Der große Zug der Germanen und die Katastrophe bei Vercellae

Am Ende des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts vollzieht sich im alpenländischen Raum eine Geschichte, die auf Grund ihrer Dramatik und historischer Brisanz unvergessen bleiben soll. Die nordischen, stets sesshaften  Stämme der Kimbern (Jütland), Teutonen (Weser), Ambronen, Haruden sowie einige Unterstämme verlassen ihre alten Siedlungsräume und ziehen auf der Suche nach neuem Siedlungsland in Richtung Süden wobei sie auf die Grenzen des römischen Reiches treffen. Der griechische Geograph Strabo, der um die Zeitenwende lebte, sieht Unrast, Raublust und Abenteurernatur als Beweggründe die altehrwürdigen Siedlungsgebiete zu verlassen. Auch verheerende Sturmfluten, nach dem griechischen Gelehrten Poseidonius, sollen die Gründe gewesen sein. Gegewärtige Forschung hingegen ist der Auffassung das Nahrungsmittelknappheit der entscheidende Faktor war, resultierend aus dem Raubbau, der schon seit der Jungsteinzeit an den einst fruchtbaren Böden betrieben wurde. Fischfang kam nur den Küstenbewohnern zugute und das jagdbare Großwild soll in dieser Zeit auf den nordischen Halbinseln schon stark dezimiert gewesen sein. Wie auch immer, Tatsache ist, dass sich etwa um 120 v. Chr. schwere, von Ochsen gezogene Karren in Bewegung setzten, die viele Jahre das Haus der Wandernden werden sollten. Eine erste germanische Persönlichkeit erscheint auf der Bühne der Geschichte - Herzog Boiorix, ein hünenhafter Recke, unbesiegbar im Kampf, auserwählt vom Thing zum Anführer.

Oder aufwärts und durch das Land der Bojer (Böhmen) ziehend, erreicht der ständig anwachsende, gewaltige Treck das Gebiet wo Ostböhmen die Karpaten berührt. Entlang dem Tal des in die Donau mündenden March (Morava) erreichen die Germanen das Gebiet des heutigen Wien und treffen auf die dort ansässigen Skordisker, von denen sie jedoch abgewiesen wurden. Friedlich, weiter auf der Suche nach neuem Siedlungsland zieht die lange Wagenkolonne nach Südwesten ab und nähert sich den Norischen u. Seetaler Alpen, damit den damaligen Grenzen des römischen Reiches. Längst drang die Kunde dieses Geschehens besorgniserregend  nach Rom und veranlasste Konsul Cnaeus Papirius Carbo mit stattlicher Macht im Noricum einzurücken, wollte man doch nicht im eigenen Lande fremden Völkern Nährboden bieten um später politisch und kulturell unterwandert zu werden. Die von einer kimbrischen Gesandtschaft überbrachte Bitte nach Landzuweisung wurde von den Römern kategorisch abgelehnt, doch sicherte Konsul Carbo freies Geleit, unter römischer Führung, in nördliche Richtung aus den für die Germanen unbekannten Alpentälern zu. Vertrauensselig willigten die Germanen ein und gelangten in das heutige steiermärkische Tal der Orte Eberstein, Mühlen und Neumarkt, westlich der Seetaler Alpen, durchzogen von der Ö-Bundesstraße 92.  Plötzlich wurde eiligst ein Thing einberufen, was von lauten Stimmen und hasserfüllten Blicken bestimmt war - die kimbrische Vorhut vermeldete ein talversperrendes römisches Heer. Die Römer betrieben falsches Spiel, in dem Maße wie sie in ihrer gesamten  Geschichte Ruhm und Ehre vorgaben übten sie Heimtücke und Hinterlist. Im Glauben leichtes Spiel zu haben sollten die Fremden versklavt oder vernichtet werden. Als mehrtägige Verhandlungen erfolglos blieben und die Römer sich anschickten, unter Tubaschall und Hohngeschrei ihre Schlachtreihen zu formieren, da wurde den Germanen bewusst um was es ging. (Verf.)

Noreia, 113 v. Chr.
Genau an der Stelle im Tal, wo sich heute das ‘Hörfeld’ befindet und auf halber Höhe das Dörflein Noreia eine alte keltische Siedlung überdeckt, hören römische Ohren zum ersten Mal das dumpfe Dröhnen germanischer Schlachthörner und den sogenannten ‘Barditus’, der von Tacitus in der ‘Germania’ beschriebene Schildgesang: ‘indem sie die Schilde vor den Mund halten erhöht sich die Wirkung nachgeahmter, vermeintlicher Götterstimmen’. Dies sowie die Tatsache, dass der Germane bereits vor der Völkervermischung der nachfolgenden Jahrhunderte eine durchschnittliche Körpergröße von 1,75 m aufwies, damit den Italiker um gute 20 cm überragte, trug nicht unwesentlich zu einer gewissen Verunsicherung auf römischer Seite bei. Als dann begleitet von ohrenbetäubendem Schlachtgeschrei, was nur Germanen zu eigen war, die wutentbrannten Haufen mit einer derartigen Wucht und Wildheit, wie sie die Römer seit dem Galliereinfall zweihundert Jahren zuvor nicht mehr erlebten, die ersten Sperrlinien durchbrachen und alles niederstreckten was sich ihnen in den Weg stellte, entstand im tiefgestaffelten Römerheer allgemeine Konfusion. Wie entfesselte Elemente wüteten ihre Schwerter, Reihe um Reihe wurde niedergehauen, ganze Abteilungen lagen binnen weniger Augenblicke zerschmettert am Boden. Die nachfolgenden  Legionäre, bleich vor Entsetzen, stoben in heilloser Panik nach allen Seiten auseinander. Vergeblich versuchten die Zenturionen neuzuordnen, doch den anstürmenden Riesen war nichts entgegen zu setzen. Da hatten die Römer einen Schutzengel, denn es brach ein Gewittersturm von solcher Intensität los wie es nur im Gebirge möglich ist, wovor sogar die einiges  gewohnten Nordleute kapitulierten. Gezwungen innezuhalten wähnten sie Wotan selbst zürne dem Verrat des Feindes. Das war die Rettung der Römer, Carbo und die Trümmer des Heeres konnten sich talaufwärts über Saumpfade in Sicherheit bringen, 40 000 Römer bedeckten das Schlachtfeld, viele gerieten in Gefangenschaft, mussten die grauhaften germanischen Riten über sich ergehen lassen. (Verf.)

Hörfeld-Noreia

Weiter in Richtung Norden durch menschenleere Alpentäler, über widrige Höhen gelangen die Wandervölker in das östliche, heutige deutsche Alpenvorland und tauchten wieder in den ‘Herkynischen Wald’ ein, jener riesige, in damaliger Zeit ununterbrochene Waldgürtel, der sich vom Schwarzwald über Fränkische Alb und Bayrischen Wald bis hin zu den Westkarpaten erstreckte und darin noch heute erkennbar ist. Hier im keltisch besiedelten Raum schlossen sich einige Stämme an und westwärts ziehend, vorbei am Bodensee, erreicht der Treck den Oberrhein, etwa im Gebiet von Basel, wo man längere Zeit verweilte. Noch um die Zeitenwende sollen die einstigen Lagerplätze erkennbar gewesen sein. Wohl im Winter, über das Eis des zugefroren Rhein, setzte der nun stark angewachsene Menschenstrom seinen Weg nach Südwesten fort, stets auf der Suche nach Siedlungsland. Die Gesamtführung wurde immer schwieriger, oft zog man auch auf getrennten Wegen und somit erhob Boiorix neben sich mehrere, gleichberechtigte Häuptlinge, wie den Zweimeterhüne Herzog Teutobold, Anführer der Teutonen oder Divico, Anführer der Kelten. Der ständigen Bedrohung aus dem Norden bewusst verstärkte Rom die Rüstung und als die Kunde vom erneuten Anrücken des ‘Terror Cimbricus’ - des kimbrischen Schreckens eintraf, diesmal gegen die neuen transalpinen Provinzen in Nordgallien, rief es den Konsul M. Iunius Silanus auf den Plan. Als er jedoch 109 in der Nähe des heutigen Genfer Sees die keltogermanischen Scharen angriff wurde sein Heer vollständig geschlagen. Roms Taktik lag nun darin Zeit zu gewinnen, begann Verhandlungen aufzunehmen doch wurde eine erneute Bitte um Siedlungsland in Südgallien kathegorisch abgelehnt. Während die Tiguriner 107 an der Garonne in Südwestgallien den Konsul L. Cassius besiegten, zog der Hauptross der Germanen langsam dem Rhonetal abwärts. Im Sommer 105 ziehen die Römer alle verfügbaren Kräfte des Nordens in den Westalpen zusammen, unter der Führung der für dieses Jahr gewählten Konsuln Q. Servilius Caepio und Cn. Mallius Maximus setzten sich drei gewaltige Armeekorps gegen das untere Rhonetal in Bewegung.

Arausio (Orange) 6. Oktober 105 v. Chr.                                                                                                                                                                            Unweit des heutigen Orange, direkt in den Rhoneauen, stand eine Streitmacht unter römischen Standarten, die es in dieser Größenordnung bis dahin noch nicht gegeben hatte. Das nunmehr vereinigte konsularische Heer belief sich auf 12 Legionen, etwa 80 000 Legionäre und zusätzlich noch weitere 40 000 Mann bundesgenössischer Hilfstruppen aus den nordwestlichen Provinzen des Reichs. In Rom war man voller Zuversicht das Barbarenproblem nun endlich militärisch lösen zu können, doch niemand ahnte, dass die beiden Konsuln in einem rivalisierenden Verhältnis zu einander standen, und sogar unmittelbar vor und während der Schlacht Kompetenzstreitigkeiten austrugen. Folglich konnte keine einheitliche Führung zur Geltung kommen, der es bedurft hätte eine Armee dieser Stärke erfolgversprechend zum Einsatz zu bringen. Die Tatsache, dass die Legionen mit dem Rücken zur Rhone in Angriffsposition gebracht wurden, ohne eventuellen Rückzugsraum, sicheres Indiz für die Siegesgewissheit der Konsuln, sollte sich später bitter rächen. Die Germanen gelobten vor der Schlacht alles den Göttern zu opfern was ihnen in die Hände fallen würde In Anbetracht des gewaltigen Römerheeres wurden die berühmt - berüchtigten ‘Eberrüsselkeile’ formiert, die zu je aus einigen Tausendschaften bestanden und deren Wirkungsweise die Römer erstmalig erfahren sollten. Aus römischer Sicht waren diese Formationen nicht zu sehen, da sie von einigen Vortruppkontigenten verdeckt wurden, die dann kurz vor dem Zusammenprall der Heere zurückgezogen wurden. Die keltogermanische germanische Macht betrug um die 80 000 Krieger, auf beiden Seiten nur wenige Reitereinheiten.                                                    

Verheerende Schneisen brechend, bohrten sich die Eberrüsselkeile in die angreifenden, völlig überraschten Legionen, hauptsächlich von den Urwüchsigsten und Tapfersten, den Kimbern gebildet. In diese freigekämpften Räume ergossen sich die eigentlichen Heeresscharen und hieben nun mit unverminderter Härte und Gewalt auf die Römer ein, deren Ordnung vollständig aus den Fugen geriet. Durch die Uneinigkeit der Konsuln schließlich zog der Zusammenbruch der einen Legion den der anderen nach sich. Die gesamte römische Armee wurde vernichtet, Tausende wurden gefangengenommen, jene die in der Flucht ihr Heil suchten erschlug man an den Ufern der Rhone oder ertranken in den Fluten. Nur einer Hand voll Männer soll es gelungen sein der Katastrophe von Arausio zu entkommen !                                                                                                                 Als sich einer der schwärzesten Tage römischer Geschichte dem Abend hin neigte verwandelte sich die Wallstatt in einen Hain apokalyptischer Szenarien. Rauschhaft wild, fast in ekstatische Zeremonien ausufernd verliefen die Opferungen. Mit Ausnahme einiger Hundert, denen Schreckliches bevorstand, wurden alle Gefangenen erhängt. Alles Gerät und Waffen bis hin zur prunkvollsten Rüstung wurde zerschmettert, zerschlagen und in Grund und Boden gestampft. Die ‘Seherinnen’, greise weißhaarige Priesterfrauen barfuß in weißen Gewändern, führten die Unglücklichen an große Mischkessel und schnitten ihnen mit dem Kurzschwert die Kehlen durch um den Bluttrunk zu bereiten sowie am Fluß des Blutes Orakel zu deuten. Anderen wurden bei lebendigen Leibe die Bäuche aufgeschnitten um aus der Lage der Eingeweide weissagen zu können. Sogar Pferde sollen geopfert worden sein, indem man ihnen die Augen ausstach, die Schädel spaltete und die Leiber mit Speeren durchbohrte - Schauderliche Kultbräuche, die es jedoch in allen Zeiten und auch bei höher entwickelten Völkern gab. (Verf.)         

Die Niederlage von Arausio kann als die schwerste Niederlage der Römer in ihrer gesamten Geschichte betrachtet werden. Die schweren Desaster der Schlachten an der Allia 387 v. Chr. Galliereinfall und bei Cannae 216 gegen Hannibal wurden hier moralisch und materiell überboten. Die Schreckensbotschaft löste in Rom Panik und Entsetzen aus. Im gesamten Norden des Reiches gab es keine einzige Legion mehr zum Schutze der Grenzen und allerorts bereitete man sich nun auf den zu erwartenden Einfall der Barbaren vor, jedoch das Unglaubliche, das schier nie in Erwägung gezogene trat ein - die Germanen hoben das Land, das ihnen zu Füßen lag nicht auf ! Sie zogen in Richtung der Pyrenäen ab. Rom wäre gefallen wie eine reife Frucht, schon 500 Jahre früher, nicht erst durch die Scharen Alarichs im 5. Jh. n Chr.

gaius marius

Diese unverhoffte Pause war für Rom ein Segen, der Mann der Stunde hieß Gaius Marius, Vertreter der römischen Volkspartei, 104 zum Konsul gewählt und mit dem Oberbefehl im Krieg gegen die Kimbern betraut. Mittels einer grundlegenden Heeresreform in Bezug auf Bewaffnung und Taktik gelang es ihm in relativ kurzer Zeit eine schlagkräftige Armee zu formieren, wobei aus allen Teilen des Reiches Kräfte mobilisiert werden mussten. 

Der nicht zu brechende Widerstand der Keltiberer im Gebiet der Pyrenäen veranlasste die Germanen umzukehren und so zogen sie an der heutigen westfranzösischen Atlantikküste entlang nach Norden. In Zentralgallien entschloss man sich zu jener schicksalhaften Trennung, die nunmehr die allgemeine Konzeptlosigkeit offenbarte, jeder militärischen Weitsicht frevelnd. Die Teutonen und Ambronen wandten sich nach Südosten, dem Rhonetal wieder entgegen, während die Kimbern den Rhein, südlich der Mainmündung überschritten um auf die heutige Brennerlinie vorzurücken. Nichts Günstigeres konnte den Römern geschehen als diese, durch die Teilung heraufbeschworenene Selbstschwächung der nordischen Feinde. Weiterhin bewirkte römische Diplomatie einen Abfall vieler keltischer Stämme, die eigene Wege gingen oder sogar auf römische Seite wechselten. 102 ließ Marius an der Einmündung der Isere in die Rhone ein Lager errichten, das einer Festung gleichkam und beherrschte somit die südwestwärts führenden Heerstraßen und Pässe nach Italien. Der zweite Konsul C. Lutatius Catulus zog nach Norden gegen die Kimbern. Hier scheint sich wirklich  das Unglaubliche zu bestätigen, dass die Römer viele Kriege nicht mit dem Schwerte, sondern mit dem Spaten entschieden. Sicherlich kommt ihnen aber das militärische Unvermögen der Germanen in Bezug auf Weitsicht, Strategie und Taktik entgegen, das der römische Philosoph und Schriftsteller Seneca (um Zeitenwende) so wiedergibt: ‘Wer ist stürmischer, ungestümer, gieriger nach Kampf in der Schlacht als die Germanen ? ... doch statt wirklicher Kriegstüchtigkeit beherrschen sie nur blinde Kampfeswut...’ Teutobolds Teutonen stürmten drei Tage lang ohne jegliches technisches Gerät gegen das stark befestigte Lager der Römer an, wobei Tausende Germanen im Gewirr der Gräben und Palisaden den Tod fanden. Zur Krönung allen Fehlverhaltens ereignete sich dann folgendes Schauspiel, das nebenbei auch Rückschlüsse auf die Anzahl der Ochsenkarren, Menschen und Marschgeschwindigkeit zulässt. Aus den ‘Annalen’ des römischen Geschichtsschreibers Livius geht hervor - der nun in Richtung Italien abziehende Treck der Germanen, hätte sechs Tage lang auf Rufweite die verschanzten Legionen passiert. Trotz dieses fatalen Leichtsinnes, wohl aus Selbstüberschätzung resultierend, wagte es Marius nicht, die sich für einen alles vernichtenden Angriff bietende Situation zu nutzen.  Rechenexempel der Historiker erbrachten, vorausgesetzt der Glaubwürdigkeit des Livius, eine Gesamtzahl der Teutonen und Ambronen von 160 000 Menschen, darunter maximal 40 000 waffenfähige Männer. Die Römer folgten im sicheren Abstand, der ‘Terror Cimbricus’ saß noch zu tief in römischen Gliedern

Aquae Sextiae (Aix en Provence) 102 v. Chr.                                                                                                                                                                          Durch gezieltes Attackieren, indem einzelne Einheiten in Eilmärschen über Seitenwege vor, dann wieder zwischen den getrennt ziehenden Ambronen und Teutonen auftauchten, gelang es Marius die beiden Stämme immer weiter von einander zu entfernen. Dann war die Wende dieses Krieges erreicht, innerhalb von drei Tagen schlug er jeweils mit mehrfacher Übermacht zuerst die Ambronen und folglich die Teutonen, wobei sich die Germanen in denkbar ungünstigste Stellungen verleiten ließen. Schonungslos, alle Wut entladend, verfuhren auch die Römer. Außer wenigen, die entfliehen konnten darunter Herzog Teutobold, wurden alle Kämpfer niedergehauen. Jedoch Verrat der Kelten ermöglichte seine Gefangennahme. Schon hier berichten antike Quellen von fliehenden Germanen und verfolgenden Römern, die im Bereich der Wagenburgen von den in Schwarz gekleideten Frauen mit Äxten und Schwertern niedergestreckt wurden, die einen als Feiglinge, die anderen als Feinde. Dann töteten sie die Alten, ihre Kinder und gaben sich selbst den Tod, alle, die es nicht vermochten gerieten in Gefangenschaft und Sklaverei.                                                                                     

Während dieser Geschehnisse in der Provence, von denen nach Ansicht renomierter Historiker die Kimbern keinerlei Kenntnis hatten (was stark zu bezweifeln ist, Verf.) überqueren diese allein den Alpenhauptkamm im Gebiet des heutigen Brenner, nachdem sich auch die Tigoriner im Voralpenland absetzten. Eine mit der des Hannibal vergleichbare Unternehmung, die sicherlich ähnlich viele Opfer kostete. Die Grenzsperren des Konsul Catulus im oberen Etschtal wurden durchbrochen und die Römer zogen sich, wieder von panischer Angst ergriffen, bis über den Po zurück. Im Frühjahr 101 ziehen die Kimbern in der wohlgefälligen Ebene des Po westwärts weiter. Nimmt man eine Anfangszahl von maximal 30 000 Kriegern an, so blieben jetzt, nach all den Kämpfen und Strapazen auch in den durchzogenen feindlichen Gebieten, nur noch etwa höchstens die Hälfte. Unterdessen eilt Marius mit seinem Heer durch die Täler der Ligurischen Alpen, marschiert über das südliche Piemont in Poebene ein und vereinigt sich mit den Truppen des Catulus. Nun betrug die Gesamtmacht 55 000 Legionäre, dazu eine mehrfach überlegene Auxilienreiterei nordwestalpiner Provinzen.

Vercellae (Vercelli) 30. Juli 101 v.Chr.                                                                                                                                                                                       Unweit der ‘Campi Raudii’ der Raudischen Felder, wo die Sesia in den Po mündet, wo Hannibal seine erste siegreiche Schlacht schlug, näherten sich die alten Feinde. Die Stärke der Römer vor Augen wussten die Germanen ihr Ende ist nahe, es gab kein zurück, es bedurfte keiner Verhandlung mehr. Dazu die sengende, brütende Hitze eines Hochsommertages in der weiten flimmernden Ebene des Po. Es sollte der letzte Tag des Volkes der Kimbern werden. Innerhalb kurzer Zeit wurde die germanischen Reiter besiegt, in alle Winde zerstreut und von allen Seiten warfen sich die Konsuln mit den Legionen auf das hoffnungslos verlorene Häuflein der Kimbern. Es gab kein Aufgeben, kein Zurückweichen. Sie kämpften bis zum letzten Mann, ein Blutbad ohne Gleichen. Als dann die Römer gegen die Wagenburgen vorgingen setzten sich die schwarzgekleideten Frauen anfangs zur Wehr, streckten erste Angreifer mit Äxten und Schwertern nieder, rissen sogar den Feinden die Schilde aus den Händen, wobei sie von tödlichen Schwerthieben getroffen zu Boden fielen. Als dann die Legionäre andere beim Schopfe packten und ihnen die Köpfe abschlugen, da töteten die Verbleibenden voller Entsetzen alle ihre Angehörigen, zerschmetterten ihre Säuglinge und gaben sich selbst den Tod. Die es nicht vermochten gerieten in Gefangenschaft und Sklaverei.

triumpf des marius ueber die kimbern

Vercellae-Triumph des Marius über die Kimbern

Anhang

Quellangaben: Verf. frei nach Lit.: 1. Horst Dieter-Rigobert Günther, Römische Geschichte bis 476, 2. Aufl., Berlin 1981, S. 73, 77-84, 88, 93, 2. Ernst F. Jung, Die Germanen, Von der Frühzeit bis zu Karl dem Großen, Augsburg 1993, S. 116-134, 3. Lexica allgemein

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