bildstock singenrain kopie lit. o. kirchner 1986
standort seifertshof

Schondra, OT Singenrain, Lkr. Bad Kissingen, A: ca. 700 m nördl. vom Ort, Wegegabel bei ‘Gerodaer Straße 10’, am Seifertshof neben der ehem. Ziegelhütte, Bildstock mit Pieta von 1932

Maße: Höhe ges. 1,75 m, Bildstock aus rotem Buntsandstein mit weisser Porzellan-Pieta in der Nische; gebauchter Schaft auf Grundsockel mit giebelbedachten rechteckigen Nischenaufsatz, Inschrift: ‘R. J. K. / 1932’

nach der Überlieferung soll hier ein Singenrainer namens Morshäuser über einen Graben gesprungen und mit ausgerenktem Hals tot liegengeblieben sein (Verf.)

Quellangaben: Lit.: 1. Oskar Kirchner, Die Flurdenkmale im Landkreis Bad Kissingen, Bd. 4, (ehem. Lkr. Bad Brückenau, hrsg. v. Lkr. Bad Kissingen), Bad Brückenau 1986, S. 131, Nr. 2 m. Abb. (Kopie), Internet: 1. ...wikipedia.org-wiki-L.d.B. in Schondra, OT Singenrain: Gerodaer Straße 10, Bildstock, Giebelbedachter Nischenaufsatz mit Porzellanpietà und Kreuzbekrönung, auf gebauchtem Sandsteinsockel, mit Inschrift, bezeichnet „1932“, Nr. D-6-72-149-52

kopie lit. o. kirchner 1986 detail inschriftstafel

Schondra, OT Singenrain, Lkr. Bad Kissingen, B: ca. 2,5 km südl. des Ortes im Thülbingsgrund (‘in der Dülbich’, Lit. O. Kirchner), Waldabteilung Mittlerer Rimberg am Südhang des Burkardsbergs, Mordstein Förster Johann Schmitt

Maße: Höhe 1,70 m, Br. 0,69, T. 0,36, der etwa rechteckige, graue Sandsteinblock bezeichnet die Örtlichkeit, wo am 29. Mai 1887 der Förster Johann Schmitt vom Seifertshof von Waldarbeitern erschossen aufgefunden wurde; ‘wie erzählt wird, haben damals Wilderer den Förster Schmitt vom Seifertshof nach einer schriftlichen Drohung aus Rache mit zwei Schüssen niedergestreckt’ (Textauszug Lit. O. Kirchner, 1986)

Inschrift: ‘VON WILDERERN / ERSCHOSSEN / 29. Mai 1887 / JOH: SCHMITT / SEIFERTSHOF’

Wilderer-Drama im Thülbingsgrund
Es wurde viel gewildert in jener Zeit, gewöhnlich in fremden Revieren, erinnert sich der Oehrberger Edwin Schlereth an die Geschichten aus seiner Kindheit. Die Wilderer waren vorsichtig und immer in Gruppen unterwegs, falls sie vom Förster erwischt wurden. Der königliche Forstaufseher Johann Burkard Schmitt vom Seifertshof war ein dienstbeflissener junger Mann. Er habe sich vor nichts gescheut und sich von niemand einschüchtern lassen, erzählten die Alten. "Kommt nur her, ich krieg euch schon!" habe Schmitt Wilddieben, denen er auf die Schliche gekommen war, immer salopp gedroht. Eines Tages erreichte den Revierförster ein Drohbrief mit der Aufforderung, sich am Pfingsttag im Dölbinsgrund einzufinden, "wenn er Schneid habe". Ein Kollege Schmitts, ein Großonkel Edwin Schlereths, sollte den Forstaufseher zur "Verabredung" begleiten. Er warnte den forschen Familienvater: "Die Feiertage überlässt man den Wilderern", denn da drückten die Forstbeamten gewöhnlich beide Augen zu. Doch Johann Schmitt packte kurzerhand sein Gewehr und marschierte alleine zum angesagten Treffpunkt. In den Unterlagen von Schmitts Enkelin, Elfriede Heckelmann aus Waldfenster, heißt es, dass seine Frau in dieser Nacht vergeblich auf die Rückkehr ihres Mannes gewartet habe. Sie machte sich schließlich mit zwei Bauern vom Weiler Seifertshof auf die Suche. Auch der Vater und zwei Brüder des Vermissten kamen vom benachbarten Waldfenster herüber und durchforsteten das Gebiet. Einer seiner Brüder fand ihn schließlich in der Waldabteilung Mittlerer Rimberg am Südhang des Burkardsbergs. Zwei Schüsse, ein Kopfstreifschuss und ein Brustschuss, hatten den 29-Jährigen tödlich getroffen. Die Täter hatten den Ermordeten zu einer gegabelten Buche geschleift und ihn dort aufgestellt. Die Bevölkerung der umliegenden Orte strömte nach Bekanntwerden des Auffindens herbei und verwischte jegliche Spuren, so dass eine Rekonstruktion durch die Gerichtskommission nicht mehr möglich war. Vermutlich von "interessierter Seite" wurde nach dem feigen Mord das Gerücht verbreitet, Schmitt habe sich selbst erschossen, was aber widerlegt wurde. Bei der Grabrede geißelte der Ortspfarrer von Waldfenster, Schmitts Geburtsort, das "ruchlose Verbrechen", das ein junges Menschenleben zerstört und der Familie den Ernährer geraubt habe. Nachforschungen des Gerichtes in Singenrain und Reith blieben ergebnislos. Auch die einzige Zeugin aus Schönderling, die auf dem Heimweg drei Schüsse gehört hatte und eine Männerstimme, die anderen zurief: "Es ist der Unrechte, der Schmitt", brachte kein Licht ins Dunkel. Die Untersuchungen wurden schließlich eingestellt. 39 Jahre nach dem Verbrechen kam dem Sohn des Ermordeten, Alfred Schmitt, ein Gerücht zu Ohren. Ein Beteiligter habe im Jahr 1902 auf dem Sterbebett seiner Frau die Beteiligung am Mord im Thülbingsgrund offenbart. Auch sie konnte nicht sterben, ohne ihren Angehörigen von ihrer Mitwisserschaft zu erzählen. Es heißt, die Wilderer hätten ausgemacht, dass derjenige, der zuletzt stirbt, den Mord gestehen soll. Aus den Erhebungen der Staatsanwaltschaft Würzburg geht hervor, dass der Mord von vier Tätern - aus Burkardroth, Gefäll, Stangenroth und Zahlbach - begangen wurde. Ein Verfahren konnte allerdings nicht wieder aufgenommen werden, da alle Beteiligten bereits verstorben waren. Unter der Bevölkerung waren die Vier als berüchtigte Wilderer bekannt, die ihr Unwesen bis in den Gramschatzer Wald getrieben hatten. Von unserer Mitarbeiterin Gabriele Sell (Textkopie MAINPOST v. 11. 07. 2004 aktualisiert: 17. 10. 2017)

Quellangaben: Lit.: 1. O. Kirchner, 1986 s. o. S. 132-133, Nr. 5 m. Abb. (Kopie)

Internet: 1. ... m.mainpost.de-regional-bad-kissingen-Wilderer-Drama-im-Thuelbingsgrund, 2. ...wikipedia.org-wiki-Liste der Baudenkmaler in Schondra, OT Singenrain: (ehem. Baudenkmäler) Gedenkstein, Grauer Sandsteinblock mit Gedenkinschrift, bezeichnet „1887“, Nr. D-6-72-149-51 

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