Die Schlacht von Cannae

2. Punischer Krieg zwischen Rom u. Karthago, Apulien, Süditalien,            2. August 216 v. Chr., eine der größten Schlachten des Altertums, eine der schwersten Niederlagen der Römer im Verlaufe ihrer gesamten Geschichte, bis in neuere Zeit in Militärkreisen viel gerühmtes, klassisches Paradebeispiel der Zangen- bzw. Umfassungskriegsführung, Beweis für das Feldherrengenie eines Hannibal - Gnade Baals - der Sohn des Hamilkar Barkas, der als der größte Feldherr des Altertums  in die Geschichte einging

hannibal

Was niemand für möglich gehalten hätte und zur völligen Überraschung der Römer überwand Hannibal mit seinem Heer die Alpen, nachdem er die Pyrenäen passierte, Rhonetal aufwärts marschierte und schließlich den Tälern der Isere und Arc folgend zum Col du Monte Cenis gelangte, wahrscheinlich jenem unzugänglichen Alpenpass. Von 80 000 Fußsoldaten, 12 000 Reitern und 37 Kriegselefanten blieben ihm noch, als er im Gebiet der Tauriner in Norditalien einrückte (Umgebung von Turin), durch die Strapazen der Alpenüberquerung und kriegerischen Auseinandersetzungen mit keltischen Stämmen, 25 000 Fußsoldaten, 6 000 Reiter und ein Dutzend Kriegselefanten, die jedoch im weiteren Velauf umkamen, sodass bei Cannae wie oft berichtet, kein einziger mehr zum Einsatz kam. Doch schnell konnte er bei den römerfeindlichen Stämmen des Nordens neue Waffengefolgschaft finden. Bei einem ersten Reitergefecht, Herbst 218, im Gebiet der Raudischen Felder (Campi Raudii) am Flusse Ticinus (Ticino, südwestl. von Mailand) gingen die Punier als Sieger hervor und die Römer gaben das Gebiet jenseits des Po auf und zogen sich in das befestigte Placentia (Piacenza) zurück. Im Dezember gleichen Jahres siegte Hannibal erneut in der Schlacht an der Trebia, die sogar episodialen Charakter aufweist, denn die Römer ließen sich durch einen Scheinangriff mit Rückzug verleiten durch das eiskalte Wasser des in den Appenninen entspringenden Flusses an das andere Ufer nachzusetzen, waren dort jedoch durch Unterkühlung derartig handlungsunfähig, dass die nun angreifende Hauptmacht der Karthager leichtes Spiel hatte. Der Weg nach Mittelitalien war frei. Rom musste handeln. Im Frühjahr 217 bezog Konsul C. Flaminius in Arretium (Arezzo) mit 4 Legionen Stellung, doch Hannibal ließ sein Heer 3 Tage lang durch die überfluteten Auen des Arno ziehen, die um diese Zeit als unpassierbar galten, um den Feind zu umgehen. Am Trasimenischen See legte er dem ihm nachziehenden Flaminius einen Hinterhalt, indem sein Heer hinter einer Hügelkette entlang der Uferstraße aufstellte. Das ahnungslos ziehende Römerheer, obgleich es völliges Fehlverhalten war, wurde derartig überraschend angegriffen, dass daraus eine vernichtende Niederlage resultierte. Neben 15 000 Gefallenen, darunter der Konsul selbst, wurden an die 20 000 Römer gefangen genommen. Ein zweites Heer wurde ebenfalls bei Assisium (Assisi) von der punischen Reiterei, angeführt von General Maharbal zur Kapitulation gezwungen. Nach diesen Siegen ist es verwunderlich warum sich Hannibal nicht entschloss jetzt direkt Rom anzugreifen, sondern zog in Richtung adriatische Küste, nach Picenum (Ascoli) ab. Wohlwissend der Tatsachen, dass die Garnision Rom sehr stark befestigt war und seine Truppen dringend eine längere Pause benötigten, schienen seine Beweggründe gewesen zu sein. Weiterhin erhoffte er an den Küsten Apuliens, weiter nach Süden vordringend, Nachschub aus Karthago zu erhalten, der jedoch ausblieb. Alle durchzogene Gebiete wurden verwüstet.

Während dieser Zeit wurden die Punier vom neu gewählten Diktator Roms, Qiuntus Fabius, ständig attackiert und bedrängt in einer Art Zermürbungskrieg, er wich jedoch jedem entscheidenden Treffen aus. Diese Taktik brachte ihm den Beinamen ‘Cunctator’ (Zauderer) und erregte die Missgunst der Bevölkerung und des Senats, die nun endlich entscheidende Schlachten forderten. So wurden für das Jahr 216 die Konsuln L. Aemilius Paullus und C. Terentius Varro gewählt. Paullus in richtiger Erkenntnis der Sachlage, wollte nicht leichtsinnig das Heer in einer Hauptschlacht einsetzen und eine solche nur unter günstigen Umständen liefern, indessen sich sein Kollege nicht die Gelegenheit entgehen lassen wollte, in einer Ruhmestat zu glänzen. Der Umstand, dass der Oberbefehl über das Heer nach alter Tradition täglich zwischen den Konsuln wechselte, sollte von größter Bedeutung werden. Hannibals große Erfolge lagen in seiner buchstäblichen Verfechtung der althergebrachten Strategien Alexander des Großen - Kampfmethoden die den Römern jener Zeit völlig unbekannt waren. Mit größter Besonnenheit brachte unterschiedlich bewaffnete Reiter- und Fußtruppen auf effektivste und disziplinierteste Weise zum Einsatz, wobei seine  * Phalanx, die gefürchteten, schwergepanzerten numidisch-lybischen, schildgeschützten Schwert- und Säbelkämpfer bildeten. Stets studierte er den Charakter seines Gegners mit größter Sorgfalt und schnell erkannte er die Tollkühnheit und Unbesonnenheit Varros. Als sich die Truppen der Kontrahenten im Herzen Apuliens konzentrierten und nahe der Stadt Cannae (Canne) zusammengezogen wurden, bot er an einem Tag des Oberbefehles Varro’s eine Schlacht an, die Varro auch annahm, entgegen dem Rat des Paullus. Am am linken Ufer des Aufidus (Ofanto) bezogen die Heere Stellung. Die Römer boten 8 Legionen auf, die zusammen mit den bundesgenössischen Kontigenten eine Streitmacht von 80 000 Fußsoldaten und 6 000 Reitern bildete. Darüber hinaus befanden sich im Tross der Römer an die 80 Senatoren was zweifellos die Zuversicht eines sicheren Sieges bekundete. Dagegen standen auf der anderen Seite nur 40 000 Fußsoldaten, dafür aber 10 000 Reiter. Die römischen Kohorten marschierten 70 Glieder tief gestaffelt auf, an den Flanken rechts und links die Reiterregimenter. Hannibal stellte die leichtbewaffneten Gallier und Iberer, etwa 20 000 Mann, in das Zentrum mit dem Befehl langsam kämpfend zurückzuweichen, während er die Libyer und Numidier etwas zurückgezogen an den Flügeln postierte. Aus römischer Sicht war eine geschlossene konvexe Schlachtlinie zu sehen deren beide Enden von Reitertruppen gebildet wurden. Das war die Konstellation einige Stunden vor einem der schwärzesten Tage römischer Geschichte !

das Schlachtfeld heute, im Hintergrund der Ofanto, nahe des Flusses eine steinerne Stele als bezeichnendes Mahnmal der historisch bedeutsamen Stätte

schlachtfeld von cannae
steinstele schlacht von cannae

Bildquelle der Stele: www.italiainminiatura.com

Hannibals Schlachtplan war meisterhaft, wie er es vorhersah erfolgte ein Frontalangriff auf die hervorstehende Mitte seines Heeres welche sich kämpfend zurückzog, im gleichen Zuge ließ er seine überlegene Reiterei gegen die des Feindes vorgehen. Als die Kohorten das Zentrum durchbrachen gab Hannibal den Angriffsbefehl für die Elitetruppen - die Phalanx ging nun von beiden Seiten in brachialem Ansturm gegen die Flanken der Römer vor, denen sich damit plötzlich zwei unerwartete Hauptkampflinien eröffneten und allgemeine Verwirrung erzeugte. Die römischen  Reiterregimenter wurden geschlagen und in alle Winde zerstreut, somit erschien zusätzlich noch, zum Schrecken der Römer, die punische Reiterei in ihrem Rücken. Das Desaster begann, das konsularische Heer war eingeschlossen, von allen Seiten hieben nun Hannibals Krieger auf die sich dennoch wacker schlagenden Römer ein. Auch eine kreisförmige Verteidigungsstrategie half ihnen nicht mehr, sie wurden buchstäblich niedergemetzelt. Als die letzten 10 000 sich ergebend die Schwerter wegwarfen gebot Hannibal dem Blutbad Einhalt und ließ sie gefangen nehmen. Über 60 000 Legionäre bedeckten das Schlachtfeld, darunter Konsul Paullus, andererseits nur etwa 6 000. Am Ende der Kampfhandlungen folgte bis in das Morgengrauen hinein jene schauerliche Sitte der Sieger, die bis in das ausgehende Mittelalter übliche Realität war - die ‘Sieges-Trunkenen’ zogen grölend über die Wallstatt und töteten die noch am Boden verbliebenen, dahinsiechenden wehrlosen Verletzten mittels greulichster Torturen. Noch heute sind die ausgemauerten Brandgruben zu sehen, auf deren Roste man die Masse der toten Körper verbrannte.

rekonstruktion ablauf der schlacht von cannae

In Windeseile verbreitete sich die Nachricht von der katastrophalen Niederlager der Römer. Hannibal konnte ganze Säcke voller Ringe der gefallenen römischen Ritter, zum Zeichen des Sieges, nach Karthago senden (Abzeichen der römischen Ritterschaft). Fast der gesamte Süden Italiens trat nun auf die Seite Hannibals über und er verstand es nicht die Stunde der Dominanz zu nutzen, um den vernichtenden, finalen Schlag gegen Rom zu führen... (Verf.)

Das Ende - Publius Cornelius Scipio Africanus

* Phalanx: griech., dichtgeschlossene tiefgestaffelte schwerbewaffnete Kerntruppe, bereits unter Alexander dem Großen von schlachtentscheidender Bedeutung in den Perserkriegen, Hopliten-Phalanx (Verf.)

Quellangaben: Verf. frei nach Lit.: 1. Horst Dieter-Rigobert Günther, Römische Geschichte bis 476, 2. Aufl., Berlin 1981, S. 73, 77-84, 88, 93, 2. Lexica allgemein

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