweisstein kuppenhügel
situation 1959

neben dem Steinkreuz befinden sich zwei weitere, etwa rechteckige Steinmale - eine neuere mit dem Schriftzug ‘VÖLLERS- / RUH’ auf scharrierter Fläche, Rückseite: ‘SEIT 815 ROHR’ und darunter das Wappen der Gemeinde Rohr (s.o.) - sowie eine Kalksteinplatte von 1908 mit der Inschrift auf vertiefter Fläche: ‘Thür. Waldverein / Meiningen / gestiftet 1908 / Aussichtspunkt / Kuppenhügel’ (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Frank Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Katalog Bezirke Gera-Suhl, Weimar 1988, S. 135-136, Nr. 103 m. Abb. 105/107 Foto 1959 (Kopien), daraus: 2. G. Lilie, Steinkreuze in Thüringen und im fränkischen Grenzgebiet, Thür. Monatsblätter 23, 1915, 8, S. 106, 3. K. Mundt, Unser Kreis Schleusingen, Suhl 1925, S. 126, 4. R. Block, Alte Steinkreuze in Westthüringen - Mitt. Eisenacher Gesch.-Verein 2, 1926, S. 39, Nr. 20, 5. P. Quensel, Thüringer Sagen, Jena 1926, S. 151, 6. W. Schönheit, Die Steinkreuze in Thüringen, Jena 1926, H. 3, S. 80, 7. P. Georgi, Steinerne Zeugen alten deutschen Rechts im Kreise Schleusingen, Henneb. Heimatblätter 1938, 49, S. 308-309 m. Abb. u. weitere Publikationen 1939, 1959, 1965, 8. H. Boxberger, Alte Steinkreuze, Meininger Kulturspiegel 1957, S. 59, 9. H. Köber, Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, Eisenach 1960, S. 68, Nr. 475 m. Abb. 82, 10. E. Richter, Um sie der Nachwelt zu erhalten, Freies Wort -Ausg. Suhl 17, 1968, 175 m. Abb., 11. W. D. Heinemann-H. Keidel, Belrieth und Rohr, Kultur- u. kunstgesch. Beiträge zur dörfl. Entwicklung in Südthüringen, Meiningen 1969, S. 41, 12. G. Müller, Steinkreuze sind Zeugen der Vergangenheit, Thür. Neueste Nachrichten 24, Weimar 1974, 7, F. Störzner, Steinkreuze in Thüringen, Weimar 1986

c.2018 www.kreuzstein.eu