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Mudau, OT Rumpfen, Lkr. Neckar-Odenwald-Kreis, A/B/C: ca. 700 m östl. des Ortes, wo die aus dem Ort führende 'Unterneudorfer Straße' die Straße Steinbach-Oberneudorf kreuzt, 2 Steinkreuze, 1 Bildstock, Benennung: 'Schäferkreuze', Flur: ‘Drei Kreuze’

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die aus einem Bildstock und zwei Steinkreuzen bestehende Kleindenkmalgruppe aus Buntsandstein steht seit langer Zeit am Platze, wohl eine Ansammlung im Zuge des Straßenausbaues (Verf.)

Steinkreuz A l.: Obertägige Maße: Höhe 1,38 m, Br. 0,75, T. 0,18, das Steinkreuz unterliegt got. Zügen, ausgerundet verbreiterte Enden, die dreifach eingekerbt auslaufen, sowie gerundete Kreuzarmwinkel; die Vorderseite zeigt ein etwa den Kreuzkonturen angepasstes lat. reliefartiges Balkenkreuz, welches am Kopfende und im Kreuzungsfeld ein kleines eingerilltes Linienkreuz aufweist, sowie im Schaft unterhalb der Arme einen langen eingravierten Dolch (Verf.)


Steinkreuz B: Obertägige Maße: Höhe 1,20 m, Br. 0,78, T. 0,18, das Steinkreuz lat. Form zeigt auf einer Seite die eingerillte Darstellung einer menschlichen Figur mit geschwungenen Stab (Ringelstecken) sowie darüber im oberen Kopfbalken ein großes Horn; nach Azzola u. Bormuth eine Hirtendarstellung, die auch zur Bezeichnung 'Hirtenkreuz' führte (Verf.)                                                     

Bildstock C: Bildstock auf gerundeten, gefasten Schaft mit giebelförmiger Aedikula, darin Kruzifix (Verf.)

kopie b. losch 1981 kopie b. losch 1981

örtliche Überlieferungen berichten von Schäfern, die sich hier einst im Streite um die Weiden gegenseitig erschlugen 'vor langer Zeit schlugen vier Schäfer bei Hollerbach ihren Pferch auf; im nahen Steinbach war gerade Kerwe (Kirchweih) und so gingen auch sie hin zum Tanze, wo im Verlaufe des Festes ein schönes Mädchen gleich mit allen vier anbändelte; auf dem Heimwege gerieten sie aus Eifersucht um das Mädchen derart in Streit, dass am Platze drei tot liegen blieben, der vierte schleppte sich noch ca. 100 m weiter gegen Hollerbach, wo auch er tot zusammenbrach; dort, wo man anderentags die Leichen fand wurden zur Erinnerung die 'Schäferkreuze' errichtet'; im Sagenverbund mit den Steinkreuzen Rumpfen D und E  (Verf. frei nach B. Losch, 1981)

Ang. B. Losch, 1981: 'Standort TK 6421 Buchen (Odenwald) R 18420 H 88640, Flst. 2041. An der Straßenkreuzung Unterneudorf-Rumpfen und Steinbach-Oberneudorf, links (V) und rechts (VI) von einem steinernen Bildstock. Beschreibung: Buntsandstein, Bearbeitungsspuren und -rillen. (VI) Von der Kreuzmitte abwärts ein etwas zurückgesetztes Niveau. Die Kreuzmitte scheint bogenförmig herausgebrochen zu sein; doch ist die figürliche Darstellung nach unten, wie es scheint original, fortgeführt. Maße: (V) Höhe 1,40 m, Br. 0,76, T. 0,18, (VI) Höhe 1,20 m, Br. 0,78, T. 0,17, (V) Groß ausgerundete Winkel. Verbreiterte und dreifach eingekerbte bzw. gerundete Balkenenden. Leichte Kantenabschrägung, die am Ende des Hohen, parallelkantigen Schaftes ausläuft. Kopfhöhe und Längsbalkenansicht betont. - (VI) Leichte Schaft- und andeutungsweise Kopfverbreiterung. Der Kopf ist nach links gegen den Schaft verschoben, die Arme sind verschieden hoch angesetzt. Zeichen: (V) Großes, parallelkantiges Kreuzrelief etwas innerhalb der Kreuzkonturen. In der oberen Schafthälfte des Reliefs ist ein Langer Dolch eingraviert. - (VI) Menschliche Figur mit geschwungenem Stab (Ringelstecken); darüber im obersten Kopfteil ein großes Horn. Friedrich Karl Azzola und Heinz Bormuth konnten die Figur als Hirtendarstellung deuten. Datierung: (V) ca. 16. Jh. (VI) ca. 16./17. Jh.

Volkstümliche Überlieferung: 'Die Schäfer von Steinbach, Hollerbach und Unterneudorf bekamen einst Streit wegen der Weide. Von einem in der Nähe stehenden alten Holzpflug wurde das Sech abgemacht, und damit schlugen sie aufeinander los, daß zwei sofort auf dem Platze blieben (Steinbacher Weg-Buchener Straße), der dritte aber am Weg nach Steinbach liegen blieb' (Max Walter, 1920/23). 'Vor Jahren hatten vier Schäferburschen bei Hollerbach ihren Pferch aufgeschlagen. Im nahen Steinbach war, 'Kerwe' (=Kirchweih), und auch die vier Schäfer gingen hin zum Tanz. Dort trafen sie ein schönes Mädchen, das aber ein 'Luder' war und gleich mit allen vieren anbändelte. Es dauerte nicht lange, und die Burschen waren aufeinander eifersüchtig. Als sie spät in der Nacht heimwärts gingen, geriten sie darüber in Streit, welchem von den vieren das Mädchen am schönsten getan hätte. Sie fielen übereinander her und schlugen sich, bis drei tot liegenblieben. Der vierte schleppte sich noch hundert Meter weiter gegen Hollerbach zu. Doch dann war auch er tot. Zur Erinnerung an diesen Vorfall errichtete man dort, wo man am anderen Tag die Leichen gefunden hatte, die 'Schäferkreuze' (Textkopie B. Losch 1981) 

Quellangaben:  Lit.: 1. Bernhard Losch, Sühne und Gedenken - Steinkreuze in Baden-Württemberg, Stuttgart 1981, S. 168-169, Mudau V, VI, Ortsteil Rumpfen m. Abb. 270, 271 (Kopien), S. 35, daraus: 2. Friedrich Karl Azzola-Heinz Bormuth-Fritz Schäfer: Dolch, Schwert und Spieß als Steinkreuzzeichen im hinteren Odenwald. Eine denkmalkundlich-ikonologische Untersuchung, in: Zu Kultur und Geschichte des Odenwaldes. Festgabe für Gotthilde Güterbock. Hrsg. im Auftrag des Breuberg-Bundes von Winfried Wackerfuß, Peter Assion und Rolf Reutter. Breuberg-Neustadt 1976, S. 55-62, daraus: Anm 58: 1. Hälfte 16. Jh. - Die Dreiergruppe soll nach 1621 im Steinbacher Zins- und Gültbuch genannt sein (P. Assion, 1972, S. 248 nach Aufzeichnungen von Max Walter), 3. Hans Schweizer: Sagen und Volksbräuche, in: Baden, Monographie einer Landschaft 5, 1953, Nr. 6, S. 36 mit dem Zusatz: 'Vor einigen Jahren will noch eine alte Frau in der Walpurgisnacht in der Nähe der Steinkreuze blutüberströmte Männer in heftigen Händel und mit hocherhobenen Hirtenstöcken gesehen haben' (zitiert nach P. Assion), 4. Peter Assion: Weiße Schwarze Feurige. Sagen aus dem Frankenland, Karlsruhe 1972, S. 130, Nr. 101: 'Eine Schlägerei zwischen Schäfern wurde 1685 gerichtskundig', 5. P.P. Albert: Zur Ortsgeschichte von Rumpfen im 17. und 18. Jahrhundert, Der Wartturm 10, 1934/35, S. 36   

Internet: 1. ...karte.wanderwalter.de-Schäferkreuze Rumpfen, 2. ...hvv-mudau.de/flurdenkmale.html-Die Schäferskreuze, um 1910 am Standort aufgestellt, Gewann ‘Drei Kreuz’, m. Fotos

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