h. riebeling 1977

Wald-Michelbach, Lkr. Bergstraße, südwestl. Ortsrand, 'Bahnweg' folgen, der unmittelbar südl. der Bahnlinie ortsauswärts führt, im Bereich der südseitigen Zufahrt zum Fischerhof (letztes Anwesen), Steinkreuznest, 5 Steinkreuze

Obertägige Maße: (aktuell nicht bekannt), die fünf um 1898 beim Bahnbau aufgefundenen Wald-Michelbacher Steinkreuze bilden das größte Steinkreuznest Hessens (Verf.) 

Ang. H. Riebeling, 1977: 'Standort: Südwestlich des Bahnhofs neben dem Bahneinschnitt. Fünf Sandsteinkreuze in einer kleinen Anlage bilden das größte Steinkreuznest Hessens. An ihrem jetzigen Standort sind die Kreuze 1898 durch Bahnbauinspektor Rietzsch aufgestellt worden. Beim Bau des Kreidacher Tunnels hatten Bauarbeiter neben einem alten verschütteten Weg, der von Hartenrod über den Galgenberg nach Siedelsbrunn führt, in einer sumpfigen Mulde sieben aufrecht im Schwemmsand - etwa 1,20 m unter der Erdoberfläche - steckende Kreuze gefunden. Sie standen in etwa 80 cm Abstand voneinander entfernt, mit der Frontseite dem Tal zugewandt. Die meisten Kreuze waren beschädigt. Rietzsch konnte fünf Kreuze bergen und sichernstellen, zwei waren von den Arbeitern zerschlagen worden (6418.11-12). Die Fundsituation ergab eindeutig, daß die Kreuze bei einer Überschwemmung im Boden versunken waren.  

h. riebeling 1977

Die Erinnerung an die auffallende Steinkreuzgruppe war jedoch verlorengegangen. Keine Sage oder sonstige Überlieferung konnte in Wald-Michelbach festgestellt werden. Wenn später davon die Rede ist, im Volk habe die Erinnerung an einen Bauernfriedhof bestanden, auf dem die in Gorxheim gefallenen Bauern begraben worden seien, dann ist diese Version sicher erst nach der Neuaufstellung entstanden. Die Kreuze von Wald-Michelbach sind ausnahmslos mittelalterliche Kreuze, die von verschiedenen Orten zusammengetragen worden sind. Bei diesem Zusammentragen mag die Erinnerung an das Hauptquartier des Odenwälder Landsturms eine Rolle gespielt haben, das sich 1792 in Wald-Michelbach befand. Das Fehlen jeglicher Überlieferung spricht dafür, daß die Kreuze nicht lange vor ihrem Versinken an den Fundort versetzt worden sind. Die Zeitspanne dieser Maßnahmen bis zum Versinken war zu kurz, um die Erinnerung des Volkes nachhaltig beeinflussen zu können.'

6418.6: 'Maße: Höhe 1,15 m, Br. 0,80, T. 0,20, Material: Sandstein, Das Kreuz ist einfach gearbeitet. Die Kreuzarme sind ungleichmäßig lang und verschieden hoch angesetzt. Es wirkt plump und ungefüge.
6418.7: Maße: Höhe 1,60 m, Br. 0,50, T. 0,20, Material: Sandstein, Das Kreuz hat profilierte Kanten, wirkt schlank und gekonnt. Leider fehlt diesem Kreuz ein Arm.
6418.8: Maße: Höhe 1,15 m, Br. 0,93, T. 0,27, Material: Sandstein, Das Kreuz mit sich nach außen verbreiternden Balkenenden ähnelt den sächsischen Malteserkreuzen. Ihm am nächsten verwandt ist das leider verschwundene Kreuz im 'Äckersche von Wald-Michelbach'. Beide Kreuze könnten in ein und derselben Werkstatt entstanden sein. Eigenartig ist auch der angehauene Sockel des Kreuzes, der es von seinen Nachbarn unterscheidet. Leider ist nicht mehr festzustellen, ob das Kreuz im 'Äckerschen' einen ähnlichen Sockel hatte. Im Schaft dieses Kreuzes ist sehr roh ein Pflug eingeritzt.
6418.9: Maße: Höhe 1,30 m, Br. 0,88, T. 0,18, Material: Sandstein, Das Kreuz ist stark verwittert. Zu erkennen sind aber noch die leicht profilierten Balkenenden.  
6418.10: Maße: Höhe 1,53 m, Br. 0,70, T. 0,18, Material: Sandstein, Dieses Kreuz ist das am besten erhaltene der Gruppe, aber auch ihm sieht man die Spuren der Restaurierung an. Das Kreuz war unten am Schaft abgebrochen. Tief eingeritzt ist auf dem Kreuz ein Pflugsech dargestellt.' (Textkopien H. Riebeling, 1977)

Quellangaben: Lit.: 1. Heinrich Riebeling, Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Dossenheim/Heidelberg 1977, S. 195-196, Nr. 6418.6-10, TK 6418 R 87000 H 92220 m. Skizze (Kopie) u. Foto (Kopie), daraus: 2. Bormuth, Heinz, Die Steinkreuze von Wald-Michelbach, in: Der Odenwald 18, 1971, H. 1, S. 15, 3. Bormuth, Heinz, Die alten Steinkreuze im Lkr. Bergstraße, Kr. Bergstr. 1974, H. 7, S. 41-91, 4. Bormuth, Heinz - Glieschke, Gerhard, Steinkreuze im Odenwaldkreis, in:  Odenwälder Wochenblatt, Nr. 25, 1974, 5. Esselborn, K., Heimatkundl. Aufsätze von Prof. Anthes, in: Die Starkenburg 1928, H. 2, 6. Gieß, H., Steinkreuze in Waldmichelbach, in: Hess. Quartalbl. 1904, H. 1, 7. Liebers, Dr., Heilige Steine im Hessenland, in: Kurhessischer Erzieher 10 (1936), S. 143, 8. Mösinger, Friedrich: Steinkreuze zwischen Rhein, Main und Neckar, in: Archiv für Hess. Geschichte und Altertumskunde, NF-XIX (1935), S. 49-98, 9. Mösinger, Friedrich, Vergessene Kreuze, in: Darmstädter Tageblatt 21. 11. 1937, 10. Pfeiffer, J., Steinkreuze in der Umgebung von Weinheim, in: Die Windeck 1931, Nr. 8

verschollene Objekte:
Wald-Michelbach
1.(6418.11-12, s.o.), 2. 1 Steinkreuz, Benennung: 'Judenkreuz', Ang. H. Riebeling, 1977: 'Maße: Höhe 0,55 m, Br. 0,75, T. 0,25, Material: Sandstein, Standort: Nördlich des Bahneinschnittes in der Gewann 'Am Äckersche'. Hier stand noch vor einigen Jahren, bis an die Querbalken versunken, das sog. Judenkreuz. Das Kreuz ist seit einigen Jahren verschwunden; wie die Wald-Michelbacher Bauern erzählen, ist es gestohlen worden. Nach den Fundberichten aus dem Jahre 1889 hat das Kreuz nichts mit dem Wald-Michelbacher Steinkreuznest zu tun. Sage: Hier sei einmal ein Jude ermordet und begraben worden.' (Textkopie H. Riebeling, 1977)

Quellangaben: Lit.: 1. H. Riebeling, 1977, S. 196, Nr. 6418.13, TK 6418 R 87000 H 92400, daraus: 2. Bormuth, Heinz, Die alten Steinkreuze im Lkr. Bergstraße, Kr. Bergstr. 1974, H. 7, S. 41-91, 3. Mösinger, Friedrich: Steinkreuze zwischen Rhein, Main und Neckar, in: Archiv für Hess. Geschichte und Altertumskunde, NF-XIX (1935), S. 49-98, 4. Pfeiffer, J., Steinkreuze in der Umgebung von Weinheim, in: Die Windeck 1931, Nr. 8

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